Bewertung
Nikolai Muellerschoen

Rote Baron, Der

"Unser Ziel ist es, Flieger abzuschießen, nicht die Piloten. Wir sind Sportsmänner, keine Schlächter."

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Inhalt

Baron Manfred von Richthofen (Matthias Schweighöfer) war während des Ersten Weltkriegs der erfolgreichste deutsche Jagdflieger. Als Fliegerass sowohl in Deutschland als auch bei den Feinden bekannt und respektiert, stieg Richthofen schon im Alter von nur 24 Jahren zum besten Piloten der Jagdstaffel und bald zum Befehlshaber auf. Sein Markenzeichen: sein knallrot angemalter Flieger.

"Der Rote Baron" erzählt die größtenteils auf historischen Tatsachen basierende Geschichte von Richthofens Aufstieg und den Ereignissen seiner letzten Lebensjahre. Zusammen mit seinen Kameraden Voss (Til Schweiger), Sternberg (Maxim Mehmet) und Lehmann (Hanno Koffler) muss der junge Adlige langsam erkennen, wie hart die Realität des Krieges ist, während er von der Obersten Heeresleitung schnell zum Propagandaobjekt gemacht wird. Die Augen öffnet ihm die schöne und resolute Krankenschwester Käte (Lena Headey).

Kritik

Was will dieser Film sein? Das ist die große Frage und wahrscheinlich wusste Regisseur und Drehbuchautor Nikolai Muellerschoen bei der Entwicklung von "Der Rote Baron" selbst nicht so genau, was er kreieren wollte. Eine Biographie Richthofens? Ein Historiendrama? Ein Liebesdrama? Einen (Anti-)Kriegsfilm? Nun, das Ergebnis ist weder das eine noch das andere: "Der Rote Baron" ist eine Mischung aus all diesen Dingen und deshalb irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.

Im Mittelpunkt steht die Figur Manfred von Richthofen, ein junger, etwas überheblicher Adliger, dessen große Leidenschaft das Fliegen ist und dessen Reputation nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch bei den Feinden bekannt ist. Mit Matthias Schweighöfer hat man hier bei der Besetzung eigentlich voll ins Schwarze getroffen. Der Jungschauspieler schafft es stets, die Rolle mit genügend Arroganz zu versehen, aber gleichzeitig eine sehr sympathische und anständige Figur aus diesem Charakter zu machen. Für das Drehbuch, das aus Richthofen einen pazifistischen Milchbubi macht, kann Schweighöfer schließlich nichts. Man würde zu weit gehen, wenn man sagt, dass Schweighöfer den Film trägt, doch er steuert viel dazu bei, dass der Film nicht komplett im Mittelmaß untergeht.

Über das Mittelmaß kommt "Der Rote Baron" leider einfach nicht hinaus: die Effekte lassen sich unschwer als solche erkennen, das Drehbuch strotzt nur so vor Klischees und viele Dialoge erweisen sich als absolut sinnfrei. Der Film zeigt, was sich in den letzten zwei Jahren von Richthofens Leben ereignet hat, jedoch so fragmentarisch, dass keine zusammenhängende Geschichte entstehen mag. Stattdessen zeigt man uns immer wieder Ausschnitte aus dem Leben des Barons, Luftkämpfe, Familienbesuche, Szenen mit Käte, Gespräche mit Freunden, seine Karriere in der OHL. Somit schafft man es zwar, dem Charakter des Richthofens einigermaßen Tiefe zu geben, doch die Figuren an seiner Seite bleiben allesamt ziemlich blass. Einzig Captain Roy Brown (Joseph Fiennes), Richthofens gefährlicher wie respektierter Feind, bleibt dem Zuschauer trotz seiner kurzen Screentime im Gedächtnis. Käte hingegen, eine fiktionale Frauenfigur, wirkt ziemlich klischeehaft, obwohl Lena Headey ihr Bestes gibt, um etwas aus der Rolle zu machen. Das größte Problem ist hierbei jedoch, dass die Chemie zwischen Schweighöfer und Headey einfach nicht stimmt. Es springt irgendwie kein Funke über zum Zuschauer, was sehr schade ist.

Auch schade ist es, dass Muellerschoen sich dazu entschlossen hat, "Der Rote Baron" in Englisch zu drehen. Muellerschoens Intention, das weltweite Publikum mithilfe der englischen Sprache zu erreichen, mag zwar schön und gut sein, doch leider verliert der Film durch das Englische stark an Authenzität. Die deutsche Synchronsation wiederum ist eben nur eine Synchronisation, sodass diese Version auch nicht wirklich authentisch ist. Zudem haben die Erzählart und das Dialogbuch nicht das Potenzial eines Kinofilms, sodass man manchmal das Gefühl nicht los wird, dass es sich bei "Der Rote Baron" um eine gut finanzierte Fernsehproduktion handelt.

Fazit

Leider schafft es Muellerschoen nicht, aus filmtauglichem Material einen guten Film zu machen. "Der Rote Baron" ist weder ein Liebes- noch ein Historiendrama und auch nicht wirklich biographisch angelegt, sodass es der Film trotz einiger guter Ansätze nicht über das Mittelmaß hinaus schafft.

Maria Gruber - myFanbase
10.04.2008

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