Bewertung
Esteban Sapir

La Antena

Ein moderner "Stummfilm"!

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Inhalt

Der Diktator Mr. TV hat einer ganzen Stadt die Stimmen gestohlen. Mit seinen TV-Sendungen und der TV-Nahrung macht er seine Untertanen gefügig und kontrolliert sie. Doch es gibt eine Frau, die noch eine Stimme hat und damit für Mr. TV singt. Indem er sie mit ihrem blinden Sohn erpresst, versucht er endgültig und für immer die Kontrolle über die Stadt zu erlangen. Zur gleichen Zeit wird eine Familie vorgestellt, deren Tochter sich mit dem Sohn der Sängerin anfreundet. Als sie herausfinden, was Mr. TV plant, versuchen sie ihn mit seinen eigenen Waffen zu schlagen.

Kritik

Als ich den Titel des Films las und mir die DVD-Hülle genauer ansah, konnte ich anfangs nur recht wenig damit anfangen. Alles war in schwarz-weiß und rot gehalten und wirkte etwas durcheinander. Doch wenn man sich "La Antena" ansieht, bemerkt man recht schnell, dass das Collagenartige, Surreale hier als wichtigstes Stilmittel genutzt wird.

Dieser Film grenzt meiner Meinung nach an Kunst. Selten findet man noch Filmproduktionen, die auf diese Weise mit den heutigen Stilmitteln brechen. Auch hier wird eine Geschichte zweier Familien zu Zeiten der Unterdrückung erzählt, doch alles, wenn auch nicht ohne Worte, wenigstens ohne Stimmen. Ein bisschen kann man "La Antena" wirklich als einen modernen Stummfilm bezeichnen. Die Musik dient als eines der Hauptausdrucksmittel und so ist verständlich, warum dieser Collector's Edition auch der Soundtrack beigelegt ist.

Während in alten Stummfilmen die Texte immer zwischen den Szenen eingeblendet wurden, werden in Esteban Sapirs Film die Wörter wie Bilder in die Szenen integriert. Dies verdeutlicht das bereits angedeutete Collagenartige des Films. Leider ist es zum Teil anstrengend, wirklich ununterbrochen auf den Bildschirm zu starren, damit man nichts verpasst.

Sapir hat es geschafft, mit einer vollkommen fiktionalen Geschichte die Zeit der Diktaturen und vor allem den Nationalsozialismus aufzuarbeiten. Während man schon zu Anfang bemerkt, wie durch Mr. TV, der allgegenwärtig zu sein scheint, die Bevölkerung der Stadt unterdrückt, manipuliert und bevormundet wird, sieht man gegen Ende immer mehr Anzeichen für Antisemitismus und die Verfolgung der Juden. Das alles wurde mit einer sehr gekonnten Bildsprache aufgearbeitet, die einen nachdenklich stimmt.

Fazit

Insgesamt muss ich gestehen, dass es mir schwer fiel, den Film wirklich bis zum Ende anzusehen. Er ist keinesfalls leichte Kost und dient auch keineswegs zur Abendunterhaltung. Man muss diesen Film bewusst ansehen und man wird außerdem gezwungen, darüber nachzudenken, was einem dargeboten wird. Hätte ich nicht ab und an einige interessante Züge erkannt, hätte ich ihn mir wohl kaum bis zum Ende angetan, dafür fehlte mir einfach viel zu sehr der Spannungsbogen. Also gerne Gesellschaftskritik mit ebenso viel Kunst, aber bitte mit etwas mehr Pepp!

Technische Details

Sprachen: Deutsch, Englisch

Tonformate: DD 5.1 Dt. + Spanisch, DTS 5.1 Deutsch

Bildformat: 16:9

Untertitel: Deutsch

FSK: 12

Bonus: Erstauflage mit exklusiver Soundtrack-CD, alternativer Anfang, alternatives Ende, entfallene Szenen, Making-of, Kurzfilm: Super 8, alle Fantasy Filmfest Teaser 2004-2007, Kinotrailer

Catherine Bühnsack - myFanbase
29.03.2008

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