Bewertung

Review: #1.07 Hirschjagd

Tobys Schwierigkeiten spitzen sich zu, als der Direktor der Schule Nachforschungen wegen des gestohlenen Testes anstellt. Bay meint inzwischen, dass sie ihren leiblichen Vater gefunden hat und konfrontiert ihn zusammen mit Daphne und Emmett an seinem Arbeitsplatz.

"Toby you need to tell your parents, you have a problem."

Vieles in dieser Folge passierte mir ein bisschen zu schnell, dazu gehört leider auch teilweise Tobys Handlungsstrang rund um den gestohlenen Test, sowie um sein Spielproblem. Grundsätzlich gefällt mir diese Storyline nämlich sehr gut. Es geht für einmal nicht um eine Drogen- oder Alkoholsucht, sondern um etwas, was unter Jugendlichen sicherlich auch sehr verbreitet ist: um Glücksspiel. An der Menge Geld gemessen, die Toby bereits beim Poker spielen verloren hat, scheint das Problem bei ihm schon eine Weile zu bestehen und ist sicherlich nicht erst gerade aufgetaucht. Dies zeigen auch ein paar Bemerkungen von Bay, die ab und an erwähnt, in welchen Schwierigkeiten Toby wegen seiner Spielsucht steckt.

Und genau weil dieses Problem schon eine Weile besteht, ist es mir etwas realitätsfremd, dass Toby es sich in so kurzer Zeit eingesteht und es gleich auch noch seinem Vater beichtet. Normalerweise sind, wie übrigens Regina in dieser Folge sehr gut beschreibt, Süchtige dafür bekannt, dass sie ihre Probleme viel länger versuchen, zu vertuschen und neu aufkommende Schwierigkeiten wieder mit irgendwelchen dummen Taten kaschieren. Genau dies macht Toby auch, indem er den Test klaut, doch danach geht alles ganz schnell und nach seinem Gespräch mit Regina scheint er eine richtige Erleuchtung zu haben, gesteht seinem Vater die Sucht und will sogar die Sache mit dem gestohlenen Test richtigstellen, so dass Wilke nicht als alleiniger Schuldiger dasteht. Alles sehr vorbildlich, nur für jemand der so tief im Glücksspiel steckte, etwas unglaubwürdig.

Ich bin jedoch gespannt wie dieser Handlungsstrang weiterentwickelt wird und wie Kathryn und John mit der Situation umgehen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Sache mit Tobys Geständnis einfach so erledigt hat, beziehungsweise ich hoffe es nicht, denn ich fände es unglaublich spannend Toby auf dem schwierigen Weg, den er jetzt gehen muss, zu begleiten.

"So I'm your friend?" – "Well it's easier than calling you my biological daughter other mother over and over again."

Darüber, dass sich die Sache mit Regina und Bruce ziemlich schnell erledigt hat, bin ich im Gegensatz dazu nicht traurig. Die Beziehung wurde für mich schon so aufgebaut, dass ich damit gerechnet habe, dass sie nicht lange hält und deswegen war dieser Handlungsstrang eigentlich eher nervig. Das einzig Gute, was daraus hervorgegangen ist, ist, dass sich die Beziehung zwischen Kathryn und Regina dadurch etwas gefestigt hat, auch wenn es zu Anfang überhaupt nicht so aussah. Doch als Kathryn am Ende Regina als ihre Freundin bezeichnet, wird dem Zuschauer, sowie auch Regina klar, dass Kathryn nicht einfach aus Wut über Bruce, Regina dauernd vor ihm gewarnt hat, sondern weil ihr das Wohlergehen von Regina am Herzen lag.

"I think I found my Dad!"

Was in dieser Folge jedoch am meisten für Aufregung gesorgt hat, ist Bays Suche nach ihrem leiblichen Vater. Natürlich will Bay, seit sie erfahren hat, dass John und Kathryn nicht ihre biologischen Eltern sind, wissen, wer ihr Vater ist. Doch Regina schweigt sich darüber aus und alles was Bay bis jetzt erfahren konnte, war, dass der Mann Daphne und Regina verlassen hat, als Daphne noch ganz klein war. Daphne, die ohne Vater aufgewachsen ist, hat sich natürlich auch oft gefragt, wieso er gegangen ist, doch hat sie sich irgendwann daran gewöhnt, dass es nur sie und ihre Mutter gibt und hat sich somit damit abgefunden. Es scheint deswegen vorerst so, als wäre es für Daphne nicht wichtig den Vater zu finden, beziehungsweise ihr Verhalten deutet sogar darauf hin, dass sie ihn nicht finden will.

Doch als Bay mit der Hilfe von Emmett und dem Internet auf den vermeidlichen Vater stößt, ändern sich auch die Gefühle von Daphne. Zuerst konfrontiert sie Regina damit und will wissen, weswegen ihr Vater sie damals verlassen hat. Bei diesem Gespräch wird klar, dass Daphne sich wohl schon länger deswegen Vorwürfe macht, da sie denkt, ihr Vater sei wegen ihrer Taubheit weggegangen. Reginas Verhalten auf die Frage, bestätigt meiner Meinung nach Daphnes Befürchtungen und die Zurückhaltung Reginas, wann immer das Gespräch auf diesen Mann kommt, lässt mich vermuten, dass sein Verschwinden entweder nicht nur die Schuld von Daphnes und Bays Vater gewesen ist oder wirklich etwas mit Daphnes Taubheit zu tun hat.

Als dann die beiden Mädchen schließlich vor dem potentiellen Vater stehen, verlässt ausgerechnet Bay der Mut und Daphne ist diejenige, die auf Angelo Sorrento zugeht und ihre schon lang unter der Oberfläche schlummernden Gefühle in Worte fasst und ihm ins Gesicht sagt. Die Szene fand ich trotz ihrer Kürze sehr emotional und zum ersten Mal hat sich meine Sympathie von Bay ab- und Daphne zugewandt. Denn ehrlich gesagt fand ich Bays Einmischung eher störend, denn auch wenn für sie das Finden ihres Vaters etwas ganz anderes bedeutet und ganz andere Emotionen auslöst als bei Daphne, hätte sie sich hier nicht einmischen dürfen und erst einmal zulassen sollen, dass Daphne sich wirklich alles von der Seele reden kann.

Die Enttäuschung darüber, dass es sich bei Angelo Sorrento nicht um DEN Angelo Sorrento handelt, war dann bei Bay wieder vermehrt spürbar als bei Daphne. Doch die Neugierde um den Vater ist nun auch bei Daphne geweckt und sie gesteht sich endlich auch ein, dass ihre Mutter Regina irgendetwas verschweigt. So ergreift sie die Gelegenheit und versucht während Reginas Abwesenheit den geheimnisvollen Gitarrenkoffer zu öffnen und diese Handlung führt zum bisher spannendsten und besten Cliffhanger dieser Serie und so kann es wohl kaum jemand erwarten, endlich die nächste Folge von "Switched at Birth" zu schauen.

"I like you"

Für den süßesten Überraschungsmoment, beziehungsweise für mehrere süße Überraschungsmomente haben in dieser Folge sicherlich Bay und Emmett gesorgt. Was in der letzten Episode als harmlose Freundschaft begonnen hat, hat schon zu Anfang dieser Folge eine entscheidende Wendung genommen. Denn schon als Emmett Bay zeigt, wie das Zeichen für Liebe geht, spürt der Zuschauer, dass sich hier mehr als nur Freundschaft entwickeln könnte und spätestens die unglaublich tolle Tanzszene hat mir gezeigt, dass sich über kurz oder lang hier eine Liebesbeziehung anbahnt.

Trotzdem war ich am Schluss von dem Kuss total überrascht, denn dadurch, dass Emmett gegenüber Daphne so klar beteuert, dass zwischen ihm und Bay nichts vorgeht, habe ich vermutet, dass er seine Gefühle noch etwas zu verstecken versucht. Und ehrlich gesagt, hat mich genau diese Handlung von Emmett auch etwas enttäuscht. Ich habe, nach Daphnes Gefühlsausbruch, als sie festgestellt hat, dass Emmett und Bay momentan viel Zeit miteinander verbringen, nicht erwartet, dass Emmett sie gleich über seine Gefühle für Bay aufklärt, doch ein so klares Abstreiten dieser, hat mich doch etwas verunsichert und hat mir das Gefühl vermittelt, dass er sich wegen Daphne bei Bay zurückhält.

Doch dieser kleine Schnitzer in diesem Handlungsstrang ist schnell vergessen als Emmett Bay gesteht, dass er sie mag, sie anschließend überraschend küsst und sie danach mit diesem verträumten und lächelnden Gesichtsausdruck zurücklässt. Da bleibt nur zu hoffen, dass dieser Kuss kein einmaliger war und wir als Zuschauer miterleben dürfen, wie sich zwischen diesen beiden eine Beziehung entwickelt.

Fazit

Auch wenn ein paar Handlungsstränge in dieser Folge für meinen Geschmack etwas zu schnell fortgeschritten sind, konnte die Episode im Großen und Ganzen überzeugen. Vor allem Daphne hat sich bei mir durch die Auseinandersetzung mit ihren Gefühlen gegenüber ihrem verschwundenen Vater endlich einmal ein paar Sympathiepunkte verdient und die aufkommende Beziehung zwischen Emmett und Bay war das i-Tüpfelchen, so dass man jetzt die nächste Folge wirklich kaum erwarten kann.

Maria Schoch - myFanbase

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