Bewertung

Review: #2.09 Party oder Ähnliches

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV/Bob Mahoney
Dylan O'Brien, Teen Wolf
© MTV/Bob Mahoney

"Teen Wolf" lässt einem kaum Zeit durchzuatmen! Diese Folge war wieder so ereignisreich und spannend und brachte sowohl Überraschungen, die weitreichende Ausmaße haben können, als auch einen so emotionalen Moment, der viele Zuschauer vielleicht überraschend zu Tränen gerührt haben dürfte. Widmen wir uns den drei großen Handlungssträngen der Episode, von denen zwei am Ende zusammengeflochten werden.

Peter Hale, Lydia und die Party

Erneut beginnt die Episode mit einer Szene wie aus "Psycho" mit der jungen Frau unter der Dusche. Draußen steht allerdings nicht Norman Bates, als Lydia zitternd den Duschvorhang öffnet, es stehen unzählige applaudierende Leute in den Rängen des Lacrosse-Feldes und sehen dabei zu, wie sie erneut von Peter Hale angegriffen und gebissen wird. Echtes Alptraumpotenzial! Und es ist tatsächlich auch ein Alptraum, welcher aber noch lange nicht zu Ende ist, denn als Lydia erwacht, liegt der verkohlte Peter Hale neben ihr im Bett und es dauert nicht lange, da steht sie mit nackten Füßen mitten in kriechenden, schleimigen Würmen. Der Gruselfaktor lässt in dieser Staffel wirklich nicht zu wünschen übrig!

Wieso aber hat Lydia diese Halluzinationen von Peter Hale? Ist sie eine Art Medium? Hat sie diese übersinnlichen Fähigkeiten erst, seit Peter sie gebissen hat? Oder sind diese Fähigkeiten der Grund, warum sie immun gegen den Biss war? Nachdem Lydia jedenfalls nach wie vor die einzige ist, die noch nichts von der Existenz der Werwölfe weiß, klärt Peter sie wenigstens diesbezüglich freundlicherweise auf seine ihm eigene, charmante und überaus schonende Weise auf. Nämlich indem er seine Alphawolf-Gestalt annimmt und von draußen durch das splitternde Fenster auf sie zuspringt. Netter Zug, Peter! Und er lässt sie ein blutiges Massaker sehen, wenn sie seinem Wunsch, ihre Freunde beim nächsten Vollmond zu ihrer Geburtstagsparty zu versammeln, nicht nachkommen sollte.

Was das soll, wird zunächst nicht so ganz klar, obwohl die Party den größten Raum in der Episode einnimmt und für viel Aufregung sorgt. Lydia serviert allen Gästen Bowle, die mit Wolfseisenhut versetzt ist, was bewirkt, dass alle anwesenden Gäste, Menschen ebenso wie Werwolf Scott, sich mit Halluzinationen ihrer größten Ängste konfrontiert sehen. Bei Stiles, Allison und Jackson waren das keine Ängste vor übernatürlichen Dingen, sondern etwas ganz Greifbares. Allison wurde von einer möglicherweise zukünftigen Version ihres eigenen Ichs heimgesucht, die ihr einen Pfeil in die Brust schoss und ihr unmissverständlich zu verstehen gab, dass sie die Allison aus der Gegenwart für einen erbärmlichen Angsthasen hält. Jackson hatte plötzlich eine Vision seiner leiblichen Eltern, die nach ihm suchten, die aber, als sie sich ihm zuwandten, keine Gesichter hatten – und er selbst daraufhin auch nicht mehr. Jackson weiß offensichtlich unter seiner mühsam aufgebauten Fassade überhaupt nicht, wer er ist, und darin liegt der Ursprung seines Unvermögens, die grausame Zwischengestalt des Kanimas zu überwinden und sich in einen normalen Werwolf zu verwandeln.

Am härtesten aber war der Anblick von Stiles' Halluzination, die ihn mit seiner Angst konfrontierte, dass sein Vater ihn im Stillen für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht. Wir wissen nichts Genaueres über die Umstände von Mrs. Stilinskis Tod, aber als Sheriff Stilinski seinem Sohn hier die ärgsten Vorwürfe macht und Stiles' Augen zunächst rote Ränder bekommen und dann Tränen zu sehen sind, hat Dylan O'Brien es erneut geschafft, uns seinen Charakter noch tiefer ins Herz zu boxen. Der Beschützerinstinkt beim Zuschauer hätte nicht besser untermauert werden können. Einzig Scotts Halluzination von einer Allison, die mit dem Kanima knutscht, war ein bisschen mau! Ist das wirklich Scotts größte Angst? Allison mag auf dem Weg sein, sich von Grund auf verändern zu müssen, und sie könnte sein Feind werden, aber sie wird sicherlich nicht mit dem Monster ins Bett steigen – weder im direkten, noch im übertragenen Sinne.

Und schließlich bringt uns die Episode auch die Antwort auf die Frage nach dem Meister des Kaminas. Zumindest wahrscheinlich. Die beiden Stilinskis hatten in – wie immer in großartiger Zusammenarbeit – herausgefunden, dass das Kanima das Schwimmteam aus dem Jahre 2006 dezimiert, welches unter der Leitung von Isaacs Vater Mr. Lahey stand. Auf der Party wurde niemand anders als der in dieser Episode wirklich beängstigend präsentierte Matt Daehler in den Pool geworfen und es stellt sich heraus: Er kann nicht schwimmen! Jackson rettet ihn und anschließend sieht Scott für einen kleinen Moment Matt und das Kanima, das schützend seinen Schwanz um Matt schlingt. Ein kleiner Moment – und dann sind die beiden verschwunden! War dies nun echt oder eine Halluzination von Scott? Es lässt sich nicht eindeutig sagen. Aber es würde insofern passen, als dass das Kanima Angst vor Wasser hatte. Nicht weil Jackson Angst vor Wasser hätte, er ist natürlich der Captain des Schwimmteams, sondern sein Meister. Wie aber passt das damit zusammen, dass der Meister in der letzten Episode durch Jackson zu Stiles, Isaac und Erica sagte, er sei ermordet worden? Und wie passt das damit zusammen, dass das Kanima seine Pfote an die Scheibe des Autos von Mr. Harris legte?

Dereks Rudel und die Auferstehung

Derek hat alle Hände voll damit zu tun, seine Betas mit gruseligen Folterwerkzeugen zu bearbeiten, um sie bei ihrem ersten Vollmond in Schach zu halten. Dennoch kann er sie kaum bändigen. Langsam aber sicher ist es offiziell: Derek ist kein besonders beeindruckender Alpha. Ist er überhaupt wirklich ein vollständiger Alpha? Seine Macht scheint lange nicht an die von Peter Hale in der ersten Staffel heranzureichen. Derek wirkte bisher die gesamte Staffel über fast immer nur ahnungs- oder machtlos, wodurch er mittlerweile wirklich ein Stück seiner tollen Ausstrahlung von früher eingebüßt hat. Er mag an körperlicher Stärke ein wenig hinzugewonnen, aber wie oft hat er in dieser Staffel schon gesagt "I don't know" oder "I have no idea"? Man musste sich natürlich etwas einfallen lassen, um Derek als Alpha nicht zum nächsten Big Bad wird, denn schließlich will man Tyler Hoechlin ja in der Serie behalten, aber die tolle, überlegene und mysteriöse Ausstrahlung aus Staffel 1 ist mittlerweile doch stark verflogen. Hoffentlich wird man sich noch etwas mehr mit seinem Charakter beschäftigen, vielleicht war er tatsächlich noch kein richtiger Alpha, da Peter aus dem Grab heraus noch Macht ausübte, und vielleicht verlässt ihn sein Rudel aus diesem Grunde. Die Charakterzeichnung der drei liegt doch ziemlich brach.

Nur Isaac schenkte man eine schöne Szene mit Derek in dieser Episode, als dieser seinem Beta erklären konnte, wie man während des Vollmonds die Beherrschung über sich selber behält, indem man sich einen emotionalen Anker sucht. Für Derek ist es bezeichnender Weise die Wut über alles, was ihm und seiner Familie angetan wurde. Isaac wählt wiederum seinen Vater, der ihn anscheinend nicht immer so schlecht behandelt hat. Hat das etwas mit dem Tod von Isaacs älterem Bruder zu tun? Dieser war jedenfalls auch auf dem Foto des Schwimmteams zu sehen.

Zu guter Letzt offenbart sich der Hintergrund von Peter Hales Plan mit Lydia. Durch die Wolfseisenhut-Bowle war dafür vorgesorgt, dass Lydias Freunde, vor allem Scott, so sehr mit sich selbst beschäftigt waren, dass keiner Lydia daran hindert, Derek zu betäuben und ihn zu verschleppen. Und hier kommt eine ganz wunderbare Szene! Lydia schleppt Derek in das alte Haus der Hales zu Peters Leiche, legt seinen Arm in die Krallen des Toten, beamt mit Spiegeln das Vollmondlicht auf Peter und mit diesem Licht und Dereks Blut ersteht dieser von den Toten auf! Wie geht das denn? Anscheinend sind Werwölfe wirklich nur tot, wenn sie in der Körpermitte durchtrennt werden und somit nicht mehr heilen können. Warum wusste Derek nicht, dass die durchtrennte Kehle bei Peter durch Mondlicht und Alphablut wieder heilen würde? Oder wusste er es und dachte, Peter sei in seinem Grab zur Genüge außer Gefecht gesetzt?

Tod einer Mutter - Argent-Style

Tod einer Mutter ist eine der herausragendsten "Buffy"-Episoden. Ganz so kunstvoll ist der Tod von Allisons Mutter hier vielleicht nicht inszeniert, dafür aber auch unerbittlich und hart. Allison hat keine Zeit für ein letztes Gespräch mit ihrer Mutter, da sie nicht ahnen kann, dass es das letzte ist. Hier sieht man wirklich einmal Schmerz in Victorias Augen, aber sie lässt sich nicht gehen. Sie will ihrem Leben ein Ende setzen, bevor sie zur Werwölfin und damit zur Schande der Argent-Familie wird. Natürlich sind Tabletten da auch viel zu leicht! Es läuft einem ein Schauer über den Rücken, als sie für ihren Selbstmord ein Fleischermesser wählt. Noch viel schlimmer ist der Schauer allerdings, als sie als Ort des Geschehens ausgerechnet das Bett ihrer Tochter wählt. Wie soll sich denn das auf die Psyche ihrer Tochter auswirken, sollte sie davon erfahren?

Chris Argents Schmerz und Trauer, als er seiner Frau beim Stich mit dem Messer ins Herz helfen muss, reißt einen enorm mit, denn auch wenn die Ehe der Argents weder liebevoll noch romantisch wirkte, so war sie doch eine respektvolle Partnerschaft. Vielmehr aber zieht einem Allisons Reaktion den Boden unter den Füßen weg. Als sie ihrem Vater im Krankenhaus in die Arme fällt und nicht fassen kann, was geschehen ist. Crystal Reed spielt diesen Heulkrampf so überzeugend, dass ich auch nach wiederholtem Anschauen der Episode jedes Mal mitweinen muss.

Nun dürfte die Jagd auf Derek eröffnet sein! Wird Allison glauben, dass ihre Mutter Scott töten wollte, wenn sie es erfährt? Wir haben Victoria nie als liebevolle Mutter gesehen, aber Allisons Reaktion lässt hier darauf schließen, dass die Mutter-Tochter-Beziehung doch irgendwie stark gewesen sein muss. Die Allison, die wir auf der Party mit Pfeil und Bogen gesehen haben, die in ihrer Entschlossenheit ihrer Tante Kate sehr ähnelte, wird möglicherweise zuerst auf Derek schießen und dann Fragen stellen.

Fazit

Wir erfahren etwas Essenzielles aus der Seele jeder der Hauptfiguren und erleben entscheidende Wendungen bei zentralen Nebenfiguren: Der Meister des Kanimas scheint enthüllt, Peter Hale ist wieder da und Allison dürfte nun motivierter denn je sein, sich gegen die Werwölfe zu stellen. Es bleibt weiterhin ungeheuer spannend!

Nicole Oebel - myFanbase

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