US- vs. UK-Version - Staffel 1

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Die Handlungsstränge

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Sam Witwer

Die Geschichten der Hauptpersonen sind in den beiden Versionen so ziemlich gleich. Bei dem Werwolf ist es so, dass er seinen Macher kennenlernt und dadurch dazu kommt, mehr über sich und seine Wesenszüge zu lernen. Außerdem bändelt er mit einer Kollegin von sich an und schafft schließlich den Schritt in eine feste Beziehung. Auch Noras/Ninas mögliches Werwolf-sein steht am Ende der Staffel im Raum. Bei dem Vampir geht es um den Clinch, in dem er sich mit seinem ehemaligen Vampirclan befindet, und somit auch die gemischten Gefühle, die er nach der Tötung (und dadurch letztendlich auch ungewollt die Verwandlung) der Krankenschwester hat. In beiden Fällen hat der Vampir sehr mit seiner Kontrolle über sich selbst zu kämpfen. Aber auch die wichtigen "menschlichen" Handlungsstränge sind dieselben: Sowohl Mitchell als auch Aidan freunden sich mit einem Jungen aus der Nachbarschaft an und treffen am Ende der ersten Staffel im Krankenhaus eine Verflossene von sich wieder. Auch die Geschichten um die Geisterfrau passen meist haargenau – sie setzt sich mit ihrer Ermordung auseinander und hat für kurze Zeit einen Geistermentor zur Seite stehen.

Da aber in der amerikanischen Version mehr Sendezeit zur Verfügung stand, haben die Serienmacher die Gelegenheit genutzt und mehr Details einbringen können, die wir so in der britischen Serie nicht gesehen haben. Zum einen ist da die Familie des Werwolfs Josh, die man in der US-Version einführt – allen voran seine Schwester. Die bekommt man schon in der ersten Folge zu Gesicht, was Josh als Charakter unglaublich bereichert. Er ist nicht einfach nur ein Trottel ohne erkennbaren Hintergrund wie George, sondern man bekommt gezeigt, dass er sehr wohl ein straff durchgeplantes Leben für sich selbst vorgesehen hatte, bevor er verwandelt wurde. Er war sogar verlobt! So ist es auch schön, dass dem Rest seiner Familie gleich eine ganze Folge gewidmet wird, die auch einige Lacher zu bieten hat. In der Episode konfrontieren Joshs Eltern ihn mit seinem Werwolf-Tagebuch, was er als Konzept für eine Graphic Novel abtut. So etwas fehlt in der britischen Version leider komplett. Außerdem wurde hier auch generell der Humor recht sparsam eingesetzt, der in der amerikanischen Fassung in fast jeder Folge vorhanden war. Oder ich habe die Scherze einfach nur nicht als solche identifiziert.

Zudem wurde in der amerikanischen Fassung auch der Handlungsstrang um Bernie, den Nachbarsjungen, mehr in die Länge gezogen, indem man auch Rebecca mit eingebracht hat, die dann letztendlich für seine Verwandlung verantwortlich war. Hier sieht man aber auch sehr schön den Unterschied zwischen den beiden Vampiren Aidan und Mitchell. Während Mitchell Bernie seiner Mutter zuliebe selbst unsterblich macht und nicht wirklich an die Konsequenzen denkt, nimmt Aidan gezielt von der Idee Abstand. Wo Mitchell recht impulsiv handelt, wird Aidan die "Weisheit" von über 200 Jahren zuteil.

Ein anderer, recht unwesentlicher, Punkt ist, dass Sally in der US-Version auf mehr Geister trifft. Da ist nicht nur der Mentor, sondern auch ein Poltergeist, ein ehemaliger Bekannter und noch einige andere verlorene Seelen in einem geschlossenen Flügel des Krankenhauses. Doch auch hier hat man sich die meiste Zeit an der britischen Annie orientiert – mit einer Ausnahme. Sally setzt man kurz vor dem Staffelfinale einer Exorzistin aus, die von ihrem Ex-Verlobten Danny engagiert wird. Die Geschichte hat es durchaus in sich und ist ein riesen Bonuspunkt, denn der Exorzismus führt dazu, dass dem Medium klar wird, was Danny seiner Freundin antat und bringt schließlich auch Bridget dazu, ihn fallen zu lassen. Da ich sie, wie ich schon erwähnte, sehr mochte, hat mich das natürlich so richtig gefreut und führte von Seiten Sallys zu einem genialen Rachefeldzug. Von dem hätte sich Annie noch etwas abschneiden können.

Fazit

Wie gut oder schlecht etwas produziert wurde, ist nun auch immer Ansichtssache und eine sehr subjektive Angelegenheit. Wo ich bei Georges ewigem Herumgejammere im Mädchenmodus nur die Augen verdrehen konnte, fand manch einer vielleicht gerade das besonders liebenswert; um nur ein Beispiel zu nennen. Und da ich die beiden ersten Staffeln nun sorgfältig zerpflückt habe, müsste jedem mittlerweile klar sein, dass ich die amerikanische Version als angenehmer empfinde als ihr britisches Original. Natürlich ist dem wiederrum als Pluspunkt anzurechnen, dass die Personen eher aus dem Leben gegriffen zu sein scheinen, da manch einer nun weiß Gott nicht wie gerade aus dem Ei gepellt aussieht. Und natürlich ist da auch noch immer Mitchell, der mich zugegebenermaßen (mit Annie) durch die Staffel gezogen hat. Dennoch reicht das nicht aus, um mich über massive, persönliche, Störfaktoren hinweg zu trösten. Welche Versionen einen aber nun mehr zusagt, muss jeder selbst entscheiden. Ich für meinen Teil freue mich schon auf die zweite Staffel der US-Version und werde, wenn ich Geduld dafür haben sollte, mir nach deren Ende vielleicht die UK-Version zu Gemüte führen.

Luisa Schmidt - myFanbase

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