Bewertung

Review: #3.10 Schlechte Menschen

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Mit dem Tod von Wes schlägt "How to Get Away with Murder" ein neues Kapitel auf, in das der Übergang etwas beschwerlich wirkt. Die Schockmomente aus dem Herbstfinale sitzen noch immer tief und unsicher ist die Antwort auf die Frage, wie man sich ohne Wes schlagen wird. Schnell wird klar, dass man sich Zeit dafür lassen wird, Wes aus der Geschichte herauszuschreiben. Dieser Eindruck wird unterstrichen durch die zahlreichen Flashbacks zu kleinen Szenen, die die anderen Figuren an Wes zurückdenken lassen und in denen er sich jedes Mal als wahrer Freund und guter Mensch erwiesen hat, über dessen Verlust es schwer ist hinwegzukommen. Zusätzlich zu den kleinen Abschiedsmomenten wird ein zentrales Thema der zweiten Staffelhälfte die Aufklärung von Wes' Mord sein.

Mörderjagd

Während für uns Zuschauer klar ist, dass Annalise Wes nicht auf dem Gewissen hat, sehen Todd Denver und Renee Atwood das ganz anders. Sie wollen Annalise hängen sehen und das nicht nur für den Tod von Wes sondern auch für die anderen Verbrechen, die in sich in den letzten drei Staffeln zugetragen haben. Wie schon in der Vergangenheit ist es fabelhaft, wie Viola Davis uns Annalises zerbrechliche Seite zeigt. Ohne Hoffnung sitzt sie im Gefängnis, gibt sich selbst zumindest einen Teil der Schuld an Wes' Tod und wirkt so schwach, wie wir diese knallharte Frau schon lange nicht gesehen haben. Während man mit Annalise in jeder Minute mitfühlen kann, erscheinen die Details zu Wes' Tod, die nur bruchstückhaft ans Licht kommen, um einiges unstimmiger. Erst heißt es, er starb vor der Explosion, nun soll er Opfer der Flammen geworden sein. Man liefert uns mit dem Fingerzeig auf Hannah Keating aber auch auf die flüchtende Person, die Laurel gesehen hat, mehrere undeutliche Hinweise, die allerdings keine große Überzeugungskraft aufweisen. Auf diese Weise hält man sich noch die Möglichkeit offen, das Geschehen in der zweiten Staffelhälfte in diverse Richtungen steuern zu können, was durchaus sinnvoll ist, aber erzählerisch nicht gerade mitreißen kann.

Verlust

Die Keating 4 sowie Annalise denken in kleinen Sequenzen an Wes zurück und erhalten damit die Trauer aufrecht, die der Zuschauer über den Verlust dieser zentralen Figur verspürt. Noch immer bin ich mir nicht sicher, ob die Serie ohne Wes Bestand haben kann, zu sehr habe ich ihn in der Vergangenheit als Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Charakteren empfunden. Dass der Verlust schwer wiegt, machen uns die Serienmacher mit jedem Flashback klar und schüren so ein wenig die Hoffnung, dass man das neue Kapitel auch ohne einen lebendigen Wes gut zu Ende bringen wird. Dabei vermag man die Episode jedoch nicht ganz stimmig zu erzählen. Ich finde es sehr schade, dass man sich nach einem kurzen Treffen schon wieder von Michaelas Mutter verabschieden muss, genau so eigenartig erscheint mir Laurels Zusammenhalt mit Meggy, die nach der Trennung von Wes ja eher nicht gut auf dessen neue Freundin zu sprechen sein sollte. Um einiges treffender gelungen ist die Reaktion von Connor, der aus der Schockstarre der anderen Studenten ausbricht und seinem Kummer freien Lauf lässt, indem er sich negativ über Wes äußert. Schon in Staffel 1 vermochte Connor die anderen Studenten damit zur Weißglut zu treiben, in scheinbar schrecklichen Situationen unpassend zu reagieren und genau dieses Verhaltensmuster weist er nun wieder auf.

Es gefällt mir gut, dass Oliver den dunklen Geheimnissen von Annalise und den Studenten immer näherkommt. Seine Nachforschungen hinterlassen einen Nervenkitzel, bei dem man selbst nicht weiß, ob man nun möchte, dass Oliver die Wahrheit ergründet oder nicht.

Am Rande agieren Bonnie und Frank, die ohne die leitende Hand von Annalise ziemlich verloren wirken. Ich bin gespannt, inwieweit Frank wieder Teil der Gruppe wird, wenn er hilft Annalises Unschuld zu beweisen.

Fazit

"How to Get Away with Murder" kehrt wie immer mit einer durchschnittlichen aber nicht überragenden Episode aus der Winterpause zurück. Zu viele Fragen und Unsicherheiten stehen im Raum, die gleichzeitig angesprochen werden, weshalb man insgesamt keinen großen Schritt vorankommt. Dennoch schlägt man sich mit emotionalen Momenten und einer wunderbar abliefernden Viola Davis recht gut und lässt den Zuschauer angespannt grübeln, was hinter dem Mord an Wes steckt.

Marie Florschütz - myFanbase

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