Bewertung

Review: #2.19 Lacey und die Erinnerung an Belle

Die Historiker streiten sich darüber, ob es ihn jemals wirklich gab, doch für Filmemacher und Schriftsteller ist er seit Jahrhunderten unsterblich: Robin Hood. Der meisterhafte Bogenschütze, der die Reichen bestiehlt, um den Armen zu helfen, ist eine der berühmtesten Heldenfiguren aller Zeiten und taucht immer wieder in der Popkultur auf. Zwischen 1912 und 2012 sind mehr als 30 Kinofilme, Fernsehserien, Musicals und Theaterstücke über den so genannten "Rächer der Enterbten" entstanden. Dass auch "Once Upon a Time" auf Robin Hood setzt, überrascht daher nicht, allerdings spielt der bekannte Held hier nur eine sehr geringfügige Rolle, die weit davon entfernt ist, den Märchenfiguren die Show zu stehlen.

Robin Hood trat in Rumpelstilzchens und Belles Leben, kurz nachdem Belle sich bereit erklärt hatte, Rumpelstilzchen zu dienen. Zu dieser Zeit war Belle noch sehr unglücklich und empfand überwiegend negative Gefühle für Rumpelstilzchen, doch die Begegnung mit Robin Hood hat diesbezüglich die Wende eingeleitet. Belle konnte für sich den Beweis entdecken, dass Rumpelstilzchen nicht komplett dem Bösen verfallen ist.

Ein paar Aspekte der Robin-Hood-Legende, wie sie uns schon so vielfach in Film und Fernsehen erzählt wurde, werden aufgegriffen, aber nicht zu einer kompletten Geschichte zusammengefügt. Robins Herkunft, seine Tätigkeit als Dieb, der die Reichen bestiehlt und die Armen beschenkt, seine berühmte Räuberbande, all das wird nicht thematisiert. In erster Linie geht es darum, dass Robin ein guter Mensch ist, der aus Liebe handelt, und Belle dies erkennt. Robins Platz in dieser Folge hätte auch ein anderer Held einnehmen können, zum Beispiel Wilhelm Tell oder Zorro.

In Storybrooke kann Belle das Krankenhaus endlich verlassen, allerdings tut sie dies nicht als Belle, sondern als Lacey. Wie schon damals bei David, weckt Regina auch bei Belle die falschen Erinnerungen und holt das Storybrooke-Ich, die vom Fluch kreierte Persönlichkeit, hervor. Belles Storybrooke-Ich ist das Bad Girl Lacey, eine Stammbesucherin der Bar "Rabbit Hole" und trinkfeste Billardspielerin mit einer Vorliebe für knappe Kleidung. Sie stellt in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Belle dar. Belle hat sich bekanntlich in Rumpelstilzchens/Mr. Golds gute Seite verliebt, die sie immer stärken wollte. Lacey hingegen fühlt sich zu Mr. Golds dunkler Seite hingezogen. Ihr gefällt es, wie Gold brutal auf den Mann einschlägt, der in der Märchenwelt der Sheriff von Nottingham war und mit dem sie kurz zuvor noch herumgeknutscht hat. Diese Freude an sinnloser Gewalt ist natürlich erschreckend. Lacey ermutigt Gold, seinen dunklen Impulsen freien Lauf zu lassen und alles über Bord zu werfen, was Belle ihm immer vermittelt hat. Dies könnte noch sehr unangenehme Konsequenzen für Henry haben. Gold geht die Prophezeiung, dass Henry sein Untergang sein soll, nicht aus dem Kopf und wird davon bis in seine Träume verfolgt. Durch Laceys schädlichen Einfluss verliert Gold möglicherweise seine Hemmungen, Henry etwas anzutun.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Folge liegt auf den magischen Bohnen, die bereits gut gedeihen und sehr bald Portale in die Märchenwelt öffnen könnten. David/Charming und Snow/Mary Margaret sitzen praktisch schon auf gepackten Koffern. Bisher war Snow immer gegen die Rückkehr in die alte Heimat, doch die vergangenen Ereignisse haben ihre Meinung geändert. Sicherlich ist ihre Hoffnung, dass daheim alles wieder besser wird und ihr Herz die schwarzen Flecken verliert, recht naiv, zumal sie ja weiß, dass die Märchenwelt von einst nicht mehr existiert, doch es ist ein verständliches Verhaltensmuster, das sie hier an den Tag legt. Die Orte unserer Kindheit stehen für eine Zeit, in der wir noch unschuldig waren und bestimmte Fehler noch nicht begangen haben. Eine Rückkehr an diese Orte wirkt wie eine Möglichkeit, zum früheren Ich zurückzukehren und alles, was seit damals schief gelaufen ist, abzustreifen.

Ich finde es allerdings nicht richtig, dass David und Snow Emma so vor vollendete Tatsachen stellen. Emma weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Sie war nicht in die Existenz des Zauberbohnenfelds eingeweiht und soll sie sich nun entscheiden, ob sie ihre Eltern in eine Welt begleitet, die ihr fremd ist, oder ob sie zurückbleibt. Emma muss dies aber nicht nur für sich entscheiden, sondern auch für Henry, der gerade erst seinen leiblichen Vater gefunden hat. Emma ist so überfordert mit dieser Frage, dass sie sich gegenüber Regina verplappert und diese so auf die Spur der Bohnen führt. Der Plan, Regina einfach zurückzulassen, hat sich damit wohl erledigt. Regina scheint sich auch wieder voll als Bürgermeisterin zu betätigen, obwohl sie doch vor nicht allzu langer Zeit dabei war, das Büro zu räumen. Ist es den Bewohnern von Storybrooke inzwischen egal, dass Regina formell die Stadt regiert? Lässt man ihr das Amt, um sie ruhig zu halten und unnötige Konflikte zu vermeiden? Oder will sich einfach kein anderer mit dem bürokratischen Firlefanz herumschlagen? Wahrscheinlich von allem ein bisschen. Allzu großen Schaden kann Regina vom Schreibtisch aus ja nicht mehr anrichten, denn wenn niemand ihre Verfügungen durchsetzt, sind sie das Papier nicht Wert, auf dem sie geschrieben stehen.

Alles in allem ist dies eine durchschnittliche Folge, die wieder besser als die vorherige abschneidet, aber nicht auf die Liste meiner bevorzugten Episoden kommt.

Maret Hosemann - myFanbase

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