Liebe und mehr - Beziehungen in "Good Wife"

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Auf den ersten Blick war "Good Wife" eine Serie über Anwältinnen, Juristen und deren Familien, aber wie es eigentlich bei allen langlebigen Formaten der Fall ist, stand neben dem beruflichen Tun der Protaginisten auch deren Privatleben stark im Fokus. Eininerseits in Sachen Freundschaft, aber natürlic auch in Sachen Liebe.

Alicia Florricks Liebesleben

Foto: Chris Noth, Julianna Margulies & Josh Charles, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Chris Noth, Julianna Margulies & Josh Charles, Good Wife
© Paramount Pictures

"Good Wife" – ein Titel, der den Beziehungsstatus der Protagonistin Alicia Florrick bereits festlegt. Dass aber nicht alles in ihrer Ehe so gut ist, wie es den Anschein hat, erfährt der Zuschauer bereits in den ersten Minuten. Da wäre sie also, die gute Ehefrau, die von ihrem Mann Peter betrogen wurde und die ganze Öffentlichkeit weiß darüber Bescheid. Dass diese Ehe zu Beginn der Serie auf sehr wackeligen Beinen steht, dürfte damit jedem klar sein, erst recht, als ein zweiter Mann in Alicias Leben auftaucht: Will Gardner. Da hätten wir es auch schon: das perfekte Liebesdreieck. Will, Alicias alter Studienkollege, ist dieser Mann, bei dem man sich fragt, wie das Leben verlaufen wäre, wenn man sich eines Tages anders entschieden hätte. Die Autoren ließen in den ersten Episoden auch keine Chance aus, zu zeigen wie charmant und hilfsbereit Will gegenüber Alicia ist, um ihn als den perfekten Gegenkandidaten zu Peter zu platzieren. Eigentlich doch eine einfache Entscheidung: Ihr Mann hat sie betrogen, wieso sollte sie also noch mit ihm zusammen bleiben, wenn es doch so eine tolle Alternative gibt? Doch Alicia hat viel mehr zu bedenken als ihr Liebesleben: Sie hat zwei wunderbare Kinder, die alt genug sind, um zu verstehen, welcher Skandal ihre Familie erschüttert. Sie muss Geld verdienen, da ihr Ehemann wegen Korruption im Gefängnis landet. Und sie muss Fuß fassen in einem Job, den sie seit Jahren nicht ausgeübt hat, und in dem die Konkurrenz nie schläft. Ihr Liebesleben scheint da ihre kleinste Sorge zu sein.

Foto: Josh Charles, Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Josh Charles, Julianna Margulies & Chris Noth, Good Wife
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Und so bleibt es also erstmal lange bei diesem Liebesdreieck, in das auch andere Personen einbezogen werden, damit es spannend bleibt, damit ein wenig Eifersucht aufkommt und damit das Knistern zwischen Alicia und Will nicht zu früh aufhört. Parallel wird klar, dass Alicia Peter nicht so schnell im Stich lässt, auch wenn er riesige Fehler begangen hat. Sie hat dabei immer auch das Wohlergehen ihrer Kinder im Kopf und würde sich nie so rücksichtslos verhalten, wie es Peter ihr gegenüber getan hat. Deshalb spielt sie weiterhin die gute Ehefrau und gibt alles, damit zumindest der Öffentlichkeit die perfekte Ehe vorgegaukelt wird. Und vielleicht macht sie dabei auch sich selbst etwas vor, um sich nicht mit der Frage auseinander setzen zu müssen, ob Will wirklich eine Alternative wäre. Es dauert eine ganze Weile bis Alicia beginnt, nicht mehr nur an ihre Ehe und ihre Familie zu denken, sondern auch an sich. Viele Fans werden den Moment am Ende der zweiten Staffel gefeiert haben, in dem sie und Will in den Fahrstuhl steigen und sich küssend die Hotel-Suite betreten.

Doch damit endet dieses Liebesdreieck nicht – Alicia entscheidet sich nicht zu 100% für Will. Sie bleibt lieber weiterhin zwischen den Stühlen und spielt für die Öffentlichkeit und ihre Familie die gute Ehefrau, während sie sich heimlich mit Will davon stiehlt. Gegenüber ihrem Bruder Owen gibt sie offen zu, dass sie sich nicht in Will verliebt hätte – es also eher so etwas wie eine kleine Rebellion gegen ihre Ehe sei. Aber ist das wieder nur Fassade? Lange weiß man nicht, was wirklich in Alicia vorgeht, was sie wirklich will. Sie scheint sich nie wirklich darauf einigen zu können, was ihr für ihr eigenes Leben wichtig ist und bedenkt lieber immer alle Auswirkungen auf ihr Umfeld als für ihr eigenes Glück zu kämpfen. Vielleicht ist genau das auch der Grund, warum das mit ihr und Will nie richtig funktioniert. Es geht viel weniger darum, ob Will der Richtige für sie ist, sondern vielmehr ob sie wirklich bereit ist, egoistisch zu sein und das zu tun, was ihr gefällt. Und es gefällt mir zwar sehr gut, dass sie über die Konsequenzen nachdenkt und dabei insbesondere die Auswirkungen auf ihre Kinder bedenkt. Dass sie aber immer noch alles tut, um Peter zu stärken, seine Karriere voranzubringen und für die Öffentlichkeit immer zu 100% hinter ihm steht, obwohl neue Lügen und Intrigen auftauchen, konnte ich nie nachvollziehen.

Foto: Julianna Margulies, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies, Good Wife
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Doch dann kam ein Rückschlag, wie ihn niemand vorhersehen konnte. Alicia wird nach Wills Tod erneut mit der Frage konfrontiert, was gewesen wäre, wenn alles anders gelaufen wäre. Eine ähnliche Ausgangssituation wie in Staffel 1, als man sich fragte, ob sie ein anderes Leben führen würde, wenn sie sich in Georgetown für Will entschieden hätte. Während sich Alicia mit dem Verlust von Will auseinander setzen muss, tritt ein neuer Mann namens Finn Polmar in ihr Leben. Obwohl sich die beiden nach Wills Tod das erste Mal treffen, entsteht sogleich eine unheimliche Vertrautheit zwischen den beiden – denn er war in den letzten Minuten an Wills Seite. Für Alicia ist Finn die letzte Verbindung, die sie zu dieser großen Liebe hatte. Es entsteht eine wunderbare platonische Beziehung, eine innige Freundschaft und Vertrautheit, bis auch hier ein Knistern zwischen den beiden entsteht, das auch Finn und Alicia selbst nicht entgeht. Hier scheiden sich die Geister, ob die beiden nur Freunde sein sollten oder nicht – selbst ich bin mir unsicher, was ich rückblickend davon halten soll. Im ersten Moment wünscht man sich, dass sie diesmal das Knistern nicht so lange ignorieren wie Will und Alicia einst, doch andererseits war Finn vielleicht auch einfach nur die Person, der im richtigen Moment an Alicias Seite stand und für sie da war. Hätten sie unter anderen Bedingungen auch zusammen gefunden? Da der Charakter meiner Meinung nach viel zu früh wieder aus der Serie verschwand, werden wir es nie erfahren. Ich hätte mir hier glaube ich durchaus gewünscht, dass Alicia einen richtigen Freund an ihre Seite gestellt bekommt, einen ohne romantische Gefühle, der für sie da ist, wenn sie ihn braucht. Jemand wie ihr Bruder Owen, der leider in späteren Staffeln auch viel zu selten auftauchte.

Foto: Julianna Margulies, Good Wife - Copyright: Paramount Pictures
Julianna Margulies, Good Wife
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Doch kommen wir zum letzten Mann aus Alicias Leben, den wir in der finalen Staffel kennen lernen durften. Jason Crouse ist der Typ Mann, mit dem man lieber nichts anfangen sollte. Er wirkt wie ein Bad Boy und ein einsamer Wolf, doch er hat dieses Funkeln in den Augen, das wohl auch Alicia nicht entgangen sein dürfte. Und anders als in den ersten Staffeln, als Alicia das Wohlergehen ihrer Familie im Kopf hatte, sind nun einige Jahre vergangen und ihre Kinder sind erwachsen geworden und ihre Ehe nur noch ein Mittel zum Zweck, um die politischen Ambitionen der Florricks nicht zu behindern. Alicia ist endlich bereit, den Kopf auszuschalten und auf Herz und Bauch zu hören. Sie tut das, was ihr gut tut, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, und genießt es in vollen Zügen. Es ist schön, diese lockere und risikofreudigere Seite von Alicia kennen zu lernen und sie wird endlich so unabhängig, dass sie sogar die Scheidung einreichen will. Doch genau mit dieser Entscheidung verschreckt sie den einsamen Wolf Jason und muss sich wieder mit der Frage auseinander setzen, was ihre Beziehung bedeutet und wie ihre Zukunft aussehen könnte. Alicia ist endlich zu einer unabhängigen Frau geworden und schon soll sie sich wieder binden oder auch nicht? So unabhängig sie sich auch fühlt – letztendlich werden ihre Entscheidungen doch wieder aus dem Wunsch nach dem Wohlergehen ihrer Familie geleitet – was man an ihrem finalen Entschluss im Falle um Peters erneuter Verurteilung vor Gericht sieht. Doch diesmal ist sie nicht bereit, sich selbst und ihre Gefühle für Jason zu opfern, um Peter zu retten – sie opfert dafür andere.

Catherine Bühnsack - myFanbase

Lest auf Seite 2 mehr über die Freundschaften der Serie

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