Bewertung

Review: #5.02 Parasomnie

Foto: Tyler Posey & Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV
Tyler Posey & Dylan O'Brien, Teen Wolf
© MTV

Balance ist in der übernatürlichen Welt von "Teen Wolf" die Grundlage. Die Balance zwischen Gut und Böse, Schuld und Sühne, die innere Balance im Umgang mit den eigenen Kräften. Handlungen haben Konsequenzen und irgendwann pendelt sich alles wieder in der Mitte ein. In der besten Szene dieser Episode zeigt sich, dass Balance jedoch nicht nur in der übernatürlichen Welt gefordert wird, sondern dass sie auch die Grundlage des Herzstücks der Serie ist: der Freundschaft von Scott und Stiles.

"Why can't you trust anyone?" - "Because you trust everyone."

Scott und Stiles ergänzen einander. In gewisser Hinsicht sind sie von Grund auf verschieden. Scott hört auf sein Herz, Stiles hört auf seinen Bauch. Scott schließt von sich auf andere und glaubt an das Gute im Menschen. Stiles beobachtet und analysiert. Scott schenkt Vertrauen, Stiles' Vertrauen muss man sich erst verdienen. Scott will alle retten, Stiles will vor allem seine Freunde schützen. Normalerweise greifen diese unterschiedlichen Eigenschaften der beiden Freunde ineinander, da sie sich gegenseitig respektieren und den Input des anderen zu schätzen wissen. Sie wollen einander nicht ummodeln, da sie gemeinsam mit ihrer jeweiligen Art zum Ziel gelangen. Scott ist dank seiner Güte und Willensstärke zum Alpha geworden, Stiles hat dank seiner Kombinationsgabe und seiner Fähigkeit, die Dinge zu hinterfragen, den Nogitsune besiegt.

Nun aber scheint die Freundschaft der beiden in Schieflage geraten zu sein. Scott hat nicht zuletzt aufgrund seiner übernatürlichen Fähigkeiten zur inneren Ruhe und Selbstsicherheit gefunden. Er hat die Geduld, jedem eine Chance geben zu wollen. Für Stiles ist die innere Unruhe mittlerweile zum Normalzustand geworden und er hat nun keine Geduld mehr mit anzusehen, wie Scott sich in Gefahr begibt. Für Scott gibt es in Sachen Theo Raeken zwei Wege: ihm zu vertrauen oder ihn zu retten. Stiles spürt die Gefahr und daher gibt es für ihn nur einen Weg: Theo auf Abstand zu halten. Und zum ersten Mal scheinen die beiden die Einstellung des anderen nicht mehr so ganz zu respektieren. Oder anders, sie bringen einander zur Verzweiflung.

Das Allerwichtigste in dieser Szene folgt jedoch nach dem Dialog. Der Moment, der ganze Felsbrocken zum Erweichen bringt. Die Geste, als Scott Stiles' Hand nimmt und ihm den Schmerz herauszieht. Und der anschließende Blick, den sie einander zuwerfen. Hier muss kein Wort gesprochen werden. Diese beiden wissen, dass sie sich gerade verändern, dass sie an verschiedenen Punkten in ihrem Leben stehen, aber dass ihre Freundschaft dadurch nicht zerbricht. Ein Brudermoment, in dem die Funken flogen, in dem das Herz einen Moment aufgehört hat zu schlagen. Ein Moment, der von so viel mehr Gefühl erfüllt war, da er wie vorherige Dylan-Tyler-Momente durch die wunderbare Chemie der beiden Schauspieler intensiviert wurde.

"I'm meant to be a part of this pack."

Die Schurken in "Teen Wolf" kommen ja bekanntlich in allen Formen und Farben, aber Theo ist fraglos eine ganz besonders ansehnliche Variante! Dieses Haar, dieser Körper, das Lächeln, diese Stimme... ich bin da ganz bei Malia! Er ist heiß! Und so verführerisch, diesem Engelsgesicht würde ich sofort auf den Leim gehen. In diesem Zusammenhang kommt übrigens eine weitere Stärke von "Teen Wolf" zum Tragen: ausführliche Szenen für Nebencharaktere. Hatte Cody Christian in seiner Zeit bei "Pretty Little Liars" insgesamt überhaupt so viel Text oder auch nur Screentime wie in dieser Episode? Als Mike Montgomery war er anfangs blass und nichtssagend, und später creepy, weil der Kontext das so wollte. Hier kann er seine Ausstrahlung frei entfalten und diese reicht in dieser Episode von vertrauenserweckend über schräg bis hin zu eiskalt.

Ein besonders willkommener Schachzug war es, die Zuschauer jetzt schon wissen zu lassen, dass wir es bei ihm mit einem Bösen zu tun haben, anstatt daraus ein langes Rätsel zu stricken. So bleibt Raum für Entwicklung und eventuell sogar für Wandlung. Er ist definitiv ein interessanter Charakter. Er trägt tiefe Trauer über den Tod seiner Schwester in sich und er ist ausgesprochen gerissen darin, wie er Scotts Rudel einer Prüfung unterzieht. Als er in seiner Wolfsform Liam und Mason in der Schule verfolgt und Liam sich ihm entgegenstellt, wird ihm jedenfalls klar, dass der junge Beta keine Schwachstelle des Rudels darstellt. Zudem fragt sich natürlich sofort: Ist er ein Hale? Sein schwarzer Wolf sah doch dem von Derek und Talia wahrscheinlich nicht umsonst so ähnlich.

Night terrors

Die Handlung rund um Tracy funktionierte ausgesprochen gut. Wir haben schon verschiedene Cold Opens gesehen, die sich (fast) alleine um einen fremden Charakter drehten, diese starben jedoch meist sofort und kurbelten damit nur neue Ereignisse an. Mit Tracy wurde auf gelungene Weise eine neue Figur integriert, die Emotionen erzeugen und einen Spannungsbogen halten konnte, ohne viel sagen zu müssen. Hier wurden ohne viel Effekthascherei Saiten angeschlagen, die Angst auslösen. Und der Twist, dass sie eine der Werwolf-Schöpfungen der Doktoren ist, die sich sozusagen selbst gefoltert hat, kam gänzlich überraschend. Sie wird nun sicher als Gegner auf unser Rudel losgehen, aber da man innerhalb nur einer Episode Mitgefühl für sie erzeugt hat, wurde ein sehr spannender Ausgangspunkt geschaffen.

Randnotizen

  • Nachdem die Szene zwischen Todesfee und Deputy im Staffelauftakt auf mich so gar keine Wirkung gemacht hatte, haben Lydias und Parrishs Szenen in dieser Episode mein Herz gewärmt! Wie sehr hat Lydia es verdient, einen Menschen wie Parrish an ihrer Seite zu haben, einen hilfsbereiten Beschützer, der mit echtem Interesse an die Dinge herangeht. Auch wenn für mich hier nicht die Funken fliegen, so ist doch etwas entstanden, was Freude macht und Sinn ergibt.
  • Dr. McCall – oh Himmel, war das süß! Scotts Wunsch, Tierarzt zu werden, seine Bestrebungen in dieser Richtung und Dr. Deatons stolzer Blick wie ein Vater auf den Sohn zählen ebenso zu diesen schönen, hellen "Teen Wolf"-Momenten, wie die Stilinski-Vater-Sohn-Gespräche. Beide "Väter" wissen um das Talent ihrer "Söhne" und wie sie sie fördern, ist Gold wert.
  • Die lustigste Szene der Episode lässt sich unmöglich herauspicken. Da wäre der Austausch zwischen Stiles und Malia vor der Schule zum Thema Theo "You want me to torture him?", die Stiles-Liam-Kombi und der Moment als Liam ins Loch fällt "What the hell are you doing?", Lydias und Kiras Reaktion auf Scott im Biokurs für Fortgeschrittene, und natürlich der unfassbare Spruch: "Someone's not someone and when I figure out who that someone really is, someone's in big trouble." Stiles übertrifft sich einfach mal wieder selbst! Und was Dylan O'Briens Darstellung hervorhebt, ist immer der Moment, den die Kamera nach seinem Text noch auf seinem Gesicht verweilt. Da gibt es immer noch ein gewisses Mimikspiel, ein Tüpfelchen auf dem i.
  • "It's always better when they know." Danke! Jede Mysteryserie darf sich davon eine Scheibe abschneiden! Mason weiß nun also, dass Liam ein Werwolf ist und er sieht nicht so aus, als habe er damit ein Problem. Vielmehr scheint Liams ehemalige Mitschülerin ein Problem zu haben. Diese Geschichte konnte meine Neugier jedoch leider noch nicht wecken.
  • Begeisterung – wie könnte es anders sein – konnte dagegen Scotts Kommentar wecken, dass er Peter noch immer für rettungswürdig und -fähig hält. Scott, ich bin 100%ig bei dir!
  • Genau so eine Kette, wie sie in dem Loch lag, in das Liam fiel, befand sich auch auf Tracys Nachttisch. Ominös!
  • Wacklige Stühle zu besteigen war auch vorher schon ein Alptraum!

Fazit

Die Episode war besser als der Staffelauftakt, weniger rasant, dafür aber auch weniger verrückt. Die herausragende Szene zwischen Scott und Stiles, die man schon vorab im Trailer sehen durfte, kam früher in der Staffel und nahm einen anderen Ausgang als vermutet. Ihre Wirkung verfehlte sie jedoch nicht im Geringsten! Dazu viel Spaß, Spannung und einige Überraschungen, et voilà! Eine richtig gute "Teen Wolf"-Episode.

Nicole Oebel - myFanbase

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