Bewertung
Jesse V. Johnson

Charlie Valentine - Gangster, Gunfighter, Gentleman

"It isn't necessarily that I'm immoral of character. I just don't take great stock in the morality of others. That's all." - Charlie Valentine

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Inhalt

Charlie Valentine (Raymond J. Barry) ist ein in die Jahre gekommener Gangster, der sich an der Ostküste mit so einigen Leuten angelegt hat. Als er sich gemeinsam mit seiner Gang eines Tages ausgerechnet mit seinem Erzfeind, dem Unterwelt-Mafioso Rocco (James Russo), anlegt, geht alles schief, was auch nur schiefgehen kann. Charlies Männer werden bei diesem Überfall alle getötet, und weil er Angst hat, dass Rucco sich an ihm rächen könnte, flieht er kurzerhand zu seinem Sohn Danny (Michael Weatherly). Der freut sich riesig, seinen alten Herren endlich mal wiederzusehen. Er hat aber selbst harte Jahre hinter sich. Danny hat gerade eine Gefängnisstrafe abgesessen und ist immer noch auf Bewährung. Er hat sein Leben dank seiner Freundin Jenny (Maxine Bahns) gerade wieder in den Griff bekommen, doch irgendwie scheint nur Jenny das so zu sehen.

Für Danny kommt Charlie wie gerufen, denn dieser möchte in die Fußstapfen seines Vaters treten. Das sieht Dannys Freundin Jenny nicht so gerne, denn sie meint, sie habe Charlie längst durchschaut und glaubt, dass dieser nur an sich und seine Vorteile denkt. Als Jenny fort ist, bringt Charlie seinem Sohn das Handwerk eines Gangsters bei, wobei sie auch wieder eine Vater-und-Sohn-Beziehung aufbauen. Gemeinsam planen sie einen neuen Überfall und legen sich dabei ausgerechnet mit Dannys Boss Ferruci (Steven Bauer) an, der bereits an Danny zweifelt. Der Plan geht schief, und Danny und Charlie Valentine ahnen nicht, dass Rucco ihnen längst auf den Fersen ist. Außerdem gerät Danny bei Ferruci in eine Falle. Wird Charlie wieder abhauen und seinen Sohn im Stich lassen, oder hat er dazugelernt?

Kritik

Für Regisseur und Drehbuchautor Jesse V. Johnson ("The Butcher", "Pit Fighter") ist "Charlie Valentine - Gangster, Gunfighter, Gentleman" eine persönliche Geschichte, die er aus mehreren Ideen zusammensetzte. Sein Film wurde 2009 auf dem Action On Film International Film Festival in folgenden Kategorien ausgezeichnet: Best Picture, Best Cinemetography und Best Score. Außerdem erhielt Jesse V. Johnson den Best in Show Award.

"Charlie Valentine" hält sich nicht großartig mit belanglosen Nebenplots auf, sondern widmet sich zunächst zwanzig Minuten lang Charlie Valentines Story als Gangster an der Ostküste und erzählt dann in einem angebrachten, schnellen Tempo und chronologischer Reihenfolge, wie es dazu kam, dass er zu seinem Sohn flüchten musste. Auch wenn man denken könnte, diese zwanzig Minuten wären völlige Zeitverschwendung, waren sie dennoch notwendig, um überhaupt einen näheren Eindruck von Charlies Leben als Gangster zu bekommen. Denn anschließend macht sein Charakter eine Kehrtwendung um 180 Grad. Während er anfangs noch gefühllos war, zeigt er nach seinem Zusammentreffen mit seinem Sohn Danny erstmals wieder Gefühle und Menschlichkeit. Jesse V. Johnson zeigt hier auf eine sehr gefühlvolle Art und Weise eine interessante, aber auch diskrepante Vater-und-Sohn-Beziehung. Beide hatten eine schwere Vergangenheit, und doch wirft keiner dem anderen gerade diese Vergangenheit vor, ganz zu schweigen von seinen Fehlern.

Die beiden Charaktere werden von Raymond J. Barry und Michael Weatherly dargestellt. Es ist wirklich mal angenehm, Weatherly in einer sehr anspruchsvollen und dazu charismatischen Rolle zu sehen, nachdem man ihn fast zwölf Jahre lang fast ausschließlich in Fernsehproduktionen ("Dark Angel", "Navy CIS") sah und immer noch sieht. Die Chemie mit seinem Filmvater Raymond J. Barry stimmt einfach bis aufs kleinste Detail, und ich persönlich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum Michael solche Todesangst vor der Zusammenarbeit mit Barry hatte. Beide Charaktere können unterschiedlicher nicht sein, und dennoch stehen sie letztendlich für das ein, was im Leben zählt: die Familie. Hier legt Jesse V. Johnson vor allem den Fokus auf die zwischenmenschlichen Probleme von Danny und Charlie Valentine und die inneren Zwiespälte, in denen sie sich befinden und mit denen sie sich auseinandersetzen müssen. Das sind dann auch die sehr gut in Szene gesetzten, ruhigeren Momente in diesem Film.

Dass dieser Gangsterstreifen so wunderbar funktioniert, liegt vor allem an den gut gewählten Sets und immer passend untergelegte Musik. Johnson drehte an Orten, wo der Film auch spielt, nämlich in Los Angeles und Las Vegas. Für die passende Musik sorgten hier Marcello De Francisci und Wagner Fulco. Der Soundtrack wechselt immer wieder mal zwischen klassischer Musik und einem wirklich anspruchsvollen Score. Dem Zuschauer entgeht nicht, dass es beinahe keine für den Film bedeutende Szene ohne die entsprechend musikalische Untermalung gibt. Des Weiteren wurden an einigen Stellen auch Teile aus einer Oper von Giuseppe Vivaldi oder Tangoelemente integriert, die den Pulsschlag oftmals noch höher schlagen lassen, und man hätte wirklich denken können, es würde der letzte Akt für die beiden Protagonisten eingeläutet, was ja auch irgendwie stimmt.

Die Synchronisation hat mir gar nicht gefallen, weshalb ich mir den Film auch mit der Originalspur angesehen habe. Bei der deutschen Synchronisation ging der Tiefgang der Charaktere - allen voran der von Danny und Charlie - flöten, und einige Szenen kamen oftmals lustiger herüber, als es eigentlich im Film gedacht war. Da Michael Weatherlys Synchronstimme dieselbe wie die bei "Navy CIS" ist, bleibt es auch nicht aus, dass man ständig an seinen Seriencharakter Anthony DiNozzo denken muss. Ich empfehle jedem, der die englische Sprache beherrscht, sich deshalb diesen Film mit der Originalspur anzusehen.

DVD

Das Bonusmaterial fällt etwas mager aus. Erwähnenswert sind hier das Making-of und der Audiokommentar. Das Making-Of vermittelt dem Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen von "Charlie Valentine" und zeigt interessante und unterhaltsame Interviews mit dem Cast und der Crew. Michael Weatherly übertreibt in seinem Interview immer wieder mal, doch das ist man von dem Schauspieler gewohnt. Deshalb kommt er beim Publikum an, und aus diesem Grund ist das Making-Of auch gleich viel angenehmer. Der Audiokommentar vermittelt ebenfalls die ein oder andere neue Sichtweise auf diverse Szenen.

  • Making-Of
  • Audiokommentar von Regisseur Jesse V. Johnson und Kameramann Jonathan Hall
  • Kinotrailer zum Film
  • Sechs weitere Trailer

Fazit

Ein außerordentlicher und spannender Film, der vor allem durch seine Hauptdarsteller Raymond J. Barry und Michael Weatherly getragen wird. Doch auch die weniger im Fokus stehenden Darsteller James Russo, Tom Berenger, Steven Bauer und Maxine Bahns tun ihr Übriges, damit dieser Film als Ganzes funktioniert, denn auch sie sind alle gewiss interessante Charaktere. Der Gangsterfilm bietet eine kräftige Mischung aus Action, Drama und sogar etwas schwarzen Humor. Fehlen durften natürlich auch keine Schiessereien, viel Blut, dazu sehr viel nackte Haut in Form von freizügigen Damen und eben der Wortwitz.

"Charlie Valentine" ist ein Streifen, der es schafft, von Anfang bis zum Schluss den Zuschauer zu unterhalten, und bei dem einfach alles stimmt. Angefangen von den Darstellern, den fein ausgearbeiteten Charakteren, den Sets und der Musik.

Dana Greve - myFanbase
27.03.2011

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