Bewertung

Review: #2.04 Sommer '47

Bisher bekamen alle Episoden, in denen Michael im Mittelpunkt stand, von mir die volle Punktzahl. Sowohl #1.02 Der Schlüssel als auch #1.15 Unabhängig waren herausragende Episoden, besonders aufgrund des Tiefgangs von Michaels Charakter, welcher in diesen Episoden deutlich zum Vorschein kam. Schon zu Beginn dieser Folge wird klar, dass es sich wieder um eine Michael-Folge handelt. Dementsprechend hoch waren dann auch meine Erwartungen. Doch kann die Episode mit den bisherigen mithalten?

Sommer 1947

Was sich bei dem Schauen schon nach den ersten fünf Minuten feststellen lässt, ist die Tatsache, dass die Folge zumindest anders ist. Sie beschäftigt sich weniger mit Michaels Charakter, sondern vielmehr mit den Geschehnissen des Sommers 1947. Michael ist lediglich die Person, welche die Geschichte erzählt bekommt.

Es war natürlich sehr spannend und amüsant die Charaktere in anderen Rollen zu sehen. Teilweise ähnelten sich die Charakterzüge, wie etwa bei der aufmüpfigem Maria/Betty, die auch in der Gegenwart perfekt in die Rolle einer neugierigen Journalistin passt. Auch die Differenzen zwischen Michael und Max sind ähnlich wie in der Gegenwart. Während Richard von einer Zukunft mit Familie und Haus mit Garten träumt, ist Carver eher draufgängerisch und will sich nicht binden. Ebenso passt auch die Tatsache, dass Richard der Moralapostel spielt, während Carver alles daran setzt, herauszufinden, was es mit dem Absturz auf sich hat.

Toll gemacht war, dass wirklich alle Hauptcharaktere in der Vergangenheit eine Rolle gefunden haben, auch es anders wie bei Michael, Max und Maria nicht immer Parallelen ihren Figuren in der Gegenwart gab. Ob es nun nötig war, die Geschichte so auszudehnen, ist jedoch fraglich. Vor allem ist es in der Hinsicht ärgerlich, dass die letzte Folge zwar enttäuschend war, aber ein spannendes Ende bereitete und wir nun gar nichts weiter über den Graniliten erfahren haben. Demzufolge erscheint die Episode auch etwas fehl am Platz und letztendlich scheint sie nur ein Lückenfüller zu sein, um die eigentlichen Storylines weiter hinauszuzögern und erst später aufzulösen. Bisher hatte "Roswell" das eigentlich nötig.

Enttäuschend war auch die klischeehafte Darstellung der Außerirdischen. Sie waren zwar nicht grün, aber die Kopfform, die Größe und das mysteriöse Leuchten entspricht genau der Vorstellung, die man hat, wenn man das Wort "Alien" hört. Nachdem "Roswell" solchen Klischees bisher eigentlich nicht gefolgt ist, ist es schade, dass man nun doch diese Richtung eingeschlagen hat. Doch d ie Storyline um Michaels Hausaufgabe brachte nicht nur schlechte Szenen mit sich, denn so sehr ich mich auch über die Darstellung der Außerirdischen geärgert habe, umso ergreifender war ich von der darauffolgenden Szene, die wieder in der Gegenwart spielte: Michael zeigt Carver, dass er ihn durch seine mutige Aktion gerettet hat. Es war sehr überraschend, dass Michael einfach so seine Fähigkeiten einem fast fremden Menschen zeigt, denn in allen anderen Fällen hat er diese Art von Offenheit bisher entschieden abgelehnt. Aufgrund der Darstellung in der Szene kam es mir aber nicht so vor, als wäre man hier Michaels Charakter nicht treu geblieben. Stattdessen wurde deutlich, wie nahe ihm Carvers Erzählungen gegangen sind, damit er es wagt, diesen Schritt zu gehen und sich so zu öffnen. Denn wir alle wissen, die Identität der Außerirdischen ist aufgrund der Verwundbarkeit, die sie durch das Wissen anderer darüber haben, ihr wohlbehütetstes Geheimnis.

Letztendlich diente die Folge natürlich insbesondere dazu, aufzudecken, dass es noch vier weitere Außerirdische geben muss, die aus den Kapseln geschlüpft sind. Ob diese sich noch in Roswell befinden, in welchem Jahr sie aus den Kapseln geschlüpft sind und wie alt sie demnach sind, wissen wir noch nicht und somit wird die Suche nach ihnen für die Außerirdischen auch dementsprechend schwer. Damit ist aber in jedem Fall ein neuer, spannender Handlungsbogen geschaffen, der neugierig auf weitere Enthüllungen macht.

"Well, today I had a little history lesson. And here's the thing. I owe more to you than I can imagine."

Der Rückblick lässt nur wenig Zeit, um die Handlungsstränge in der Gegenwart fortzusetzen. Dennoch versuchte man die Hauptstoryline der Episode dazu zu nutzen, um die Beziehung zwischen Michael und Maria voranzutreiben. Und nach dieser Episode kann man auch tatsächlich von einem Fortschritt sprechen. Michael nahm zwar nicht Carvers indirekten Rat, sie zu küssen, an, doch stattdessen entstand eine viel innigere Szene, denn er sagte Maria einfach mal "Danke". Diese Geste war in meinen Augen schon lange fällig, denn schon allein in dieser Episode war Maria mal wieder sehr gütig. Nicht jede Frau mit ihrem Stolz würde dem Mann, der sich von ihr getrennt hat und es nicht für nötig hält, auf ihre Mailboxnachrichten zu reagieren, ihr Auto ausleihen, wenn er sie darum bittet. Ich persönlich bin froh, dass die Autoren diese Szene gewählt haben, anstatt eines Kusses oder einer schnellen Wiedervereinigung, die einfach nicht realistisch gewirkt hätte, nachdem Michael zu Beginn der Folge noch betont hat, dass ihre Beziehung für ihn eindeutig ihr Ende gefunden hat.

Ansonsten war keine Zeit mehr, um sich mit den weiteren Charakteren beschäftigen. Isabel rückt im Gegensatz zur letzten Episode also wieder in den Hintergrund. Von Liz hat man ebenso wenig gesehen. Obwohl sie einst die zentrale Figur der Serie war, wurde ihr in dieser Staffel bisher keine allzu große Rolle zuteil. Als störend empfand ich dies bisher aber nicht. Vor allem darum, dass die Liebesgeschichte zu Max derzeit keine Rolle in der Serie spielt, bin ich sehr froh. Sicher wird sie irgendwann wieder ein Thema sein, doch aktuell haben die beiden sich nicht viel zu sagen und die künstlichen Szenen, in denen sie verträumte Blicke austauschen, gab es in der letzten Staffel und auch in den ersten Folgen von Staffel 2 bereits genügend.

Fazit

Obwohl der sonst immer überzeugende Michael im Mittelpunkt stand, konnte auch die vierte Folge der zweiten Staffel nicht überzeugen. In der Gegenwart ist zu wenig Relevantes passiert, was die Handlungsstränge voranbringt. Stattdessen hielt man sich mit einer Geschichte aus der Vergangenheit auf, die nur eine einzige Erkenntnis für die Zukunft mit sich bringt. Für diesen Lückenfüller reicht es somit wieder nur zu fünf Punkten.

Laura Krebs – myFanbase

Die Serie "Roswell" ansehen:


Vorherige Review:
#2.03 Die Überraschungsparty
Alle ReviewsNächste Review:
#2.05 Der Zeitreisende

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Roswell" über die Folge #2.04 Sommer '47 diskutieren.