Bewertung
Kevin Tancharoen

Glee on Tour - Der 3D Film

"Glee" on Tour. Erlebt die 'New Directions' im Kino.

Foto: Copyright: 2011 Twentieth Century Fox
© 2011 Twentieth Century Fox

Inhalt

Amerika ist voller Gleeks – wie die Fans der US-Hitserie "Glee" genannt werden. Und da die Serie einer der größten Hits der letzten Jahre ist, Millionen Fans hat und sich zudem eben auch noch um Musik und Tanz dreht, da ist die Idee einer Tour wohl gar nicht mehr so weit hergeholt. So ging der Cast von "Glee" auf Tour. Schon nach der ersten Staffel war diese äußerst erfolgreich, doch sollte sie von der darauffolgenden Tour noch übertrumpft werden. Bis nach England zog es den "Glee"-Cast und da eben auch nicht jeder Gleek sich das Konzert leisten konnte oder in der Nähe einer der vielen angesteuerten Städte wohnte, kommt die Tour nun ins Kino – für kurze Zeit und in 3D.

Kritik

Es ist schon ein seltsames Unterfangen für einen regelmäßigen Konzertgänger wie mich, in einem dunklen Kinosaal zu sitzen und einem stimmungsvollem Konzert zuzusehen, bei dem ich normalerweise mitgesungen und getanzt hätte. Nun also ruhig und still dort zu sitzen, mit einer unbequemen 3D-Brille auf der Nase und nur der Zuschauer als ein Teil vom Konzert zu sein, ist leider schon das erste Problem des Films. Denn obwohl die Kamera näher dran ist am Konzert in New Jersey, als jeder einzelne Zuschauer des Konzerts, so ist es eben nur die Kamera, die zwar mit 3D, aber eben doch nur Bild und Ton überträgt. Und die es eben nicht schafft, die nötige Stimmung zu verbreiten. Und das, obwohl das Konzert stimmungsvoller wohl nicht hätte ausfallen können, die Songs wunderbar performt werden und unsere Darsteller eindeutig ihr Bestes geben. Das ist natürlich ein Problem, mit dem jeder Konzertfilm zu kämpfen hat, denn auch im heimischen Wohnzimmer ist es für die meisten schwer, die Stimmung zu überbringen.

Den meisten Regisseuren ist dies äußerst bewusst und so waren die bisher im Kino gezeigten Konzertfilme vor allem Hintergrundberichte einer Tour oder Portraits der Musiker. Es wurden Konzertausschnitte gezeigt und dann die Geschichten der Bands oder der Musiker erzählt. So war es etwa bei "Never Say Never" über US-Superstar Justin Bieber, der auch gewachsene Männer dazu brachte, im Kino Emotionen zu zeigen. Genau das würde man vom "Glee"-Film auch erwarten. Wie bei kaum einer anderen Serie weiß der Fan doch, wie gut die Chemie der Darsteller untereinander ist, wie witzig der Drehalltag sein muss und wie viel Spaß die Jungs und Mädels auf der Tour hatten. So freut man sich vor dem Film auf tolle Auftritte und schöne Bilder von hinter den Kulissen, wo wir schon bei Problem Nr. 2 angekommen wären. Denn während Vorschau und Trailer den Eindruck erwecken, dass man tatsächlich einen Blick hinter die Kulissen der Tour bekommt, so kann dies nur mit einem lauten NEIN beantwortet werden. Die paar Szenen, die hinter der Bühne spielen, können an einer Hand abgezählt werden und zeigen unsere Lieblingsdarsteller leider auch nur in character, so dass weniger Lea Michele in die Kamera spricht, sondern vielmehr Rachel Berry. Das ist natürlich enttäuschend und traurig, gerade auch weil viele tolle Szenen auf der Bühne – in der die Darsteller auch als ihr Charakter auftraten - im Film völlig fehlen. Stattdessen gehört Blaine einfach fest zum Bestandteil von 'New Directions', singt mit ihnen, hält sich im Hintergrund und bekommt auch im Film, gemeinsam mit den Warblers, seine drei Solosongs. Das ist gerade für die Fans auf deutschem Staffel-1-Stand durchaus verwirrend, kennen sie den guten Blaine ja noch nicht.

Um dann aber den Zuschauer dennoch bei Laune zu halten und überhaupt für einen Spannungsbogen in dem Film zu sorgen, wenn es schon nicht mit interessanten "Hinter den Kulissen"-Szenen ist, hat sich Regiesseur Kevin Tancharoen etwas anderes ausgedacht. Bei besagten US-Konzerten war die Filmcrew vor Ort und hat "Glee"-Fans nach ihrer Geschichte gefragt. Sie wurden gefragt, was sie mit "Glee" verbindet und wie "Glee" ihr Leben verändert hat. Drei besonders beeindruckende Beispiele an Fans wurden dann näher beleuchtet. Eine kleinwüchsige Cheerleaderin, die dank "Glee" gelernt hat, dass auch normale Kids ihre Probleme haben; eine an Multipler Sklerose leidende junge Frau, die dank "Glee" Freunde und Selbstbewusstsein gefunden hat und in Brittany eine Seelenverwandte fand, die ihr Mut macht und lehrt, niemals aufzugeben; und ein schwuler Teenager, der sich in seiner schweren High-School-Zeit ein Vorbild wie Kurt gewünscht hätte. Die Geschichten dieser drei Fans werden immer wieder eingeblendet, ausgehend von ihnen werden die Konzertausschnitte gezeigt und mit ihnen wird "Glee" einmal anders kennen gelernt. Um dann oftmals noch die Überleitung zu einzelnen Charakteren zu finden werden zahlreiche Gleeks eingeblendet, die nach ihrem Lieblingscharakter gefragt wurden. Gerade durch die Geschichten der drei Gleeks wird der Film ernsthafter und eben auch wertender. Er zeigt, wie eine TV-Serie das Leben von drei unterschiedlichen Personen beeinflussen kann und gleichzeitig lehrt er den Zuschauer eben auch zu Toleranz, wie es die Serie eben auch macht.

Die Songauswahl des Films ist ebenso gut wie die des Konzertes. Die Auftritte dann natürlich auch. Unsere "Glee"-Stars laufen zu Höchstformen auf und präsentieren ihre Songs wunderbar stimmungsvoll, so dass man doch in der ein oder anderen Szene Gänsehaut bekommt und man seinen Fuß eben doch nicht still halten kann. Ob nun im Solo, im Duett oder als ganze Gruppe, die Auftritte in "Glee on Tour - Der 3D Film" machen vieles der vorher verhunzten Sachen wett und überzeugen auf ganzer Linie. Glänzend ist auch das Bild des Films, das eindeutig zu überzeugen weiß. Nicht unbedingt, weil es in 3D ist, darauf hätte gut und gerne verzichtet werden können, sondern, weil das Licht für ein Konzert wunderbar geworden ist und der Film dank der bunten Konzertkulisse tatsächlich wunderbar farbenfroh daherkommt.

Fazit

In Prinzip ist "Glee on Tour - Der 3D Film" vor allem ein Film, der das Franchise "Glee" noch weiter ausschlachten möchte. In 3D gedreht, um noch mehr Einnahmen zu erzielen, zeigt der Film da, wo der Fan die Hintergrundinfos erwartet hätte, drei eher langweilige Geschichten von Fans der Serie. Einzig die Konzertmitschnitte überzeugen auf ganzer Linie und würde man nicht im Kinosessel sitzen, würde man wohl mittanzen.

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Eva Klose - myFanbase
08.09.2011

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