Bewertung

Review: #12.20 Die Entscheidungsfindungs-Verwirrung

Foto: Kunal Nayyar, The Big Bang Theory - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Kunal Nayyar, The Big Bang Theory
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Es sind nur noch wenige Episoden, bis die Serie "The Big Bang Theory" nach zwölf erfolgreichen Jahren beendet wird. Dass es durchaus noch ein paar inhaltliche Dinge gibt, die man den Figuren zum Ende mitgeben will, wird in dieser Episode deutlich. Sowohl Rajs Arbeit als auch Leonard als Charakter spielten schon eine Weile keine große Rolle mehr. Dass man sich dem in dieser Episode widmet, ist überfällig und eine willkommene Abwechslung, doch da man insgesamt nicht mehr viel Zeit hat, wird hier das Tempo etwas zu sehr angezogen und Potential verschenkt.

"Don't take this the wrong way, but that was even more exciting than the sex."

Bevor ich zu den inhaltlichen Dingen komme, möchte ich für diese Episode hervorheben, dass man endlich mal wieder zahlreiche Dialoge auf wirklich hohem Niveau hinbekommen hat. Es ist leider auch schon wieder fünf Episoden her, dass ich mich für die Teilüberschriften der Review gar nicht entscheiden konnte, weil es einfach so viele tolle Wortwechsel gab. Das variierte in der letzten Zeit schon immer enorm, weil es gerne mal auch sehr aufgesetzt und vorhersehbar war. In dieser Episode haben aber viele Sprüche wirklich gesessen. Es ist eigentlich schade, dass dies nicht mehr so oft in der letzten Zeit vorgekommen ist, aber vielleicht verzerrt der Abstand zu den Episoden auch immer den Eindruck. Ich habe in dieser Episode jedenfalls viel lachen können und fühlte mich blendend unterhalten, sei es bei der Filmauswahl, Leonards Kopfschmerzen, im Treppenhaus und und und. Diese Episode kann man sich einfach nur wegen der gelungenen Witze ruhig noch mal angucken. Hinzu kommt, dass es auch inhaltlich sehr ordentlich war.

"I can't even get you to go to the beach, and now you want to move to the world?"

Leonard soll eigensinniger werden und nicht immer nur das tun, was die anderen wollen. Prinzipiell ist es eine tolle Eigenschaft von Leonard und ich denke, dass es auch ein Stück weit selbsterfüllend ist, wenn alle einen mögen und ihre Wünsche umsetzen können. Trotzdem darf man selbst nicht vollkommen auf der Strecke bleiben oder gar darunter leiden, so wie es hier angedeutet wurde. Penny triezt ihn dann recht souverän dazu, sich mal was zu trauen, was erst in kleineren privaten Dingen geschieht (was auch Sheldon auf die Palme bringt: "Gee, I'm sorry, I didn't watch the news today. Has the whole world gone mad?"), später dann auf Leonards Job Auswirkungen hat, denn er will eine Leitungsfunktion haben und wäre sogar bereit, bei Nichterfüllen die Uni zu wechseln. Während es mir auf der einen Seite sehr gefällt, dass man Leonard eine eigenständige Storyline gibt und ihm im Job wieder ein Ziel zugesteht, finde ich es auf der anderen Seite alles etwas sehr schnell erzählt. Dass er mal eben den Entwurf schreibt, diese Forderungen stellt und sich urplötzlich vorstellen kann, auch am anderen Ende der Welt zu arbeiten, ist mit Sicherheit nicht durchdacht, sondern nur aus dieser Aufbruchsstimmung heraus entstanden. Dass er dabei nicht mal wirklich mit Penny redet, obwohl eine solche Entscheidung nun wirklich beide betrifft und keine Kleinigkeit ist, geht dann über das Ziel hinaus und verärgert Penny zurecht. Trotzdem ist auch dieser Dialog sehr unterhaltsam und die schnelle Lösung des Problems ist dann auch sehr zufriedenstellend. Leonard bekommt mehr Verantwortung und weiß, dass man ihn und seine Arbeit wertschätzt. Also kein Umzug, was im Hinblick auf ein Serienfinale durchaus auch eine Option hätte sein können. Allerdings wäre das wirklich zu viel des Guten gewesen, eine solch große Änderung von innen heraus herbei zu führen. Die Storyline hat aber insgesamt gezeigt, dass man Penny und Leonard ruhig auch als Paar wieder intensiver einbinden kann.

"It would be arrogant for us to assume that we are alone in the universe. And as scientists, we need to remain open to the possibility that the truth may sound silly or far-fetched."

Nachdem Raj sich im Planetarium ein echtes Standbein erarbeitet hat, ist es um ihn eher ruhig geworden. Natürlich war da immer seine Storyline mit Anu, doch auch diese wurde in erster Linie mit Unterbrechungen erzählt, weil andere Themen im Vordergrund standen und es organisatorisch wohl wieder zu kompliziert war, Anu bzw. Rati Gupta mit kleinen Auftritten zu versorgen, sodass sie nun auch schon wieder viel zu lange nicht zu sehen war. Immerhin gab es hier einen kleinen Auftritt, der deutlich machte, dass sie mit ihrem Kennenlernen vorankommen und tatsächlich so etwas wie verliebt sind. Hier wird es bis zum Serienfinale noch einen deutlichen Fortschritt geben (müssen). In dieser Episode scheint es zunächst noch eher banal, denn es geht nur darum, dass Raj zum Gespött in der wissenschaftlichen Welt wird und Howard und Bernadette wie immer viel zu viel Freizeit trotz zweier Kinder haben. Die Entwicklungen um Raj wissen aber sehr zu gefallen, weil es die aktuelle Gesellschaft gut widerspiegelt. Halbsätze werden als absolute Wahrheit verkauft und gehen so schnell viral, dass man sich gar nicht mit dem eigentlichen Thema auseinander setzt, sondern nur den Schaden des anderen als Spaß nimmt. Das ist traurig, passt aber gerade zum Umgang von Howard mit Raj, weil deren Verhältnis doch auch oft darauf beruht, sich über den anderen lustig zu machen. Hier geht es aber nicht nur um die Freundschaft, sondern ums Generelle. Und hier hat Raj dann noch einen richtig starken Auftritt, als er die Kritik aufnimmt und Grundsätzliches zu wissenschaftlicher Arbeit sagt. Das waren starke Worte, die man aber leider wieder aufgeweicht hat, weil der Witz im Nachgang unbedingt her musste. Das ist eigentlich ärgerlich, zeichnet aber auch ein gutes Bild der Realität, weil natürlich auch solch tolle Worte aus dem Kontext gerissen werden und dann wieder nur auf Halbwahrheiten reduziert werden. Als Zuschauer sollte man aber den Monolog mitnehmen.

Fazit

Jetzt sind es nur noch vier Episoden. Nachdem es eigentlich schon in den letzten Staffeln immer stärkere Schwankungen zwischen den Episoden gab, bleibt dies auch in der finalen Staffel nicht aus. Mit #12.20 haben wir wieder eine sehr starke Episode, die witzig, abwechslungsreich und sogar etwas tiefgründig war. Ich hoffe, dass man sich diese Episode als Messlatte für die letzten vier Episoden nimmt, denn die Serie hat es verdient, mit einem starken Ende von der Bildfläche zu verschwinden. Also weiter so.

Emil Groth - myFanbase

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