Bewertung
Derrick Borte

Joneses, The – Verraten und Verkauft

"Ich glaube, wir werden hier ziemlich erfolgreich sein."

Foto: Copyright: 2011 Universum Film GmbH
© 2011 Universum Film GmbH

Inhalt

Steve (David Duchovny) und Kate (Demi Moore) ziehen mit ihren Kindern Jenn (Amber Heard) und Mick (Ben Hollingsworth) in einen wohlhabenden Vorort und machen sich dort sofort Freunde. Die Nachbarn sind von ihrer Einrichtung begeistert und überhaupt beeindruckt davon, was die Joneses alles besitzen. Die neueste Uhr, die besten Golfschläger, neue Computerspiele, ein neues Parfüm und vieles mehr, von dem die Nachbarschaft noch nicht einmal wusste, dass es auf dem Markt ist. Da Steve und Kate auch noch eine perfekte Ehe führen, die voller Glück, Freude und Wohlstand ist, werden die Nachbarn schnell neidisch und versuchen materiell nachzulegen.

Niemand merkt dabei, dass die Joneses nur eine perfekte Rolle spielen, um Marketing für die neuesten Produkte zu treiben. Es ist ihr Job, den Verkauf anzukurbeln, indem sie die Musterfamilie mimen, deren Leben alle nachahmen wollen. Die Joneses sind nicht mal eine Familie und jeder einzelne von ihnen hat eigene Sorgen, die unter dem Deckmantel der heilen Welt nicht auf Dauer zu unterdrücken sind.

Kritik

Als ich mich informiert habe, worum es in "The Joneses" überhaupt geht, war für mich sofort klar, dass ich diesen Film sehen möchte. Die Strategie des verdeckten Marketings ist eine wirklich tolle Idee, die gleichermaßen aber auch beängstigend ist. Entsprechend hatte man bei dem Film viel Freude, weil die Verkaufsstrategien der Familienmitglieder ziemlich offensichtlich sind, wenn man die Wahrheit kennt, aber auch genial wirken, wenn man als Außenstehender nichts damit zu tun hat. Trotzdem horcht man schnell in sich hinein und überlegt, warum man sich gestern eigentlich für dieses und jenes Produkt entschieden und ob man vorher eine Empfehlung erhalten hatte. So ist man also schnell im Film drin und in einem gewissen Maße beteiligt.

Es hätte eine wunderbare, überzogene Komödie sein können, in der man Werbetreibende und Kunden auf die Schippe nehmen könnte, doch die Richtung sollte dann doch eine andere sein. Die Autoren wollten durchaus berechtigte Dramaelemente mit einfließen lassen und zum Beispiel auf die Gefahr von Werbung hindeuten und diesbezüglich Kaufsucht ansprechen. Dafür hat man aber nur sehr wenige Szenen verwendet und es war schwierig, den Entwicklungen zu folgen. Zumal das noch längst nicht alles war. Auch die Themen Homosexualität, unglückliche Liebelei und die Suche nach dem großen Glück wurden den Charakteren aufgelegt und überfüllten damit den Film vollkommen. So oberflächlich wie die materielle Welt ist, so oberflächlich sind auch die Charaktere in dieser Komödie. Aus dem Nichts entsprangen die Konflikte urplötzlich und man suchte im Nachhinein auf der DVD zwischen den wenigen entfallenen Szenen, ob sich dort die ein oder andere Charakterentwicklung versteckte. Doch auch in diesen Specials, der einzige Zusatz auf der DVD, war nichts zu finden (dafür wurde man aber mit einigen Trailern beglückt).

Die Charaktere entwickelten also urplötzlich ihre ungeahnte Tiefe und der Zuschauer musste das hinnehmen. Das hat den Film noch lange nicht kaputt gemacht, war aber schon störend, weil man die Charakterdarstellungen nicht mehr nachvollziehen konnte. Die Schauspieler konnten zwar allesamt überzeugen, den Bruch aber auch nicht wett machen. So bleibt man also etwas zwiespältig sitzen, als der Film zu Ende ist. Er hat auf der einen Seite sehr gefallen, auf der anderen aber irgendwie nicht.

Fazit

Die Grundgeschichte war absolut überzeugend und sehr gut dargestellt. Leider wurden den meisten Charakteren aus dem Nichts heraus dann aber zu viel vermeintliche Tiefe verliehen, die dem vollendeten Genuss des Filmes im Wege stand.

Emil Groth - myFanbase
22.03.2011

Diskussion zu diesem Film