Bewertung
Sönke Wortmann

Päpstin, Die

"Wir müssen für unsere Überzeugungen einstehen. Auch wenn der Preis dafür hoch sein mag."

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Inhalt

Johanna von Ingelheim (Tigerlily Hutchinson & Lotte Flack) ist die Tochter vom Dorfpriester (Iain Glen) und ein sehr wissbegieriges Mädchen, was dem Vater nicht recht ist, da es Mädchen und Frauen nicht erlaubt ist, zu lesen und zu lernen. Ihr Bruder Matthias (Sandro Lohmann) lehrt ihr das Lesen und bringt ihr die Bibel näher. Als er stirbt, will der Dorfpriester seinen zweiten Sohn Johannes (Jan-Hendrik Kiefer) auf die Domschule schicken, doch der Lehrer Aesculapius (Edward Petherbridge) bekommt mit, dass Johanna diverse Sprachen beherrscht und unterrichtet sie. Der Bischof schickt schließlich einen Gesandten, um Johanna abzuholen, doch der Dorfpriester schickt Johannes los. Johanna folgt ihrem Bruder und so machen sich die Geschwister gemeinsam auf den Weg nach Dorstadt.

Dort nimmt sich der Graf Gerold (David Wenham) Johannas an. Zwischen beiden entsteht ein enges Verhältnis, aus dem bald Liebe wird. Als Gerold in den Krieg zieht, versucht Richilde (Claudia Michelsen), Gerolds Gattin, Johanna (jetzt: Johanna Wokalek) loszuwerden, indem sie sie zwangsverheiratet. Die Hochzeit wird allerdings durch ein blutiges Gemetzel der Normannen unterbrochen, bei der alle - bis auf Johanna - getötet werden. So nimmt sie die Identität ihres Bruders an und gibt sich seitdem als Bruder Johannes Anglicus aus. Johanna begibt sich nach Fulda in das Benediktinerkloster, wo sie Heilkunde studiert, aber bald fliehen muss, weil sie schwer erkrankt und droht aufzufliegen. Arn (Marian Meder), ein Freund, pflegt sie gesund. Nach einer kurzen Erholungsphase beschließt Johanna, eine Pilgerreise nach Rom zu machen…

Kritik

Johanna von Ingelheim alias Papst Johannes Anglicus - ein heikles Thema, besonders für die Kirche, denn seit über 1000 Jahren ist Johanna eine Legende, die der Vatikan natürlich bestreitet. Was sollte er auch anderes tun? Wenige Forscher und Gläubige dagegen halten diese Legende wiederum für wahr. Wie auch immer... Genug Stoff für Filme, Bücher und Dokumentationen gab und gibt es allemal. Bereits 1972 gab es eine britische Verfilmung, "Papst Johanna", mit Liv Ullmann in der Hauptrolle und 1996 veröffentlichte Donna Woolfolk Cross ihren späteren Weltbestseller "Die Päpstin". Eigentlich sollte der neueste Kinofilm über diese Legende längst angelaufen sein. Geplant war, dass Franka Potente die Hauptrolle unter der Regie von Volker Schlöndorff übernimmt, doch sein Projekt scheiterte, und nachdem "Die Päpstin" nun auf Eis lag, übernahm Sönke Wortmann ("Deutschland. Ein Sommermärchen", "Das Wunder von Bern") das Projekt. Dies natürlich mit einigen Änderungen, zu denen auch neue Hauptdarsteller gehörten. Abgesehen von John Goodman, der von Anfang an für die Rolle des Papstes Sergius II. vorgesehen war. Die Rolle der Johanna übernahm jetzt die aus Uli Edels Drama "Der Baader Meinhof Komplex" bekannte Schauspielerin Johanna Wokalek.

Ich hatte nicht viele Erwartungen an den Film und wollte mich einfach mal überraschen lassen, nachdem ich das Buch fast verschlungen hatte. Was mir dann geboten wurde, hat mich wirklich überrascht. Sönke Wortmann hat zwar kein perfektes Historienepos geschaffen, dafür aber eines, das den Zuschauer bewegt, fesselt und bei dem man jede Minute mitfiebert. Wenn man sich allerdings von Anfang an mit der Frage nach der Existenz von Johanna beschäftigt, kommt man nicht in den Genuss des Filmes. Man muss ihn einfach auf sich wirken lassen. Mit großartigen Kulissen und Sets schaffte es Wortmann, dem Zuschauer die Epoche des Mittelalters näher zu bringen. Fast wie in einem Episodenstreifen bringt er einem Johannas Leben nahe. Dabei geht er insbesondere auf ihre Kindheit und Teenagerzeit, der Zeit in der Domschule, ihren Anfängen als Heilpraktikerin im Benediktinerkloster in Fulda und abschließend Johannas Zeit in Rom ein.

Mit viel Mut, Brutalität, aber auch Gefühl zeigt der Regisseur die erbarmungslose Kindheit, und dass Mädchen und Frauen in dieser Epoche nichts wert waren. Ebenso hatte Wortmann ein gutes Händchen bei der Auswahl der Hauptdarsteller und Designer für die Sets und Kostüme, denn Letztere machten den Film eigentlich erst glaubwürdig, in Bezug auf die Zeit, dem Mittelalter. Bilder wie das historische Rom, die Kloster, Dörfer oder als der Kaiser in Rom einmarschierte, geben dem Streifen das gewisse Etwas. Das Zeitalter wurde überzeugend und sehr dunkel gezeigt, mit Liebe zum Detail. "Die Päpstin" geht fast drei Stunden, doch nicht die Geschichte allein ist außergewöhnlich. Die Darsteller tun ihr Übriges.

Die Kritik an Johanna Wokaleks Darstellung kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe oft gelesen, ihr fehlte es in einigen Szenen an Gefühl, doch muss man immer bedenken, dass Johanna vorwiegend als Mann lebte und sich keine Gefühle erlauben durfte, da sonst das Ganze aufgeflogen wäre. In ihren Augen spielte sich allerdings das ganze Gefühlleben ab und das stellte Wokalek mit äußerst viel Tiefgang und Gefühl dar. In nur wenigen Szenen geht sie als Frau auf. Wortmanns Idee, die Rolle der Johanna von drei Schauspielerinnen spielen zu lassen, fand ich einerseits logisch und andererseits auffallend gelungen, konnte doch vor allem Lotte Flack als Teenager überzeugen. Das hätte man allerdings auch mit "Der Herr der Ringe"-Star David Wenham, der den Grafen Gerold darstellte, machen sollen. Sein Charakter wirkte im Gegensatz zu Johannas meist fadenscheinig, da er über Jahre hinweg immer gut aussah und überhaupt nicht alterte.

Sönke Wortmann hat mit "Die Päpstin" eine fast übereinstimmende Romanverfilmung geschaffen. Es gibt nur wenige Abweichungen vom Buch, die aber nicht stören, sondern letztlich dem Film gut taten. Hätte sich der Regisseur konkret an die Romanvorlage gehalten, hätte man mit Sicherheit Stoff für vier Stunden gehabt. Selbst das Ende, das auch vom Roman abweicht, finde ich prima umgesetzt und keineswegs klischeehaft oder kitschig. Der Schluss, für den sich Wortmann entschied, ist ein adäquates, wenn auch trauriges Ende. Dass dieses Epos so dramatisch herüberkam, ist nicht nur den Schauspielern und Wortmann zu verdanken, sondern ebenfalls dem Komponisten Marcel Barsotti, der die Stimmung und Dramatik bei vielen Szenen durch seine Stücke noch mehr betonte.

Fazit

Der Film überzeugt insbesondere durch Sönke Wortmanns Regiearbeit. Dazu die einzigartigen und opulenten Kulissen und Bilder, aber auch die Schauspielerleistungen von Johanna Wokalek, David Wenham und John Goodman, der das Historienepos durch seinen Charme und Witz etwas auflockerte, konnten überzeugen.

Dana Greve - myFanbase
26.01.2010

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