Interview mit Gregg Daniel

6. August 2014 | Der erfahrene Schauspieler Gregg Daniel spielt seit 2010 Reverend Daniels in der HBO Serie "True Blood" und gehört in der finalen Staffel zum Hauptcast. In unserem Interview spricht der Schauspieler über die Anfänge seiner Karriere, seine Rolle als Reverend Daniels und seine Arbeit am Set von "True Blood".

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Foto: Gregg Daniel
Gregg Daniel

1. Als du anfingst, als Schauspieler zu arbeiten, hattest du sicherlich einige Vorstellungen zu dem Beruf. Ist es so geworden, wie du es erwartet hattest?

Ich wusste immer, dass es schwer ist, Schauspieler zu werden, trotzdem habe ich immer geglaubt, dass ich erfolgreich werden würde. Fragt mich nicht, woher ich das wusste, vielleicht war es blindes Vertrauen, aber ich war bereit, alles zu tun, was notwendig war, um ein vielseitig berufstätiger Schauspieler zu werden. Die Tatsache, dass ich jahrelang an einem Konservatorium (NYU's Tisch School of the Arts) studierte, half mir sicherlich mich vorzubereiten. Das Engagement und die Hingabe, die notwendig für die Ausbildung zum Darsteller sind, entsprechen demselben Level der Belastbarkeit, den man für eine Karriere in diesem Gewerbe braucht. Gott sei Dank verfolgte ich meine Träume und hatte Glück.

2. Gibt es ein bestimmtes Erlebnis in deiner Karriere, das du gerne noch einmal erleben würdest?

Ich kann mit meiner Karriere ziemlich zufrieden sein und es ist ein Segen, dass ich durchgängig arbeiten konnte. Ich denke, dass der Moment, als ich von New York nach Los Angeles ging, eine besondere Zeit für mich war. Ich bin ein ziemliches Risiko eingegangen, als ich New York verließ und hoffte, hier Arbeit zu finden. In New York bin ich geboren worden, meine Familie und Freunde leben dort, ich machte meine Schauspielausbildung dort und meine Karriere begann dort. Der Gedanke, meine geliebte Stadt hinter mir zu lassen, weil ich an der Entwicklung einer Film- und Fernsehkarriere interessiert war, war angsteinflößend und gewagt. Ich muss sagen, dass ich stolz darauf bin, dass ich damals das Risiko eingegangen bin und die Reise nach Los Angeles gemacht habe. Mein Vertrauen zahlte sich aus und half mir, es als Schauspieler zu etwas gebracht zu haben.

3. Was hat dich an Reverend Daniels in "True Blood" interessiert, was bewunderst du an ihm?

Ich wollte Reverend Daniels als einen gewöhnlichen Mann darstellen, der in außergewöhnlichen Umständen gefangen ist. Als Daniels anfänglich das Amt des Pastors in Bon Temps übernahm, rechnete er kaum damit, dass Vampire, Werwölfe, Elfen und Gestaltwandler Teil seines Umfelds und seiner Gemeinde sein werden. Dieser Pfarrbezirk ist sicherlich ein Test für Daniels' Glauben, nicht nur an Gott, sondern auch an sich. Wie hilft man einer Gemeinde, die so bizarr ist wie dieser, zu heilen und wie lehrt man die Leute, einander zu lieben? All diese Hindernisse präsentieren eine wundervolle Herausforderung, mit der ich als Schauspieler bei der Darstellung meines Charakters umzugehen habe.

4. Reverend Daniels und Lettie Mae führen eine Beziehung mit einem gewissen Abhängigkeitsverhältnis. Was hältst du von ihrer Beziehung? Ist es eine glückliche Ehe?

Ich denke, dass Reverend Daniels Lettie Mae sehr liebt und dass er versucht, alles in seiner Macht stehende zu tun, um sie zu beschützen und sie in Sicherheit zu wissen. Wir wissen, dass Lettie Mae Schwierigkeiten durch Missbrauch von Suchtmitteln hatte. Dennoch gibt Daniels nicht auf, ihnen beiden ein glückliches Leben zusammen zu verschaffen. Ich denke auch, dass Lettie Mae ernsthaft versucht, sich zusammenzureißen und diese Ehe zu erhalten. Daniels gibt ihrem Leben zu einem gewissen Grad eine neue Bedeutung, wie sie auch seinem Leben. Ich denke, dass die beiden glücklich werden, aber ich vermute, ihr könntet mich auch als sentimental bezeichnen.

5. Als eine der Figuren auf dem Bon Temps Schachbrett, was war das Verrückteste oder Witzigste, das dir am Set passiert ist?

Nun, das Witzigste, das ich am Set getan habe, war die Szene zwischen Lettie Mae, Reverend Daniels, Terry und Arlene. Der Pastor und Lettie Mae wurden gerufen, um eine Art Exorzismus in Terrys und Arlenes Haus durchzuführen. Der Exorzismus beinhaltete, dass Lettie Mae und ich sangen und Tambourine spielen, dann in das Schlafzimmer gingen, um es mit Weihrauch auszuräuchern und die Dämonen auszutreiben. Es fühlt sich auf wunderbare Weise absurd an, Adina und ich gingen völlig in unserer Fähigkeit "die Dämonen zu vertreiben" auf. Wir hatten sehr viel Spaß dabei.

6. Reverend Daniels hat Szenen mit sehr vielen Bon Temps Charakteren. Welcher Schauspieler ähnelt seiner Rolle am meisten und wer unterscheidet sich völlig?

Ich muss sagen, es gibt eine Vielzahl von Charakteren, die in ihrem Verhalten manchmal widerspiegeln, worum es Reverend Daniels geht. Ich meine damit nicht die Widerspiegelung von Daniels Glauben in die Religion, sondern ihren persönlichen Kampf, das Richtige zu tun. Ich finde, dass Sookie kontinuierlich versucht, die richtigen Entscheidungen zu treffen, und dass sie sich nach moralischen Grundsätzen verhält. Sie sorgt sich ernsthaft um ihre Freunde und ihre Familie und sogar um die Stadt von Bon Temps. Ich halte ihren Glauben in die "Tugend" für eine Reflexion dessen, was der Pastor sich für Bon Temps wünschen würde, eine Gemeinschaft von Menschen, die aufeinander Acht gibt und für einander sorgt.

7. In Staffel 6 leitete Reverend Daniels Terry Bellefleurs Beerdigung. War es schwierig eine solch emotionale Szene zu drehen?

Ich denke, das Bewegendste an dem Begräbnis war, dass die militärische Würdigung mit der Zeremonie verknüpft war. Wie ihr wisst, war Terry Bellefleur ein Veteran, so dass ein paar U.S. Soldaten abgestellt wurden, die auf die Durchführung militärischer Würdigungen bei Beerdigungen (komplett mit dem Salut durch Gewehre) spezialisiert sind. Diese Soldaten zu sehen, wie sie die Flagge über dem Sarg mit einer solchen Präzision, Würdigung und Respekt für den Verstorbenen falten, überwältigte mich. Aber als die Offiziere die Flagge Terrys Ehefrau mit den abschließenden Worten "Sie haben den Dank einer dankbaren Nation" übergaben, rührte mich das zu Tränen.

8. Wie war es, sich von Bon Temps und allem und jedem in "True Blood" zu verabschieden, was wirst du am meisten vermissen?

Obwohl jeder am Set wusste, dass dies die letzte Staffel von "True Blood" ist, haben wir versucht, uns nicht damit befassen, sondern wir wollten zehn Episoden erstellen, auf die wir stolz sein können. Sicher, es gab Momente, in denen man realisiert hat, dass in ungefähr sechs Monaten alles vorbei ist, trotzdem hatten wir zehn unglaubliche Skripte zu drehen und somit unseren sehr loyalen Fans einen Grund zu geben, sich diese Staffel anzuschauen.

Ich werde es vermissen, jeden Tag mit einem Cast und einer Crew zu arbeiten, die völlig darin aufgehen, jede Episode so gut wie möglich zu machen. Jede Abteilung am Set, die am Dreh beteiligt war, war für jede Episode, die wir produzierten, in Bestform. An dieser Art von Professionalismus teilzuhaben ist unheimlich lohnenswert.

9. Kannst du uns etwas über deine neuen Projekte erzählen?

Ich arbeite auch als Theaterregisseur und habe verschiedene Projekte in Arbeit. Eins von den aufregendsten ist ein Theaterstück, an dem ich als Regisseur arbeite, mit meiner Frau (auch Schauspielerin) in der Hauptrolle. Das Stück heißt "Wedding Band", es wurde in den Sechzigern geschrieben, aber spielt in den 1918. Die Geschichte dreht sich um eine zehnjährige Liebesbeziehung zwischen einer Afroamerikanerin und einem weißen Mann. Bemerkenswert daran ist, dass es in vielen Südstaaten zu dieser Zeit ein Gesetz gab, das dunkel- und hellhäutigen Menschen verboten hat zu heiraten (miscegenation laws). Dass zwei Menschen unter diesen Umständen den Mut hatten, einander zu lieben, ist erstaunlich.

10. Da myFanbase sich US-Serien widmet, würden wir gerne wissen, was deine Lieblingsserien sind?

Es gibt eine Vielzahl von qualitativ hochwertigen TV-Sendung, die sich zur Zeit in Produktion befinden, insbesondere bei den Kabelsendern. Ich klinge vielleicht ein wenig parteiisch, aber HBO produziert eine Vielzahl von Sendungen, für die ich schwärme, nur um ein paar zu nennen - "Boardwalk Empire", "Game of Thrones", "True Detective", "The Newsroom" and natürlich, "TRUE BLOOD". Nicht zu vergessen, Netflix' "House of Cards" und "Orange is the New Black". Ich glaube, dass all diese Sendungen ein unterhaltsames, hochwertiges Fernsehen erschaffen haben.

Vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Gregg, wir wünschen dir alles Gute!

Ceren K. - myFanbase


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