Bewertung
Glenn Ficarra, John Requa

I Love You Phillip Morris

Based on a story so unbelievable that is has to be true.

Foto: Copyright: Alamode Film
© Alamode Film

Inhalt

Steven Russell (Jim Carrey) führt ein geregeltes Leben, das er mit Frau Debbie (Leslie Mann) und seinen Kindern teilt. Er lebt in einem Haus und singt allsonntäglich im Kirchenchor. Doch nach einem Autounfall wird dem Polizisten schließlich klar, dass das Leben zu kurz ist, um es zu vertrödeln. Er bekennt sich endlich zu seinem wahren Ich und will fortan so leben, wie er sich seit Jahren fühlt: schwul. Er stürzt sich in das schwule Nachtleben von Miami, feiert eine Party nach der anderen und lässt kaum einen Kerl mehr aus. Doch das schwule Dasein ist viel teurer als zunächst angenommen und so muss Russell zu anderen Mitteln greifen und bedient sich auch mal illegal am Geld. Das geht natürlich nicht lange gut und so landet Russell prompt im Gefängnis, in dem er den zurückhaltenden Phillip Morris (Ewan McGregor) kennen und lieben lernt. Doch mit dem Treffen von Phillip und Steven wird das Leben für beide nur noch chaotischer…

Kritik

"I Love You Phillip Morris" erzählt die Geschichte vom wahren Steven Jay Russell, der – ebenso wie sein Filmpendant – in den 90ern gerade durch seine vorgetäuschte HIV-Infizierung für Aufsehen sorgte. Wegen diverser Verbrechen, einiger Gefängnisausbrüche und auch der politischen Brisanz wurde Steven Russell 1998 zu 144 Jahren Gefängnis in Texas verurteilt.

Doch zuvor hat er ein herrlich komisches Leben geführt, die Behörden immer wieder hinters Licht geführt und es auf illegale Weise zu großem Reichtum gebracht. Davon erzählt der Film ebenso wie über seine Beziehung zu Phillip Morris. Anders als vielleicht erwartet ist dies jedoch weniger dramatisch, als komödiantisch aufgebaut. Mit Jim Carrey wurde dabei auch gleich der Blödelkönig des amerikanischen Kinos gecastet, der sich eigentlich als Drama-Darsteller neu erfinden wollte. Mit diesem Film ist ihm dies definitiv nicht gelungen. Zu sehr erinnert seine Darstellung immer wieder an die alten Carrey-Zeiten, als er mit Filmen wie "Die Maske" oder "Der Dummschwätzer" erfolgreich war. Einerseits sorgt er so für viele Lacher und sein Spielen passt sich perfekt der Figur an, andererseits jedoch wirkt dies häufig auch gerade abschreckend und verleiht dem Film nicht unbedingt Niveau.

Als "Normalo", mit dem sich das Publikum identifizieren kann und den der Zuschauer schnell ins Herz schließt, taucht schließlich Ewan McGregor als überschwuler Phillip Morris auf. Er verliebt sich Hals über Kopf in Steven und so beginnt die angekündigte große Liebesgeschichte. Eine mit Klischees und Vorurteilen nur so vollgestopfte Liebesgeschichte, die nie wirklich zum Zuschauer übergehen kann.

Während es als große Liebesgeschichte angekündigt wurde und auch das Thema mehr nach Drama schreit, wird hier rein auf Comedy gesetzt, was auch dazu führt, dass der Film weniger ernst genommen werden kann. Wenig von dem, was auf der Leinwand passiert, kommt im richtigen Maß beim Zuschauer an und auch die Liebesgeschichte der beiden wird zumeist mit überzogenen Gesten und einem zu übertriebenen Score ins Lächerliche gezogen.

Doch dass man am Ende bei einer Komödie landet, wäre am Anfang noch keinem klar gewesen. Mit einem dramatischen Einstieg und einer Sex-Szene von Carrey gleich zu Beginn hätte der Film auch gut ein Drama werden können. Gerade diese Sex-Szene sorgte in den USA für reichlich Ärger aufgrund dessen der Film jetzt ein weiteres Mal im Starttermin verschoben wurde. Ein weiteres Problem des Films ist leider auch die Hauptfigur. Denn während wir Phillip Morris wohl ziemlich schnell ins Herz schließen und er auch wirklich niedlich von McGregor dargestellt wird, ist es schwer, Carreys Charakter ebenso zu mögen.

Trotz der Kritik ist "I Love You Phillip Morris", wenn man ihn einmal laufen lässt, ein durchaus lustiger Film, der von seinen zwei Hauptdarstellern lebt, auch wenn als Paar manchmal die Chemie fehlt. Aber als Komödie über einen Gauner und seinen Lover funktioniert der Film.

Fazit

Mit viel Promotion wurde dieser Film als die neue große Liebesgeschichte des Jahres 2010 angekündigt. Und obwohl diese Marketing-Idee wohl wirklich nicht die schlechteste war, so wird der Zuschauer doch enttäuscht werden. Denn weniger eine Liebesgeschichte, sondern mehr eine Gaunergeschichte wird hier dem Zuschauer erzählt.

Eva Klose - myFanbase
25.04.2010

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