Interview mit Julie Ann Emery

10. August 2017 | Julie Ann Emery ist momentan in der dritten Staffel von "Preacher" als Lara Featherstone zu sehen, die aktuellen Folgen gibt es in Deutschland immer direkt bei Amazon Video. Zuvor hatte Julie Ann Emery immer wieder interessante Nebenrollen in Serien wie "Better Call Saul" und "Fargo" inne, über die wir auch in diesem Interview geredet haben.

Foto: Julie Ann Emery - Copyright: Ryan West
Julie Ann Emery
© Ryan West

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

In "Precher" hat jede Figur eine spezielle Beziehung zu den Themen Glauben und Gott. Wie steht deine Figur dazu?

Featherstone ist sehr fromm, ich würde sogar sagen, sie ist eine Fanatikerin. Sie hat ihr gesamtes Leben der Aufgabe gewidmet, dem Gral zu dienen und die Welt wieder auf den richtigen Weg zurück zu Gott zu führen. Sie ist selbst davon überzeugt, eine der Guten zu sein, wie das bei vielen Fanatikern der Fall ist. Aber es gibt keine Grenze, die sie nicht überschreiten würde, keine Methode oder Taktik, die sie nicht nutzen würde, um ihre Mission zu erfüllen. Sie lebt ihr Leben mit einer enormen Intensität.

In den Comics gibt es große Spannungen zwischen Featherstone und Jesse. Wie ist die Zusammenarbeit mit Dominic Cooper?

Dominic ist im wahren Leben ein großartiger Mensch. Er ist freundlich und aufmerksam und kümmert sich immer um alle anderen am Set. Und er ist ein sehr engagierter Partner während des Drehs. Außerdem trägt er den ganzen Tag eine seiner Kameras mit sich herum und fotografiert alles, was er interessant findet.

Welcher Aspekt von Laura Featherstone hat dich am meisten gereizt, als du dich für die Rolle beworben hast?

An Featherstone hat mich wirklich alles gereizt. Der fanatische Aspekt ihrer Mission allein wäre für mich ausreichend gewesen, aber die chamäleonhafte Fähigkeit zur Verwandlung innerhalb ihrer Undercover-Arbeit, die Möglichkeit eine komplett neue Person zu werden, um ihre Mission zu erfüllen, ist für mich als Schauspielerin natürlich eine spannende Herausforderung. Eine der ersten Gedanken, als ich das Drehbuch las, war: "Wow, wenn sie undercover ist, wirkt sie mehr wie eine ganz normale Person, als wenn sie die richtige Featherstone ist". Und das bleibt weiterhin so, auch im weiteren Verlauf der Staffel. Sie ist eine der seltenen, faszinierenden weiblichen Figuren und wenn man eine solche Chance erhält, dann nutzt man sie.

Foto: Julie Ann Emery - Copyright: Ryan West
Julie Ann Emery
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Du warst in der ersten Staffel von "Better Call Saul" und gerade wieder in einem Special zur dritten Staffel in der denkwürdigen Rolle der Betsy Kettleman zu sehen. Vince Gilligan und Peter Gould haben mehrfach erzählt, dass diese extra für dich und deinen Partner Jeremy Shamos erweitert wurde. Kannst du uns ein bisschen von eurer Zusammenarbeit erzählen und was die Kettlemans so besonders macht?

Vince führte in der ersten Folge Regie und während unserer gemeinsamen Szene im Restaurant haben Jeremy Shamos, Bob Odenkirk und ich uns sehr viel mit unseren Figuren auseinandergesetzt. Was wir dabei entwickelten, hat den Drehbuchautoren gut gefallen und sie haben es aufgegriffen. Seien wir ehrlich, wir hatten großes Glück, dass sie sich darauf eingelassen haben. So etwas passiert im TV-Geschäft eigentlich nie, weil eigentlich gar keine Zeit dafür vorhanden ist. Ich bin ihnen dafür für immer dankbar.

Was die Kettlemans so interessant macht, ist, dass sie so überzeichnete Figuren sind. Die Logik, nach denen sie ihr Leben arrangieren, ist so anders, als man es gewohnt ist. Aber eigentlich sind sie dennoch einfach eine Familie, die einander liebt und eben alles füreinander tun würde, um die Familie zusammenzuhalten. So lustig und durchgeknallt die Kettlemans auch sein mögen, diese Liebe zueinander macht sie dann doch wieder normal und man kann sich mit ihnen identifizieren.

Ich wertschätze die Zeit, die ich am Set von "Better Call Saul" verbringen durfte sehr. Es war sowohl in kreativer als auch persönlicher Hinsicht eine der lohnendsten Erfahrungen meiner bisherigen Karriere.

Wie war es, die Rolle jetzt noch einmal aufleben zu lassen? Wie kam es dazu und wie stehen die Chancen, Betsy (und auch Craig) noch einmal wiederzusehen?

Es war großartig die Kettle-Familie wieder zusammenzubringen für den "No Picnic"-Kurzfilm. Ich war sofort dabei, als es darum ging, mich wieder in Betsys verrückte Gedankenwelt zu begeben, ebenso wenn es darum ging, wieder mit Jeremy Shamos zusammenzuarbeiten. Der ganze Tag war wie eine große Familienzusammenkunft. Jenn Caroll führte Regie, Ariel Levine hat das Drehbuch verfasst und Vince Gilligan kam auch kurz vorbei, um uns kurz zu umarmen und zu schauen, wie es läuft.

In Bezug auf eine Chance für eine weitere Rückkehr der Kettlemans - sie sind ja nicht tot, also bin ich auch in Zukunft guter Dinge, dass wir Betsy und Craig noch nicht zum letzten Mal gesehen haben.

Was wir von Betsy gesehen haben, war es in etwa so, wie du dir Betsys Leben seit ihrem letzten Auftauchen vorgestellt hattest?

Man sieht ja nur einen ganz kleinen Teil von Betsys Leben seit Staffel 1. Und es ist die Version, wo sie versucht aus allem das Beste zu machen. Betsy arbeitet nicht, ihr Ehemann ist im Gefängnis und all ihr Geld wurde ihr abgenommen. Ich denke, das muss alles sehr schwer für sie sein, seit Craig im Gefängnis ist. Zumal sie sich immer sehr viele Gedanken über ihre eigene Außenwirkung macht.

Du hast ja bereits bei "Fargo" mit Bob Odenkirk zusammengearbeitet. Kannst du uns auch von deiner Erfahrung dort erzählen?

Ich hatte das große Vergnügen mit Bob Odenkirk an “Fargo” zu arbeiten. "Fargo" Staffel 1 war wie kein anderer Job, den ich bisher hatte. Der Cast war durch die Bank weg genial. Dabei waren renommierte Darsteller, die ich seit vielen Jahren bewundere. Als wir angefangen haben zu drehen, war die Stimmung eher so, dass es eine ganz schlechte Idee wäre, aus dem Film "Fargo" eine TV-Serie zu machen. Aber der Cast war sofort begeistert, weil wir alle die Art, wie die Figuren geschrieben wurden, geliebt haben. Alle waren sehr engagiert und immer gut vorbereitet, aber auch immer unheimlich freundlich. Es war eine dieser Erfahrungen, die man hoffentlich immer gut in Erinnerung behalten word. Noah Hawley hat mit "Fargo" wirklich etwas ganz Besonderes geschaffen.

Du bist sehr aktiv auf Twitter, wo du auf sehr authentische Art und Weise deine Ledenschaft für deine Arbeit, sowie für all deine Rollen zeigst, schreibst aber auch immer wieder über politische Themen. Ist das manchmal schwierig, gerade als Frau, besonders wenn du etwas feministisch postest? Wie stehst du allgemein zu Twitter und zu anderen Social Media Plattformen?

Ich mag Twitter, Instagramm mag ich sogar noch mehr, aber ich bin glaube ich besser bei Twitter als bei Instagramm. Ich wage mich manchmal an Themen wie Geschlechtergerechtigkeit. Und ich versuche dazu aufzurufen, bei politischen Themen, zivil miteinander umzugehen. Ich verstehe Social Media als einen Ort, an dem man sich für die Dinge stark machen kann, die einem wichtig sind. Wenn ich die Möglichkeit habe, mich für mehr weibliche Regisseurinnen, Produzentinnen und Drehbuchautorinnen, für mehr Geschlechtergerechtigkeit in allen Branchen, einzusetzen, dann nutze ich das. Ja, es stimmt, das hat auch Nachteile. Aber wir haben im privaten Umfeld bei Drinks und hinter geschlossenen Türen lange genug darüber geredet, wie es ist eine Frau in diesem Geschäft, oder auch auf der Welt ganz allgemein zu sein. Es wird Zeit das diese Dinge laut und deutlich ausgesprochen werden. Wenn du eine Frau mit einer Social Media Präsenz bist, musst du dafür sorgen, eine starke Stimme zu haben und Dinge wie das Melden, Blocken und Muten von unangemessenen Beiträgen und Nutzern anzuwenden. Und wenn du diskutierst, dann bleib immer sachlich und sei offen für andere Meinungen. Versuche die Herzen und Meinungen anderer zu gewinnen, und nicht deinem Ärger Luft zu machen.

n einem der Podcasts zu "Better Call Saul" hast du ausführlich von deinem Hobby dem Wandern zusammen mit deinem Ehemann erzählt? Macht ihr das immer noch, wenn ja, was war denn eure letzte große Tour?

JA! Mein Mann und ich lieben das Wandern. Wie unternehmen Wandertouren immer dort, wo wir uns gerade in der Welt aufhalten. Unsere letzte große Tour waren die Grand Tetons im Paintbrush Divide, das war eine wahnsinnige Herausforderung aber auch wunderschön. Momentan planen wir eine Tour zum Half Dome im Yosemite Park und eine Reise nach Schottland, um den West Highland Way zu bewandern.

Vielen Dank für das Interview und deine Zeit!

Es war mir ein Vergnügen!

Cindy Scholz und Nicola Porschen - myFanbase


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