Bewertung

Review: #3.11 Der Alpha Pakt

Foto: Dylan O'Brien, Teen Wolf - Copyright: MTV
Dylan O'Brien, Teen Wolf
© MTV

Aufwühlend. Mitreißend. Fesselnd. Herzzerreißend. Der Kuss. Der Vater. Die Eisbäder des Todes. Tränen vor Rührung. Tränen vor Lachen. Ich weiß nicht, ob dies die bisher beste Episode der Staffel war, aber sie hat mich emotional so in der Hand gehabt, dass nichts anderes als die volle Punktzahl in Frage kommt.

"You haven't exactly been alpha of the year."

Bevor im Sommerfinale hoffentlich alle Fäden zusammenlaufen, müssen Derek und Peter hier noch einmal die Nebenhandlung tragen. Und da ich die Hoffnung beinahe aufgegeben hatte, dass wir in der Sommerstaffel noch erfahren, was Peters Ziel ist, bin ich umso begeisterter, dass wir der ganzen Sache hier doch einen entscheidenden Schritt näher kommen. Peter fädelt Dereks Untergang so geschickt ein, dass man vor ihm auf die Knie gehen würde, hätte man nicht soviel Mitgefühl mit Derek. Ian Bohen hat hier keine Action oder große Emotionen darzustellen, aber seine akzentuierte Präsentation der Fakten, die Dereks Schicksal bedeuten, mit der minimalen Mimik gewürzt, die nur der Zuschauer sieht, macht ungeheuren Spaß und untermauert die Gerissenheit, die die Figur schon immer durchscheinen ließ. Und wirklich scheint jedes Ereignis Peter nur so in die Hand zu spielen. Durch seine gelegentliche Hilfe im Laufe der Staffel und seinen waghalsigen Einsatz in der vergangenen Woche hat er sich vor Dereks Augen anscheinend mittlerweile vollkommen rehabilitiert. Derek stellt überhaupt nicht mehr in Frage, wie Peters Absichten grundsätzlich sind. Er glaubt, er ist auf seiner Seite. Vergessen, dass er Laura getötet hat, vergessen, dass Derek ihm seine Alphamacht gestohlen hat. Peter weiß genau, welche Knöpfe er bei Derek drücken muss. Genauso wie in #3.03 Fireflies impft er Derek erst eine Idee ein und versucht sie ihm dann so lange auszureden, bis er ganz sicher sein kann, dass Derek das Vorhaben auf jeden Fall ausführt.

Schon als Isaac Derek wütend und enttäuscht verlässt, beginnt Peter sein Netz zu spinnen, indem er Derek klarmacht, dass seine Rudelmitglieder ihn ganz bewusst verlassen. Dann lockt er ihn mit Dereks Heldenmut, indem er ihm Andeutungen zu einer Möglichkeit macht, Cora zu heilen, die aber ach so gefährlich sei. Das alleine reicht eigentlich schon, damit Derek sich Hals über Kopf hineinstürzt, aber nein, Peter platziert noch eine als Sorge getarnte spitze Bemerkung bezüglich Dereks Unzulänglichkeit als Alpha, die Dereks Gefühl von Versagen und Einsamkeit erst so richtig untermauert, so dass der Weg, seine Alphastellung für das Leben seiner Schwester zu opfern, so sehr geebnet ist wie eine spiegelglatte Eisfläche. Peters zwar unterdrückte, aber dennoch sichtbare extatische Erwartungshaltung hinter Dereks Rücken, als dieser Cora mit seiner Alphamacht rettet und dabei wieder zum Beta wird, zieht die Aufmerksamkeit des Zuschauers tatsächlich auch mehr auf sich, als die Mine des leidenden Derek. Und das wahrscheinlich nicht zuletzt auch dadurch, dass man bei dem Opfermoment vielleicht mit Derek mitfühlt, aber eben nicht mit dem Geschwisterpaar als solchem, da Cora bis zuletzt nicht als Charakter ausgearbeitet wurde, man nichts über Dereks und ihre geschwisterliche Beziehung weiß und man als Zuschauer eben nicht darauf aus ist, sie um ihrer selbst willen um jeden Preis zu retten. Sie blieb insgesamt ein 'plot device', ein Mittel zum Zweck, um Derek zu gewissen Handlungen zu motivieren, die aber sehr viel mitreißender hätten gestaltet werden können.

Nun haben wir jedenfalls einen Derek, der definitiv am Boden ist, und bekanntermaßen kann es eine richtig tolle Geschichte werden, wenn sich jemand am eigenen Schopfe aus dem Schlamassel herausziehen muss, siehe Oliver Queen auf der Insel oder Nathan Scott im Rollstuhl. Was jedoch ist Peters Ziel nun genau? Einfach nur Rache an Derek wäre viel zu wenig. Geht Dereks Alphamacht nun auf Cora über und Peter weiß, dass er Cora bei der Mondfinsternis sehr viel leichter töten kann als Derek, um letztlich seine Alphastellung zurückzubekommen?

"I read once that holding your breath can stop a panic attack, so when I kissed you, you held your breath!"

Es ist schon bezeichnend, dass der zentrale Hauptdarsteller Tyler Posey überhaupt erst in der 25. Minute zum ersten Mal auftaucht. Bis dahin trägt Dylan O'Brien die Show beinahe im Alleingang. Hätte das Emmy-Komitee ein Auge für Teen-Genre-Serien, so könnte Dylan O'Brien diese Folge guten Gewissens als sein Bewerbungstape einreichen. Er jongliert wiedermal nicht nur die witzigsten ebenso wie die emotionalsten Szenen der Episode, er darf auch eine echte, menschliche Panikattacke angesichts der prekären Umstände, in denen sich Stiles' Vater und überhaupt alle befinden, haben. Sowas kommt mir in den meisten Teen-Mysteryserien viel zu kurz! Die Teenager beschäftigen sich täglich mit Mord und Totschlag und nehmen das in der Regel hin, als sei es das Normalste von der Welt. Ausraster haben die übernatürlichen Wesen und dann meist mörderische, ein menschlicher Zusammenbruch aber wird selten gezeigt, und so hält man auch hier in "Teen Wolf" zunächst schockiert die Luft an, als Stiles in der Eingangsszene Derek die Faust ins Gesicht schlagen will und im Hintergrund angsterweckende Störgeräusche zu hören sind. Dasselbe zu Beginn seiner Panikattacke. Mutiert Stiles in diesem Moment in ein Wesen? Dieser Gedanke spukte mir für einen Augenblick im Kopf herum. Daher die große Erleichterung, dass er einfach ein normaler Mensch und Teenager ist, für den das Geschehen einfach mal zuviel wird. Schließlich – so erfahren wir durch seinen Vater – war er alleine an der Seite seiner Mutter, als sie starb und hat nun verständliche Panik, seinem Vater auch nicht helfen zu können.

Was darauf folgt, ist wirklich zuckersüß gemacht und als absolut gelungen zu bezeichnen. Stiles und Lydia! Stilydia! Zweieinhalb Staffeln und 35 Episoden später gibt es den Kuss! Stiles war in dieser Staffel so sehr in alle Turbulenzen verwickelt, dass er glatt vergessen zu haben schien, dass er in Lydia verliebt ist. Als sie ihn während seiner Panikattacke plötzlich küsst, ist er tatsächlich noch überraschter als sie selbst. Der Kuss selbst ist genau, wie er in so einem Moment sein muss: chaotisch! Nicht sanft, vorsichtig, romantisch, sondern unüberlegt und mittendrauf! Und erst die Momente danach machen ihn zu einem zauberhaften Teenie-Erlebnis: Lydia stammelt ihre Erklärung vom Luftanhalten als Heilmittel gegen Panikattacken, Stiles bedankt sich, beide wissen nicht so richtig weiter und zur Krönung des peinlichen Moments haut Lydia Stiles in einer kleinen Geste, die kumpelhaft anmuten soll, die Faust aufs Knie. Sowas Süßes und so gut gespielt!

"I just did not believe."

Die Haupthandlung dreht sich zwar um die Rettung der Eltern, aber man benutzt deren gemeinsame Szenen gleichzeitig dazu, neue Informationsbrocken zu verbreiten. So erfahren wir durch Papa Stilinskis Schilderung des Todes eines Unfallopfers und des Todes seiner Frau zum einen, dass er bereits Berührung mit dem Übernatürlichen hatte, und zum anderen scheint der Name seiner Frau, Stiles' Mutter, wichtig zu sein: Claudia. Bislang jedenfalls war der Name noch nie so deutlich mehrmals erwähnt worden. Ein Stück "Teen Wolf"-Mythologie erfahren wir aber im Hinblick auf einen anderen Namen. Der Darach alias Jennifer Blake gibt zum Besten, dass der Name Argent, was auf Französisch "Silber" heißt, den Ursprung der Legende darstellt, dass Silber für Werwölfe tödlich sei. Die Familie war also seit jeher tödlich für Werwölfe und nicht das Metall. Wichtig erscheint dies im Moment aber nur insoweit, als dass Allison am Ende der Episode eine Kugel aus Silber bei sich trägt, die ein Argent-Familienmitglied zum Ende seiner Ausbildung zum Werwolfjäger erhält.

"Now that is a sacrifice!"

Während nun also die Eltern wehrlos im Nemeton eingesperrt sitzen, haben alle handelnden Figuren das Problem, dass sie nicht wissen, wo sich dieser heilige Ort der Druiden befindet, auch Dr. Deaton und Ms. Morell nicht. Derek und Peter wurde das Wissen um den Platz des Nemetons vor Jahren von Talia Hale genommen, da dort allzu schreckliche Ereignisse stattgefunden hatten. So bleibt laut Dr. Deaton also nur eine einzige Möglichkeit, um die Eltern zu retten, bevor Jennifer sie zur Mondfinsternis, die in zwei Tagen bevorsteht, opfern wird. Scott, Stiles und Allison müssen sich ersatzmäßig opfern, um den Wurzelkeller zu finden.

Hier spielen viele Faktoren zusammen, die eine grandiose Wirkung erzeugen: Die Kids lassen sich mit einem wertvollen Erinnerungsstück an die Eltern freiwillig in Eiswasser ertränken. Und sie akzeptieren, dass ihre Herzen anschließend von einer gewissen Dunkelheit umgeben sein werden. Diese Selbstlosigkeit ist hier im Zusammenhang mit dem auf dem Spiel stehenden Leben der Eltern vollkommen glaubhaft und absolut herzergreifend dargestellt! Zusätzlich sind sie sich bewusst, dass sie mit dieser Aktivierung des Nemetons unzählige übernatürliche Wesen anlocken. Auch diese Gefahr nehmen sie in Kauf. Und darüber hinaus muss jeder einen Menschen zur Seite haben, dem er etwas bedeutet, damit die Rückkehr aus dem Reich der Toten auch wirklich funktioniert. Deaton fühlt, dass dies Lydia für Stiles ist und macht die beiden darauf aufmerksam. Allison und Scott realisieren beide verwirrt, dass in der anwesenden Sechserkonstellation somit Isaac für Allison übrig bleibt, schließlich haben Allison und Deaton keinerlei Verbindung. Scott gibt also sein Ok, und es zerreißt einem das Herz, nicht aber, weil es sich anfühlt, als wäre Allison damit an Isaac verloren, sondern weil Scott und Allison nicht diejenigen füreinander sein können, die sich ins Leben zurückholen werden. Das alles, untermalt mit dieser wunderschönen, gefühlvoll dramatischen Melodie, die ungemein an "Time" von Hans Zimmer erinnert, lässt den Zuschauer beinahe ebenso zitternd erstarren wie die drei, die in ihre jeweilige Eiswanne treten, bevor uns die Episode mit einem "to be continued" entlässt.

Randnotizen

  • Noch in der ersten Minute musste ich vor Lachen den Pausenschalter bedienen, um nicht die nächsten Szenen zu verpassen. Wirkten Isaacs Comedymomente in der letzten Episode ein wenig gezwungen, kam die hier zu Anfang mit Peter im Auto einfach perfekt. Isaac, der ein Gesicht macht, als würde er versuchen, sich daran zu erinnern, was er gestern zu Mittag gegessen hat, während er wiedergibt, unter welchen Umständen Peter und die Argents einander zuletzt begegnet waren, ist schlicht und ergreifend umwerfend!
  • Umwerfend ist es ebenso, Daniel Sharman mal eine ereiferte, vor lauter Emotionen halb erstickte Rede halten zu hören. Bitte bitte mehr davon!
  • Zum zweiten Mal Tränen gelacht habe ich in einem Moment, den man hier wörtlich festhalten muss:

    Stiles: So you're asking me to tell you what I wouldn't not tell you?

    FBI-Agent: First, I have no idea what you just said. Second, how about you just help me help you?

    Stiles: I don't know how to help you help me tell you something that would help you if I don't know it.

    Sprecht diesen Satz doch mal nach!
  • Die dritte Szene des Tränenlachens ist schnell zitiert: "You." – "Me." – "You." – "Me." Oh Gott, war das herrlich! Das erste Aufeinandertreffen von Lydia und Peter seit der Hölle, durch die er sie in Staffel 2 geschickt hatte, und Peters Mimik dazu... Ian Bohen und Holland Roden brauchen mehr Szenen miteinander. Was könnte das für gewitzte Schlagabtausche geben, wenn Lydia ihre Sprache wiedergefunden hat!
  • Als Information lässt sich noch verbuchen, dass Talia Hale tatsächlich Peters Schwester war. Sofern die Hales also nicht wie die Targaryens ihre Geschwister heiraten, trägt die Familie also den Namen der Mutter, was wahrscheinlich bedeutet, dass der Vater aus irgendeinem, vielleicht noch zu erörterndem Grunde keine Rolle gespielt hat.
  • Die Bikerin, die im Staffelauftakt Isaac rettete, war eine von Ms. Morell geschickte Druidin namens Braeden, die für eine natürliche Balance der Dinge sorgen sollte. Schön, dass das noch aufgeklärt wurde!
  • Die Alphas stellen sich in die Reihe hinter Isaac und Derek und lassen sich mit einem simplen "Back off!" von Scott zur Ruhe bringen. Nur weil sie jetzt an Deucalion zweifeln, nachdem sie erfahren haben, dass er für Ennis' Tod verantwortlich ist?
  • Warum bleiben Scotts Augen am Ende gelb? Sich selbst zu opfern gilt nicht als Morden eines Unschuldigen. Oder doch?
  • Scotts Vater wurde richtig gut eingeführt! Nach dem Geplänkel mit Stiles fragte man sich fast, ob man diesen FBI-Agent aus früheren Staffeln schon kennen müsste, aber dass er Scotts Vater ist, kam als Überraschung. Sein Verhältnis zu allen in der Stadt scheint jedenfalls ordentlich gespannt zu sein, so dass sein Auftauchen für viel tolles Drama und lustige Wortgefechte sorgen dürfte.

Fazit

Die Episode hatte alles, was das Herz begehrt! Alle Figuren sind im Spiel und man kann sich bei vielen nicht sicher sein, ob sie das Sommerfinale überleben. Dadurch ist die Spannung hoch und dennoch gibt es herrlich witzige Momente. Die Episode hat einfach rundum großen Spaß gemacht!

Nicole Oebel - myFanbase

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