Bewertung

Review: #2.08 Grotesk

Foto: Frank Dillane, Fear the Walking Dead - Copyright: Richard Foreman Jr./AMC
Frank Dillane, Fear the Walking Dead
© Richard Foreman Jr./AMC

Nach der Pause in der Mitte der zweiten Staffel erwartet uns mit der Episode #2.08 Grotesk eine sehr atmosphärische Umsetzung, die nach der Trennung unserer Protagonisten nun auch nur auf einen Teil seinen Fokus legt. Denn es geht ausschließlich um Nick. Das macht es einerseits intensiv, andererseits ist es unbefriedigend, weil man nach langer Pause nun noch mindestens eine Woche warten muss, eh man etwas von den anderen Charakteren erfährt. Da hilft es auch nicht, dass man kurz ein paar potenziell neue Leute sieht.

"Den Tod soll man nicht fürchten, aber man soll ihn auch nicht herbeisehnen."

Nick ist schon seit Beginn von "Fear the Walking Dead" ein ganz ungewöhnlicher Charakter, weil er als einer der ersten Menschen mitbekommen hat, was in der Welt gerade vor sich geht, weil seine Drogensucht ihn eine ganz andere Perspektive einnehmen lässt und weil seine Hemmschwellen in Sachen Tod offenbar auch ganz anders als bei dem Durchschnittsmenschen sind. Mit Celia hatte er dann auch noch kurzfristig eine Art Mentorin gefunden, die ihn vollwertig anerkannte, seine Ansichten zu den Beißern teilte und ihn entsprechend nicht als Freak angesehen hat. Er hat sich also gegen seine Familie entschieden und macht sich nun lieber ganz alleine auf eine über 100-Meilen-Odyssee. Dass er ein Alleingänger ist und sich auch durchzuschlagen weiß, wusste man bereits. Aber dieser Trip war schon etwas sehr naiv, zumal ich Schwierigkeiten habe, seine Motivation zu verstehen. Die Mehrheit wird in den Beißern immer nur die Monster sehen, besonders jetzt, wo sie eventuell schon in der Überzahl sind, beziehungsweise das Leben auf der Erde grundlegend geändert haben.

Auch die Rückblenden, die in erster Linie Nicks Verhältnis zu seinem leiblichen Vater verdeutlichen sollten, waren da nicht so hilfreich. Er war von seinem Vater enttäuscht, fühlte sich im Stich gelassen und war nicht gut auf ihn zu sprechen. Der unerwartete Tod hat ihn trotzdem schwer getroffen und so ist es bei den Buchgeschenken als einziges Kommunikationsmittel geblieben. Was will Nick nun aber beweisen? Dass er erwachsen ist und in dieser Welt besser zurecht kommt als viele andere Menschen, trotz seines Vaters oder aber gerade seinetwegen?

Nick bleibt ein spannender Charakter und ich bin neugierig, wie es nach dem kleinen Happy End nun mit ihm weitergehen wird, auch wenn ich befürchte, nächste Woche nichts dazu zu erfahren. Jedenfalls hat er sein Ziel erreicht. Das Ziel der Episode allerdings war die Darstellung des Weges.

Und dies ist wirklich eindrucksvoll gelungen. Die Suche nach Nahrung um das Überleben zu sichern, hatte etwas sehr Verzweifeltes und dann teilweise Widerwärtiges. Der Kampf mit den Hunden, die Rettung durch die Beißer, dann das Mitlaufen mit den Beißern war ebenfalls sehr intensiv. Das monotone Hintergrund-"Arg" der Beißer war Ausdruck einer Dauerbedrohung, die jederzeit eskalieren könnte. Und dann waren es eben die Menschen, die zur Eskalation führten (und zwei von drei dabei lächerlicherweise den Tod fanden). Wie Nick sich jedenfalls unter den Beißern bewegt, hat eine sehr intensive Wirkung auf den Zuschauer. Er kann sich anpassen und kommt ja fast schon in einen Rausch. Generell erscheinen die Parallelen zu seiner Drogensucht immer wieder deutlich. Mal ausweglos, mal hoffnungsvoll. Es gibt lange Durststrecken, zwischenzeitliche Hochs und manchmal gehört auch einfach Glück dazu. Trotzdem war es wohl nur Nick möglich, diese Reise in dieser Form zu schaffen. Für dieses Durchhaltevermögen, den Schweinehund und all das in dieser aussichtsarmen Situation, da muss man wohl auch schon mal einen Entzug mitgemacht haben.

Die intensive Befassung mit Nick hat es jedenfalls ermöglicht, seine lange Reise authentisch umzusetzen, weil man keinen Zeitdruck hatte und die ein oder andere Szene auch mal länger laufen lassen konnte und damit die Wirkung auf den Zuschauer erhöhte. Aber alles andere gar nicht zu thematisieren, ärgert mich doch. Diese Episode ist also prima für Binge Watching geeignet.

Fazit

Ich bin bei solchen Episoden immer ein bisschen zwiegespalten. Auf der einen Seite ist die Fokussierung einzig auf eine Geschichte sehr intensiv und ermöglicht eine ausführliche Charakterbetrachtung und kreiert eine tolle Atmosphäre. Auf der anderen Seite fühlt man sich auch etwas hingehalten, weil der Zuschauer, insbesondere nach einer längeren Ausstrahlungspause, doch neugierig ist, was mit den anderen Charakteren ist. Ich werde mich mit einer solch einseitigen Umsetzung wohl nie so richtig anfreunden können, solange es kein durchgängiges Konzept gibt.

Emil Groth - myFanbase

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