Bewertung
Bernard Rose

Mr. Nice

"Die Hauptsache ist, du bringst das Nordel pünktlich an!" - "Was ist Nordel?"

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Inhalt

Howard Marks (Rhys Ifans) bekam in den 70er Jahren ein Stipendium für die Eliteuniversität Oxford, wo er zum ersten Mal in seinem Leben aus sich herauskommt und Kontakt mit dem Symbol einer ganzen Generation macht: dem Joint. Auch trifft er hier seine erste Liebe, Ilze (Elsa Pataky). Sie unternehmen jede freie Minute miteinander, ziehen zusammen und arbeiten als Lehrer. Hier endet zunächst Howard Marks Geschichte, bis zu jenem Moment, wo ihn einerseits ein Freund bittet, eine Ladung Drogen von Deutschland nach Großbritannien zu bringen und andererseits Ilze sich in einen anderen Mann verliebt. Dieser Umstand bewirkt in ihm etwas. Er lernt Judy (Chloë Sevigny) kennen und gemeinsam eröffnen sie einen Laden, welchen Marks als Tarnung nutzt, um seinem anderen kleinen Geschäft nachzugehen.

Jahre später trägt Marks mehr als 40 Decknamen, hat 89 Telefonanschlüsse und 25 Firmen. Dazu hat er noch gute Kontakte zur Mafia und Geheimdiensten, arbeitet mit und gegen die IRA, und wird als Agent für den MI6 angeworben, wodurch er juristische Immunität erlangt. Dieser Umstand verhilft ihm, Millionen als Verbrecher zu verdienen und das vor den Augen der Öffentlichkeit.

Kritik

Es wird wohl Bernard Rose' bester Film sein, den der Regisseur 2010 geschaffen hat. Ein Film, welcher zwischen Independant und Mainstream baumelt und dadurch eine solide Zuschauerschaft finden wird, und dies völlig unabhängig von seiner Thematik und der Schauspieler. Er erschafft in "Mr. Nice" Charaktere, die sich kaum einer ausdenken könnte, es sei denn, sie hätten tatsächlich existiert. Glücklicherweise existiert Mr. Nice, oder besser bekannt als Howard Marks, tatsächlich. Er war Drogenschmuggler und zugleich Konsument des betörenden Stoffes, welcher in den guten alten Zeiten der 60er bis 80er Jahre nicht mehr wegzudenken war.

Doch beginnen wir von Anfang an. Rose präsentiert dem Publikum ein ungewöhnliches Bild einer modernen Biografie. Es scheint so, als möchte er mit Mr. Nice einen Film Noir machen, denn nichts deutet darauf hin, dass das Ganze in einem Flash und Trash enden würde. Es ist düster und traurig, denn Marks wird in seiner Heimatstadt von anderen Kindern wegen seiner Intelligenz verprügelt. Doch das Glückselige kommt schneller als erwartet und zwar in dem Moment, wo Marks, im Übrigen mehr als gut von Rhys Ifans gespielt, den Weg in die Drogen- und Sexwelt der Oxfordianer findet.

Und diesem Stil bleibt sich der Film letztlich bis zum Schluss treu. In so gut wie jeder Szene findet auch ein Joint seinen Weg in die Kamera, gewollt oder ungewollt bahnt sich dieses kleine Ungetüm seinen Weg in die Welt von Marks und allen Menschen in seiner Umgebung. Dieser Umstand beflügelt natürlich zugleich die Gemüter des Publikums. Sei es die ältere Generation, die an die weniger durch Problemen geprägte Zeit denkt, oder die junge Generation, die sich eine solch unbeschwerte Zeit zurückwünscht. Doch allen Schützern dieser Welt kann gesagt werden, dass dieser Film in keinster Weise suggeriert, das Drogen wohltuend und gut sind. Nur das Gegenteil suggeriert der Film auch nicht. Es ist eine schmale Gratwanderung zwischen Heil und Unheil und doch geht es für Marks immer wieder gut aus.

Für die herangewachsenen "Harry Potter""-Fans könnte dieser Film auch ein wenig interessant sein, denn Remus-Lupin-Darsteller David Thewlis spielt den verschrobenen, drogen- und "Achtung Wort-der-Woche" sexsüchtigen IRA-Rebellen Jim McCann mit einer leicht prätentiösen Art. Kurzfristig stiehlt er Ifans sogar die Show in der eigenen Biografie, doch durch die gute Zusammenarbeit der beiden Schauspieler verwischt sich das ganze ins Nirvana.

Fazit

Die gelungene Biografie eines Mannes, mit dem der Zuschauer zu Anfang womöglich nichts anzufangen weis, aber schnell Sympathien für ihn hegen wird.

Ignat Kress - myFanbase
03.05.2011

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