Bewertung

Review: #1.06 Der große Durst

Foto: Alexander Koch, Under the Dome - Copyright: Paramount Pictures
Alexander Koch, Under the Dome
© Paramount Pictures

Bislang sind die Bewohner von Chester's Mill ja relativ ruhig geblieben, weil sie nicht so recht zu glauben schienen, dass die Kuppel sie allzu lange festhalten würde. Nachdem in der letzten Episode jedoch selbst die MOAB, also die größte nicht-nukleare Bombe, der Kuppel nicht einmal einen Kratzer verpasst hat, sieht die Situation plötzlich ganz anders aus. Nun bricht das reinste Chaos in der amerikanischen Kleinstadt aus.

"What happens when we run out of everything? What do we do then?"

Im Nu wird den Bewohnern bewusst, dass ihnen irgendwann das Wasser, das Essen, das Gas und die Medikamente ausgehen werden, nicht zuletzt weil ein wie aus dem nichts heranrasender Lieferwagen den Wasserspeicher der Stadt zerstört und der See auf mysteriöse Weise vollkommen verseucht ist. Und es kommt, wie es kommen muss – Aufstand, Plünderei und Anarchie.

Aus der Not heraus befördert Linda Barbie kurzerhand zum Hilfssheriff, doch auch wenn er ein gewisses Maß an Durchsetzungsvermögen besitzt, dem plündernden Mob entgegen zu setzen hat er dennoch nichts. Er und Linda kämpfen verzweifelt darum, ein wenig Ordnung in der Stadt zu schaffen, doch dazu fehlt ihnen einerseits die Ausbildung, andererseits auch die nötige Manneskraft, um der Lage Herr zu werden. Zum ersten Mal hat man das Gefühl, dass den Menschen bewusst wird, was ihnen droht.

Leider wird diese realistische Situation bald schon wieder abgemildert, denn wie durch ein Wunder beginnt es ganz plötzlich innerhalb der Kuppel zu regnen und alle Wasserprobleme sind hinweggefegt. Und Alleswisserin Dodee hat auch gleich eine Erklärung für den plötzlichen Regen parat und erzählt uns Zuschauer etwas von Verdunstung des Sees, Filtration von Giften und einem Mikroklima. Wenn in den nächsten Wochen noch ein unendlicher Energiespeicher gefunden wird und man einen Weg findet, von irgendwo her Nahrung zu züchten, dann steht einer mehrstaffeligen Odyssee eigentlich nichts mehr im Weg.

Es ist wirklich schade, dass die Serienmacher die neue Situation nicht ein wenig gestreckt haben, sondern am Ende wieder eine Art kleines Happy End auf Chester's Mill wartet. Aber wenigstens haben wir einen kleinen Blick darauf erhaschen können, was in den nächsten Episoden auf uns warten könnte, immerhin ist das Problem um die Medikament noch immer nicht gelöst. Die Diabetiker wird es wohl als erstes treffen, denn das Krankenhaus hat kein Insulin mehr und wenn man nicht irgendwo in der Stadt (oder auch darunter) einen mysteriösen Vorrat finden wird, dann wird man sich wohl von dem ein oder anderen Charakter verabschieden müssen. Oder die Kuppel findet eine Möglichkeit, sie irgendwie zu heilen. Immerhin wurde ja angedeutet, dass die Kuppel eventuell eine Verbindung zu Joe McAlister und Norrie haben könnte und sie alle vor irgendwas zu schützen versucht. Klingt jedenfalls wunderbar mysteriös, was Julia und Dodee sich da zusammen gereimt haben.

"Julia and I aren't exactly an item." "Well, from the sparks that I saw flying, you should be."

Während des ganzen Tohuwabohu finden ganz plötzlich Barbie und Julia zusammen. Der Kuss der beiden hat mich ein wenig überfahren, denn bislang hatten die beiden keinerlei Chemie. Vielmehr kam es vor zwei Episoden ja noch zum Streit darüber, dass Barbie Julia angelogen hat, woraufhin sie ihn aus ihrem Haus gewiesen hat. Und nun fallen die beiden übereinander her, weil sie so glücklich sind, dass es regnet? Wirkt etwas gezwungen und unecht, aber gut. Man kann es verschmerzen.

Zu verschmerzen ist auch die Geschichte um Angie, die nachdem sie vor Junior fliehen konnte, natürlich irgendwann direkt wieder in den Armen von Big Jim landet. Der hat glücklicherweise nicht vor, Angie wieder in den Bunker zu sperren, sondern schlägt ihr einen interessanten Deal vor – sie soll über Juniors Taten schweigen, während er ihr und Joe im Gegenzug verspricht, dafür zu sorgen, dass es ihnen an nichts fehlt. Es ist natürlich ein geschickter Cliffhanger, kurz vor der Entscheidung, Junior auftauchen zu lassen. Angie hat ja jetzt eigentlich keine Wahl, als Big Jims Vorschlag anzunehmen. Ich bin gespannt, wie es hier weitergeht.

Big Jim ist mir als Buchkennerin momentan noch etwas zu brav. Er wirkt bis auf die "kleine" Sache mit Coggins in der letzten Folge wie der rechtschaffene Held in Chester's Mill, dem in erster Linie das Wohl der Bewohner am Herzen liegt. Das Gefühl, dass hier irgendetwas nicht so richtig passt, kann ich einfach nicht abschütteln. Wobei Stephen King ja schon gedroht hatte, dass die Geschichte der Serie sich signifikant von der seines Buches unterscheiden wird (wir berichteten dazu in unseren News). Aber ich hoffe, dass gerade bei Big Jim noch eine kleine Wandlung von Statten geht und er ein wenig mehr zu dem Antagonisten werden wird, der er im Buch ist.

Fazit

Die Ereignisse der Episode mögen vielleicht ein bisschen zufällig geschehen, doch sie führen zu unglaublich spannenden und intensiven Minuten, in denen man zum ersten Mal erahnt, was auf die Bewohner der Kleinstadt zukommt. Da kann man durchaus in Kauf nehmen, das der ein oder andere Teil der Episode etwas gezwungen wirkt und wir mit Rose Twitchell schon wieder einen bekannten Nebencharakter verlieren. Der "Fear"-Zyklus hat begonnen und ich bin gespannt, was die Autoren sich für die Bewohner von Chester's Mill noch alles haben einfallen lassen.

Melanie Wolff - myFanbase

Die Serie "Under the Dome" ansehen:


Vorherige Review:
#1.05 Schmetterlinge
Alle ReviewsNächste Review:
#1.07 Jeder gegen jeden

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Under the Dome" über die Folge #1.06 Der große Durst diskutieren.