Bewertung
Mathieu Kassovitz

Babylon A.D.

Ein Actionfilm mit Vin Diesel? Was kann da schon schiefgehen?

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Inhalt

Die Welt irgendwann in der Zukunft: Söldner Toorop (Vin Diesel) versteckt sich im vom Krieg gezeichneten, neuen Europa und versucht sich dort durchzuschlagen so gut es eben geht. Als der Gangsterboss Gorsky (Gérard Depardieu) ihn anheuert, eine junge Frau in das von der übrigen Welt abgeschottete Amerika zu bringen, lässt Toorop sich angesichts der stattlichen Höhe der Belohnung nicht lange bitten.

In der russischen Einöde trifft er schließlich seinen Schützling: Die junge Aurora (Mélanie Thierry), die ihr gesamtes Leben in einem Nonnenkloster verbracht hat, wo sie wohlbehütet aufgewachsen ist und vom Krieg und Leid der Menschheit nichts mitbekommen hat. Ihr zur Seite steht ihre Leibwächterin, die Nonne Rebecca (Michelle Yeoh), die Aurora bereits seit ihrer frühesten Kindheit kennt und aufzieht. Gemeinsam beginnen sich die drei über Russland in Richtung Amerika durchzuschlagen, wobei Toorop klar wird, dass Aurora keine normale Frau ist.

Kritik

Der letzte Film mit Vin Diesel liegt nun schon einige Jahre zurück. Der einst zum neuen Actionhelden hochgejubelte Mann mit der eindringlichen tiefen Stimme hatte sich rar gemacht, war sogar fast schon in Vergessenheit geraten. "Babylon A.D." kam da gerade recht, um sich wieder in die Köpfe der Zuschauer zu spielen.

Vin Diesel und die junge Französin Mélanie Thierry sind letztendlich auch die beiden einzigen Lichtblicke in dem ansonsten recht dunklen Actionfilm, der eigentlich gar keiner sein möchte, sondern sich vielmehr als philosophische Abrechnung mit dem Hier und Jetzt mit einer gehörigen Portion Hau-Drauf-Mentalität sieht. Natürlich lässt Diesel wieder gehörig seine Muskeln spielen, prügelt sich mit jedem, der sich ihm in den Weg stellt und schießt auf alles, was sich bewegt. Die Rolle des Söldners Toorop passt zu ihm wie die Faust aufs Auge, denn so wollen die Zuschauer Vin Diesel sehen. Dass er dabei meist nur einen Gesichtsausdruck auf Lager hat, ist spätestens dann vergessen, wenn er sich im Stahlkäfig auf einen russischen Schläger stürzt. Das ist Vin Diesel und wer sich nun beschwert, dass er kein Charakterdarsteller ist, dem lege ich nahe, mal ganz genau zu überlegen, welches Genre Vin Diesel für sich eigentlich vereinnahmt hat. Über die schauspielerischen Fähigkeiten eines Bruce Willis oder Arnold Schwarzeneggers wird schließlich auch nicht diskutiert.

Die nicht gerade spärlichen Actionszenen, Stunts und auch die Effekte lassen nicht anmerken, dass der Film lediglich über ein in heutigen Tagen fast schon lächerlich anmutendes Budget von 60 Millionen Dollar verfügte. Ganz im Gegenteil: Vin Diesel darf sich hier mal wieder richtig austoben. Es wird gerannt, geschossen, mit Schneemobilen um die Wette gefahren und gegen Motorradninjas gekämpft.

Bis hierhin betrachtet, geht der Film vollkommen in Ordnung. Er ist laut, die Bilder des Nachkriegs-Europas sind erschreckend realistisch und Vin Diesel fühlt sich in seiner Rolle als Antiheld mit coolem Spruch auf den Lippen sichtlich wohl. Auch der Soundtrack, der zum Teil aus der Feder von Meisterkompnist Hans Zimmer stammt, kann überzeugen. Doch das alles nützt eigentlich nichts, wenn es der Geschichte, die auf der Leinwand erzählt wird, an Inhalt und Glaubwürdigkeit fehlt.

Da man als Zuschauer nicht weiß, warum die Welt im Krieg versunken ist oder wer eigentlich gegen wen kämpft, erhofft man sich eigentlich wenigstens am Ende eine schlüssige Auflösung, wer diese mysteriöse Aurora eigentlich ist, warum sie sich so merkwürdig verhält und warum sie für viele Leute anscheinend so kostbar ist. Es kommt zu verschiedensten Erklärungsversuchen, die allesamt irgendwann im Sande verlaufen, bis die junge Frau vor Vin Diesel steht und ihm lächelnd berichtet, dass sie nun Zwillinge von ihm in sich trägt und das nur, weil er sie kurz zuvor berührt hatte. Ist sie am Ende also eine moderne Jungfrau Maria, erschaffen von fanatischen Wissenschaftlern, die die Menschheit retten wollen? Oder ist sie gar selbst der Messias? Ist Vin Diesel tatsächlich der Vater? Und was genau hat die Hohepriesterin bzw. die Sekte mit Auroras Kindern vor? Wer nach den turbulenten eineinhalb Stunden hierauf eine Antwort weiß, darf sich gerne an mich wenden, denn mir bleibt der Sinn der Geschichte ein absolutes Rätsel.

Das abrupte Ende tut sein übriges, um den Zuschauer verwirrt und unbefriedigt im Kinosessel zurück zu lassen. Actionfilm hin oder her – eine halbwegs schlüssige Handlung sollte definitiv Grundlage eines guten Films sein. In sofern würde ich sagen: Thema verfehlt.

Fazit

"Der Film hat sich gegen Spoiler dahingehend abgesichert, dass er überhaupt keinen Sinn macht." Dieser, von einem Kritiker der New York Times verfasster Satz, spiegelt für mich genau das wieder, was der Film am Ende ist: vollkommene Zeitverschwendung. Trotz Vin Diesel.

Melanie Brandt - myFanbase
14.09.2008

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