Interview mit Carrie Preston
23. März 2012 | Carrie Preston kennt man als liebenswerte Arlene Fowler aus der Vampirserie "True Blood", zu der sie uns hier einige Fragen beantwortet. Auch erzählt sie, wie sie zur Schauspielerei gekommen ist, und spricht von ihrer wiederkehrenden Rolle in "Good Wife" und anderen Projekten.
Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.
© Josh Williams Photography
1. Wie bist du zur Schauspielerei gekommen?
Ich bin in Macon, Georgia aufgewachsen und habe mit 9 angefangen, Theater zu spielen, womit ich dem Vorbild meines älteren Bruders John G. Preston gefolgt bin, der auch Schauspieler ist. Ich habe mich von Anfang an, als ich am Orts- und Schultheater gespielt habe, als Charakterdarstellerin betrachtet. Auch damals schon war ich nicht Alice im Wunderland oder Schneewittchen oder Cinderella. Ich war die Schildkröte, Maid Dim Witty und die verrückte gute Fee, komplett mit puffigem Po und Brille. Ich habe an verschiedenen Stellen Schauspiel studiert, die bekanntesten davon sind wohl die University of Evansville im Süden von Indiana und die Juilliard School in NYC. Ich genoss die kontrollierte Chaos im Schoße der höheren Bildung. Mit 18 habe ich dann angefangen, in den Sommerferien professionell in Shakespeare-Stücken mitzuwirken. Nach und nach kam dann der Ernst des Lebens und ich war auf jeden Fall bereit, mich hineinzustürzen.
2. Als du für die Rolle der Arlene in "True Blood" gebucht wurdest, wussest du da schon, dass ihr Verlobter René der Mörder ist?
Die Serie basiert ja auf der Südstaaten-Vampirsaga von Charlaine Harris, insofern gab es Grundlagen zu befolgen. Im Buch ist René der Mörder, daher wusste ich von Anfang an, dass er der Killer ist. Die Serie nahm sich aber einige Freiheiten in der Figuren- und Plotgestaltung, daher gab es noch immer viele Überraschungen.
3. Deine "True Blood"-Figur ist sehr abergläubisch. Hast du das oder etwas anderes mit Arlene gemeinsam?
Ich bin im Süden aufgewachsen, daher kenne ich Frauen wie Arlene. Ich habe auch Vertrauen in die Autoren und lasse mich von ihren Worten leiten. Wir sind beide starke Frauen. Ich bin nicht so engstirnig wie Arlene, aber wir haben dieselbe Arbeitshaltung. Womit wir unser Leben bestreiten, ist uns beiden enorm wichtig.
© Syfy, HBO
4. Die Serie zeigt mehr und mehr übernatürliche Wesen. Welches wärest du gerne?
Ich denke auf jeden Fall, dass die Vampire mehr Spaß in unserer Serie haben! Ich schlage Alan Ball immer wieder vor, aus Arlene ein übernatürliches Wesen zu machen, aber ohne Erfolg. Ich glaube, sie brauchen irgendwen, um bei den Menschen die Stellung zu halten. Und ich denke, Arlene ist genau die Richtige für diesen Job.
5. Kannst du uns ein wenig über Staffel 5 verraten? Wird Arlene ihrem Baby gegenüber weiterhin skeptisch sein?
Die Staffel richtet den Fokus mehr auf Arlene und Terry als auf das Baby. Wir haben Patrick, den mysteriösen Kerl aus Terrys Vergangenheit, der am Ende von Staffel 4 in unser Leben getreten ist, nicht zum letzten Mal gesehen.
6. "True Blood" unterscheidet sich von "Twilight" und "Vampire Diaries", die sich an ein eher jüngeres Publikum richten. Wie findest du den Ansatz, den "True Blood" wählt?
Unsere Welt ist so besessen von Jugend, ich glaube, dass die Leute die Vorstellung vom ewigen Leben deshalb so sehr lieben. In "True Blood" sieht man, wie es wäre, als Geschöpfe ewig zu leben, die sexy, leidenschaftlich und manchmal auch politisch sind. In unserer Serie, die sich an Erwachsene und nicht an Teenies richtet, stehen die Vampire für jede entrechtete Gruppe, die für ihre Rechte in der Gesellschaft kämpfen. Du kannst dir aussuchen, ob du die Serie als sexy Soap Opera betrachtest oder Sozialkritik darin findest. Beide Varianten funktionieren, und ich denke, das macht den Unterschied.
7. In "True Blood" werden viele explizite Szenen fürs erwachsene Publikum gezeigt. Warst du jemals geschockt oder fandest es schwierig, diese zu drehen?
Wenn du eine komödiantische Rolle in einer Serie spielst, geben sie dir meistens keine Sex-Szenen. Ich wurde also noch nicht allzu oft gebeten, solche Szenen zu machen mit Ausnahme der Staffel-2-Orgienszenen. Diese langen Nächte mit den Orgienszenen in Staffel 2 draußen auf den Feldern mit schwarzen Kontaktlinsen und all den nackten Komparsen, die um uns herum tanzten, gehören zu den bizarrsten und auf seltsame Weise witzigsten Nächten meiner Karriere.
© Syfy / HBO
8. Was ist das Beste an der Arbeit an "True Blood"?
Es macht immer Spaß zur Arbeit zu gehen, weil ich weiß, dass ich dieses Makeup, diese Fingernägel, dieses Dekolleté und diese Absätze bekomme und mich wirklich in Arlene verwandele. Ich habe viel Spaß mit ihr. Wenn ich am Set bin, fühle ich mich zwar wie ich selbst, aber ein wenig von ihr färbt auf jeden Fall auf mich ab. Es macht Spaß, in der Haut von jemandem zu stecken, den du seit vier Staffeln spielst. Diesen Luxus hatte ich vorher noch nicht.
9. Elsbeth Tascioni aus "Good Wife" ist wahrscheinlich die Anwältin im TV, die genauso witzig wie kompetent ist. Würdest du dich von ihr vertreten lassen, wenn du angeklagt würdest?
Elsbeth ist schwindelerregend wie ein Fuchs. Du glaubst, sie rennt ziellos drauf los und dann nagelt sie dich fest. Ich würde ihr in jeder Hinsicht vertrauen, aber ich bin auch jemand, der den Nervenkitzel einer Achterbahn genießt.
10. Wie ist es, eine wiederkehrende Rolle in dieser Serie zu spielen? Verbringst du viel Zeit mit Julianna Margulies und den anderen Darstellern?
Julianna und ich haben uns schon vor sechs Jahren angefreundet, als wir eine Broadway Show namens "Festen" zusammen gemacht haben. Obwohl sie nichts damit zu tun hatte, dass ich gecastet wurde, haben wir uns beide natürlich sehr gefreut, wieder miteinander zu arbeiten. Ich bewundere sie, und das "Good Wife"-Set ist schön zum Arbeiten. Die gesamte Besetzung empfängt mich jedesmal mit offenen Armen, wenn ich dazustoße.
11. Dein Ehemann Michael Emerson und du habt schon zusammen auf der Bühne gestanden und in einem Film mitgespielt. Überlegt ihr euch manchmal die perfekte Serie für euch zusammen? Welche Charaktere würdet ihr da gerne spielen?
Michael macht oft Späße über eine Serie, in der wir beide ein verrücktes, vorlautes Broadway-Paar aus den 30ern mimen, das Dutzende verschiedener Figuren spielt und alles schiefgeht.
© Syfy / HBO
12. Schon zweimal hast du Felicity Huffman's Schwester gespielt, einmal in "Desperate Housewives", das andere mal in "Transamerica". Wie ist die Arbeit mit ihr?
Felicity ist ein vollendeter Profi, und ich habe sie immer bewundert. Sie und ich haben uns in beiden Fällen sehr gut verstanden. Ich dachte mir: "Wenn meine gesamte Karriere daraus bestehen würde, Felicity Huffmans Schwester zu spielen, könnte ich mich glücklich schätzen."
13. Bitte erzähle uns etwas über deinen Film "That's What She Said".
Ich besitze eine Produktionsfirma namens Daisy 3 Pictures. Unser dritter Film heißt "That's What She Said". Er wurde geschrieben von Kellie Overbey und zeigt Anne Heche, Marcia DeBonis und Alia Shawkat. Es ist ein Mädelsfilm gemischt mit der rasanten Albernheit einer guten Bromance, und die Mädels gehen am Ende als Sieger hervor. Ich nenne es gerne den East Village-Cousin (Anm. d. Red. East Village ist ein Szeneviertel von Manhattan.) des "Brautalarm"-Genres. Ich bin so froh, dass es sowas jetzt gibt. Seit sieben Jahren haben wir immer wieder versucht, dieses Projekt der Welt vorzustellen, und beim Sundance Festival im Januar hatten wir endlich unsere Weltpremiere. Es war das Unglaublichste, was wir uns jemals vorstellen konnten. Jetzt haben wir einen Vermarktungsdeal mit Phase 4 Films, und so wird der Film hoffentlich im Spätsommer in den USA herauskommen. Es ist einzigartig, diesen speziellen Traum endlich in die Tat umgesetzt zu haben.
14. myFanbase ist ein Online-Magazin, das sich US-Serien widmet. Hast du eine oder mehrere Lieblingsserie(n)?
Ich bin ein solcher TV-Fan. Meine aktuellen Lieblingsserien sind: "Person of Interest" (Ja, mein Mann spielt darin mit, aber sie ist auch wirklich gut!!), ich bin ein riesiger Fan von "Breaking Bad". Die neueren Serien, die ich liebe, sind "Boss", "Game of Thrones", "Homeland" und "Enlightened".
Vielen Dank, Carrie, wir wünschen dir alles Beste für die Zukunft!
Nicole Oebel - myFanbase
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