Qualitätsentwicklung in Serien

Einige Serien werden schon nach wenigen Episoden abgesetzt, andere laufen wiederum über viele Jahre. Dabei verändert sich zwangsläufig die Qualität der Serie zwischen der ersten und der allerletzten Folge. Unsere Autoren haben sich ein paar bereits beendete Serien ausgesucht und lassen die qualitative Entwicklung dieser Shows Revue passieren.


Charmed

Foto: Holly Marie Combs, Shannen Doherty & Alyssa Milano, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Holly Marie Combs, Shannen Doherty & Alyssa Milano, Charmed
© Paramount Pictures

Mit acht Staffeln und 178 Episoden hat sich "Charmed - Zauberhafte Hexen" acht Jahre lang gehalten und die Fans verzaubert. Mit drei Schwestern fing alles an und mit drei Schwestern hörte die Serie um die magischen Hexen auf. Von 1998 bis 2006 hat sich vieles getan. Nur selten schaffen es Serien, über eine so lange Zeitspanne hinweg konstant zu bleiben, die Qualität zu halten oder gar zu steigern. Bei ganzen acht Staffeln blieb auch "Charmed - Zauberhafte Hexen" von einigen Rückschlägen nicht verschont.

Die erste Staffel startete stark und die Entdeckung ihrer Hexenkräfte schweißte die ungleichen Schwestern Prue, Piper und Phoebe noch enger zusammen. Man lernte sie kennen und lieben und tauchte sofort in ihre faszinierende Welt ein. In der zweiten Staffel entwickelten die Schwestern ihre Fähigkeiten, versuchten ein halbwegs normales Leben zu führen und Pipers und Leos herzzerbrechende Liebesbeziehung konnte ebenso überzeugen wie die anderen spannenden Fälle, in denen die Hexen Unschuldigen das Leben retteten. Die Serie steigerte sich in den ersten drei Staffeln, wurde immer spannender und mit jeder Episode konnte man die Halliwells noch mehr ins Herz schließen und so über einige, eher schlechtere technische Realisierungen der Zaubersprüche und Effekte hinwegsehen. Jedem dürfte der schockierende Tod von Prue im dritten Staffelfinale in Erinnerung geblieben sein, von da an spalten sich die Meinungen über den Verlauf der Serie. Für mich hat Prues Tod der Serie nicht geschadet und die vierte Staffel knüpfe qualitätsmäßig mit Rose McGowan als Halbschwester Paige nahtlos an den vorherigen an. Man trauerte mit Piper und Phoebe um die älteste Hexenschwester, schloss aber ebenso schnell Paige ins Herz. Durch ihre Unbeholfenheit und offene Art brachte sie frischen Wind in die Serie. Und mehr noch: Auch was die Dämonen angeht, wurde hier durch die fortschreitende Technik einiges verbessert, so dass die Explosionen noch bedrohlicher und das Make-Up noch effektiver wirkten. Ein weiterer Pluspunkt der vierten Staffel war die Beziehung zwischen Phoebe und Cole. Die verbotene Liebe zwischen Hexe und Dämon rückte in den Vordergrund und nahm die Zuschauer mit auf die Achterbahn der Gefühle. Ebenso wirkte die Quelle und das Böse so real und gefährlich wie noch nie. Bis auf einige kleine Episodenausrutscher hielt man bis Ende der fünften Staffel das Niveau und konnte sich dank toller Storylines und ergreifenden Fällen sogar steigern.

Foto: Alyssa Milano, Holly Marie Combs & Rose McGowan, Charmed - Copyright: Paramount Pictures
Alyssa Milano, Holly Marie Combs & Rose McGowan, Charmed
© Paramount Pictures

Anfang der sechsten Staffel kam dann das Phänomen, das wohl jede Serie mit so vielen Staffeln irgendwann einholt. Viele Faktoren wirkten zusammen und so mussten vor allem inhaltliche Abstriche gemacht werden. Mit Coles Tod, Pipers Schwangerschaft und Sohn Chris Perry Halliwell aus der Zukunft passierte plötzlich viel zu viel. Zu unglaubwürdig wurde die Krise zwischen Leo und Piper, die so sehr für ihre Liebe in den vergangenen Staffeln kämpften. Der Streit wirkte erzwungen, ebenso Leos Charakterwandel und seine Hingabe zu den Titanen. Der Ältestenrat war längst vergessen und Chris erwies sich als unnötiger, fast schon nervender Charakter. Dem Vater-Sohn-Konflikt räumte man zu viel Screentime ein und Phoebe und Paige wurden eher zu Nebenfiguren, denen man zum Scheitern verurteilte Affären mit stereotypischen Charakteren aufhalste. Zu viel Neues auf einmal hat genau das Gegenteil bewirkt und "Charmed" hat sich mehr entfremdet, als dass der Serie neuen Schwung verliehen wurde.

Glücklicherweise fing man sich mit der siebten Staffel wieder. Die Avatare und ihr Utopia waren ein guter Ansatzpunkt für eine spannende Geschichte und so konnte "Charmed" an Qualität zurück gewinnen. Aber es war klar, dass nun langsam die Puste ausgeht und das Ziel nicht mehr weit entfernt ist. In der achten und letzten Staffel ist man ein letztes Mal ein Risiko eingegangen und einen weiteren Hauptcharakter eingeführt. Es hat sich gelohnt und durch die Amateurhexe Billie und ihre geheimnisvolle Schwester Christy wurde abermals wie bei Paige damals frischer Wind rein gebracht. Dennoch erreichte "Charmed - Zauberhafte Hexen" die Anfangsqualität der ersten fünf Staffeln nicht mehr. Das Finale dagegen sorgte nochmals für viel Frauenpower und "Charmed"-Feeling, bei denen die liebgewonnen Charaktere alle ihr verdientes Happy End bekamen und man als Fan bis heute völlig zufrieden auf acht wunderbare Jahre zurückblicken kann.

Tanya Sarikaya - myFanbase

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