Nebenveröffentlichungen 2011

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Bevor es mit den Songs und Alben des Jahres endlich ans Eingemachte geht, präsentieren wir euch im vierten Teil unseres Musikrückblicks noch all jene Platten, die auf den typischen Jahresbestlisten von Musik-Blogs und -Magazinen gerne außen vor gelassen werden. So erfahrt ihr, welche Soundtracks, Compilations, Live-Alben und EPs unsere Redaktion 2011 am meisten begeisterten, aber auch welche Musik-DVDs man auf jeden Fall gesehen haben sollte.

Bester Soundtrack

Sonic Youth – Simon Werner A Disparu
Schroffe, rohe, teilweise unfertige Songskizzen hat der komplett von Sonic Youth stammende Soundtrack zu "Simon Werner A Disparu" zu bieten – ein in der Pariser Vorstadt angesiedelter High-School-Thriller, wie sich diversen Beschreibungen entnehmen lässt. Auch für sich alleinstehend strahlt die Musik etwas Geheimnisvolles und Verstörendes aus. Sollte der Film auf Amazon irgendwann mal weniger als die momentan angegebenen € 39,- kosten, wird er natürlich gerne gekauft. | Stephanie Stummer | zur Hörprobe in der Videogalerie

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© Senator Film Verleih GmbH

Various Artists - Blue Valentine OST
Ob es wohl ein Zufall ist, dass meine zwei Lieblingsfilme aus dem Jahr 2011 auch die meines Erachtens stärksten Soundtracks vorzuweisen haben? Jedenfalls hat "Blue Valentine" im direkten Vergleich mit dem Neo-Noir-Thriller "Drive" zumindest musikalisch knapp die Nase vorn, was niemanden so sehr überraschen dürfte wie mich selbst. Denn den Score zu dem ergreifenden Beziehungsdrama steuerte die Brooklyner Band Grizzly Bear bei, deren Album "Veckatimest" ich vor zwei Jahren insgeheim noch für ein wenig überbewertet hielt. Im Zusammenhang mit den aufwühlenden Bildern auf der Leinwand entwickelten aber Songs wie "Foreground" plötzlich eine ungeheure Emotionsgewalt, der selbst ich mich nicht mehr entziehen konnte. Und dann darf auch noch Ryan Gosling, der vielleicht einzige lebende Gegenbeweis dafür, dass Schauspieler miserable Musiker sind, ein kleines Ständchen trällern. Was will man also mehr? | Paulina Banaszek | zur Hörprobe in der Videogalerie

Naked Lunch - Amerika
Spätestens seit dem äußerst feinen musikalischen Begleitwerk zum Episodenstreifen "Universalove" steht fest, dass Naked Lunch auf dem Gebiet der Filmvertonung in der obersten Liga mitspielen. Dass sich diese besondere Begabung aber auch genauso gut nutzen lässt, um ein Theaterstück - konkret eine Inszenierung von Kafkas unvollendetem Roman "Amerika" - akustisch zu untermalen, demonstrierten die Indie-Rocker 2011 auf abermals souveräne Art und Weise. Das Gute daran: Glanznummern wie "Had This Dream" funktionieren auch ohne das dazugehörige Bühnengeschehen ganz hervorragend. | Willi S.

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© Kool Filmdistribution

Grey's Anatomy – The Music Event
Musik war in "Grey's Anatomy" schon immer total wichtig, drückte Stimmungen der Charaktere und Situationen aus, formte deren Wirkung. In Folge #7.18 nun durften die Schauspieler selbst für jene Hintergrundmusik sorgen, was natürlich nicht allen gleich gut gelang (schließlich ist nicht jeder Schauspieler ein guter Sänger). Vor allem aber "Chasing Cars" und "The Story" waren von Sara Ramírez, Kevin McKidd und Chandra Wilson so genial eingesungen (und dargestellt), dass sie definitiv in die Top 10 der legendärsten Musiktitel der Serie gehören. | Micha S.

Submarine: Original Songs from the Film
Egal, was Alex Turner macht, es kommt einfach immer was Gutes raus. Der Frontmann der Arctic Monkeys und von The Last Shadow Puppets schrieb kurzum den Soundtrack für Richard Ayoades gelungenen Debütfilm, der nicht zuletzt durch Turners Musik einen ganz besonderen Flair entwickelt. Die sechs Lieder, welche Turner extra für "Submarine" schrieb, sind sechs wunderbare Akustiksongs, die beweisen, dass Turner auch abseits des Britrock zu überzeugen weiß. | Maria Gruber | zur Hörprobe in der Videogalerie

Foto: Copyright: Decca Records
© Decca Records

Alexandre Desplat - The King's Speech OST
"The King's Speech" mit Colin Firth, Geoffrey Rush und Helena Bonham Carter war einer meiner Lieblingsfilme von 2011 und hat zurecht viele Oscars bei den diesjährigen Academy Awards bekommen. Die Geschichte um den stotternden König Englands wird sehr einfühlsam von Alexandre Desplat mit Musik untermalt, die nie zu aufdringlich wird und den Film auch nie pathetisch wirken lässt. Ein rundum gelungener Soundtrack, der sich dazu noch dicke Extrapunkte einfängt, da Beethovens 7. Sinfonie wunderbar eingesetzt wurde. | Ameli H.

The Elder Scrolls V Skyrim
Ein grandios atmosphärischer Soundtrack zu einem der beeindruckendsten Videospiele aller Zeiten. Von pompöser Klassik, über zurückhaltende Folk-Klänge bis hin zu traditioneller Mittelalter-Musik bietet der leider nur online erhältliche Skyrim Soundtrack eine beeindruckende Sammlung an stimmigen und schönen Instrumental-Stücken. Jedem Freund von klassischer Musik definitiv zu empfehlen. Fans des Spiels sollten sich das Teil sowieso zulegen. | Mark Jürgens


Beste Compilation

Other Songs Music Co. - Artist Sampler
Zehn bezaubernde Folk-Perlen von zehn großartigen Acts, die allesamt beim von Singer/Songwriter Scott Orr gegründeten Indie-Label Other Songs Music Co. eine Heimat gefunden haben. Wer hätte gedacht, dass eine Industriestadt wie das kanadische Hamilton, ON so viel musikalisches Talent beherbergen könnte? Schöner war kostenlos zum Download verfügbare Musik zumindest schon sehr, sehr lange nicht mehr. | Paulina Banaszek

Souterrain Transmissions Presents: The Ultimate Digital Turn On, Vol. 1
Der Titel dieser Compilation hält, was er verspricht. Anders als bei so manch vergleichbarer Label-Zusammenstellung, bekommt man hier keine als Raritäten getarnten B-Sides, Demoversionen, o.ä. präsentiert, sondern wirklich nur die ultimativ besten Songs der unter Vertrag genommenen Künstler. Egal ob "Russia" von Ramona Falls, "Sea Talk" von Zola Jesus oder "Spirited" von Laura Gibson - zweitklassiges Liedgut sucht man auf diesem digitalen Sampler erfreulicherweise vergebens. | Willi S.

Kate Bush – Director's Cut
Es ist schön, statt zwölf diesmal nur sechs Jahre auf ein neues Lebenszeichen der Grande Dame warten gemusst zu haben. Ihre neue Veröffentlichung beinhaltet Neuinterpretationen von Songs aus ihren vorletzten und vorvorletzten Alben. Zu deutliche Änderungen hat sie nicht vorgenommen, hier und da aber doch zu dezente. Gefühl, Tiefgang und Relevanz besitzt Kate Bush nach wie vor und somit ließ "Director's Cut" die Vorfreude auf ihr zehntes Studioalbum, das atmosphärische und schwere "50 Words for Snow", gehörig steigen. | Micha S. | zur Hörprobe in der Videogalerie

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© Universal Music

Mad Men: A Musical Companion 1960-1965
Wer sich für Oldies und Klassiker begeistern kann, der bekommt mit dieser CD eine gelungene Zusammenstellung aus den musikalisch so unglaublich produktiven Jahren 1960 bis 1965. Bei Etta James, Ella Fitzgerald, Ricky Nelson und Co. kommt ganz von selbst ein "Mad Men"-Flair auf und man würde sich am liebsten mit einer Zigarette und einem Drink in eine 60er-Bar setzen, wo Männer mit schwarzen Hüten und Frauen mit adretten Kleidern tanzen. Ein gelungener Querschnitt einer spannenden Musikära. | Maria Gruber

Bestes Live-Album

Pat LePoidevin - Live at Streaming Cafe
Das Nervigste an Live-Alben sind ja meistens die völlig unnötigen Ansagen zwischendurch, die man aus unerfindlichen Gründen nicht einfach herausgeschnitten hat. Pat LePoidevin ist jedoch ein dermaßen grundsympathischer, weil von typisch kanadischer Bescheidenheit nur so strotzender Zeitgenosse, dass man ihm nicht nur dann gerne zuhört, wenn er mit Ukulele und Loop-Pedal bewaffnet seine hinreißenden Lieder singt. Neben Mark Berube und Nathaniel Rateliff zweifellos meine (verspätete) Singer/Songwriter-Entdeckung des Jahres! | Paulina Banaszek

The Dø - Both Ways Open Jaws Extended: Live Sessions at Studio Pigalle
Mensch, wie gerne würde ich das franko-finnische Duo einmal auf der Konzertbühne erleben, nachdem ich dieses mitreißende Live-Album gehört habe. Ich war zwar auch schon von den Studioaufnahmen zu "Slippery Slope" und "The Calendar" sehr angetan, aber live klingen diese potentiellen Dauerohrwürmer nicht zuletzt dank der stärker in den Vordergrund tretenden Blasinstrumente gleich noch um einiges charmanter. Ebenfalls sehr fein: Olivia schlüpft zwischendurch in die Fußstapfen von Senkrechtstarterin Janelle Monáe und covert "Tightrope", meinen persönlichen Highlight-Track vom famosen "The ArchAndroid". | Willi S. | zur Hörprobe in der Videogalerie


Beste Musik-DVD

PINA
Wim Wenders ist mit diesem großartig in Szene gesetzten 3D-Tanzfilm eine faszinierende Hommage an die 2009 verstorbene Choreographie-Legende Pina Bausch gelungen, die mal zu Tränen rührt, mal schallendes Gelächter verursacht und nahezu durchgängig für heruntergeklappte Kinnladen sorgt. Und zwar all das einzig und allein durch die Macht der Musik und die unheimlich ausdrucksstarke Mimik und Körpersprache der Tänzer. Ein wirklich überwältigendes 3D-Erlebnis, das selbst den größten Tanzmuffel nicht kalt lassen sollte. | Paulina Banaszek | zum Trailer in der Videogalerie

PJ Harvey - Let England Shake: 12 Short Films By Seamus Murphy
Der unter anderem für seine Afghanistan-Aufnahmen bekannte britische Fotograf Seamus Murphy hat PJ Harveys "Let England Shake" zum Anlass genommen, einen Road Trip durch sein Heimatland zu unternehmen und die dabei gewonnenen Eindrücke in zwölf Musikvideos zu verarbeiten. Zusammen mit den im Begleitheft abgedruckten Essays über die jeweilige Entstehungsgeschichte stellen diese Kurzfilme eine weitere interessante Facette des ohnehin schon unentbehrlichen Überalbums dar. | Willi S.



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