Bewertung

Review: #2.10 Bitte nicht stören

Foto: Cliff Curtis & Lorenzo James Henrie, Fear the Walking Dead - Copyright: 2016 AMC
Cliff Curtis & Lorenzo James Henrie, Fear the Walking Dead
© 2016 AMC

Was macht man, wenn man eine Episode mit einer schier ausweglosen Situation für zwei Hauptcharaktere beendet? Richtig. Man beginnt die nächste Episode an ganz anderer Stelle, lässt die betreffenden Charaktere am Ende zufällig auftauchen und klärt überhaupt nicht, wie es dazu kommen konnte. Das ist etwas zu billig und hinterlässt einen faden Beigeschmack bei einer sonst interessanten Episode.

"Keine Sorge Mrs. Stowe. Hier im Hotel sind Sie in Sicherheit."

Mit der Eingangssequenz wird schon deutlich, dass wir im Hotel diejenigen kennen lernen, die sich dort schon vor einiger Zeit verschanzt und ein System zum Schutz vor den Infizierten ausgedacht haben. Dass dies nicht einfach eine Gruppe ist, sondern zwei Parteien, ist zusätzlich brisant, weil hier ziemlich deutlich dargestellt wird, dass man sich eigentlich selbst immer erst mal am Nächsten ist und die Hilfe gegenüber anderen Menschen erst an zweiter Stelle steht. Gut, das ist jetzt keine besondere Erkenntnis, aber sie hat eine interessante Konstellation verursacht. Die Hotelmanagerin, die sich quasi in ihrem Zuhause sehr gut bewegen kann, von der Verantwortung aber erdrückt wird, auf der einen Seite. Die rachsüchtigen Überbleibsel der Hotelgäste, die von der Managerin ihrem Schicksal überlassen wurden und sich irgendwie retten konnten, auf der anderen. Nun ist nicht wirklich klar, wieso diese beiden Gruppen sich vollkommen ruhig verhielten, als Madison, Strand, Ofelia und Alicia das Hotel betreten haben und dann ja auch ziemlich laut wurden, aber das sind alles Details, welche für die Geschichte keine entscheidende Rolle spielen. Trotzdem ist mir das Auftauchen der Gruppen zu funktional, also immer in dem Augenblick, wo es gerade für die Dramaturgie günstig ist.

Generell scheint die Geschichte im Hotel nicht so viel Wert auf Details zu legen. So war beispielsweise die Idee, die Infizierten in ein Hotelzimmer zu locken, um das Treppenhaus zu leeren, ziemlich clever. Warum man aber den Fluchtweg über den Balkon nicht schon vorher vorbereiten konnte, lässt sich nur damit erklären, dass man als Zuschauer kurz um Alicia bangen sollte. Und über das Ende schweigen wir am besten ganz. Dass Madison und Strand sich offenbar ganz einfach retten konnten, ist aufgrund ihrer leichtfertigen Lärmorgie eigentlich eine Frechheit. Dass wir das nicht mal sehen durften, ist zusätzlich unbefriedigend.

"Ich kann auf mich selbst aufpassen, das weißt du doch, das habe ich drauf." - "Und genau deshalb mache ich mir Sorgen."

In der zweiten Storyline dürfen wir endlich erfahren, wie es Travis und Chris ergeht. Mich hat die Abwesenheit der beiden eigentlich gar nicht gestört, aber ich muss auch zugeben, dass ich ihre Storyline ziemlich interessant finde. Das Vater-Sohn-Gespann versucht sich also etwas ziellos durchzuschlagen und Chris hat seine psychopathischen Züge erst mal wieder abgelegt. Er ist zwar schweigsam, aber er ist effektiv, holt was zu essen und lässt sich auch von fremden Menschen nicht beunruhigen. Ganz im Gegenteil. Er ist sogar fast erleichtert, mal Leute zu treffen, die ungefähr auf seiner Wellenlänge liegen. Die Jungs sind eigentlich auch ziemlich interessant, weil sie einen lässigen Survivalansatz haben und die Welt irgendwie realistisch, aber nicht nur negativ zu sehen. Ich konnte schnell nachvollziehen, warum Chris eine gewisse Sehnsucht nach dieser Gruppe hat. Das ist natürlich viel besser, als sich mit seinem Vater irgendwo zu verstecken und zu warten, bis sich alles von selbst bessert. Vielleicht war es auch dieser Beschützerinstinkt von Travis, der Chris so sehr genervt hat, dass er schließlich eine fatale Entscheidung getroffen und den Besitzer der Farm getötet hat.

Hier treffen eben zwei Grundsätze aufeinander. Travis versucht sich immer noch an Regeln des Zusammenlebens zu halten, während Chris schon erkannt hat, dass es in erster Linie ums Überleben geht und man handeln muss, wenn das eigene Überleben gefährdet ist. Er hat ja nicht einfach so geschossen, sondern aus der Bedrohungssituation heraus. Hier kann man sich jetzt fragen, ob sein Verhalten schon wieder krankhafte Züge hat und das Töten von Infizierten ihn auch kaltblütig gegenüber echten Menschen werden ließ, oder ob er weiterhin derjenige ist, der die Zeichen der Zeit am besten erkennt. Ich glaube, dass sich die Autoren auch noch nicht entschieden haben, in welche Richtung sie mit Chris gehen wollen. Ich hoffe jedenfalls sehr, dass wir hier auch in der kommenden Woche viel Zeit verbringen, weil ich einfach positiv überrascht bin, wie gut mir die Storyline gefallen hat.

Fazit

Entgegen meiner Erwartungen war es die Geschichte um Travis und Chris, die mir richtig gut gefallen hat, während jene unserer Protagonisten im Hotel zwar auch über gute Ansätze verfügte, die Geschichten aber im Detail nicht sauber erzählt sind.

Emil Groth - myFanbase

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