Bewertung

Review: #2.03 Muttergefühle

Während der ersten Staffel von "Once Upon a Time" bin ich in meinen Reviews (und Gedanken) ganz ohne Vergleiche mit der Serie "Lost" ausgekommen, mit der "Once Upon a Time" allein schon durch die Serienmacher Edward Kitsis und Adam Horowitz eng verwandt ist, doch nun stechen mir immer mehr Parallelen zwischen beiden Shows ins Auge. Dies betrifft sowohl die Erzählweise auf mehreren Ebenen (Storybrooke, Vergangenheit, Rest-Märchenwelt) als auch die Rest-Märchenwelt an sich, die ja im Prinzip eine einsame Insel ist, auf der Emma und Snow/Mary Margaret mit anderen Gestrandeten festsitzen und die voller Mysterien und Gefahren steckt.

Wenn ich nach den bisherigen drei Episoden wählen müsste, was mich mehr fesselt, die Ereignisse in Storybrooke, die Rückblicke in die Vergangenheit von Snow und Co., oder die Geschehnisse in der Rest-Märchenwelt, würde ich mich wohl für Letztere entscheiden, da ich die Interaktion zwischen Emma und Snow wirklich wunderbar finde und es faszinierend ist, zu beobachten, wie Emma die Welt, in der sie geboren wurde und an die sie bis vor ein paar Tagen noch nicht geglaubt hat, kennen lernt. Dabei gibt es auch einige Male Grund zum Schmunzeln, zum Beispiel, als Emma halb-neugierig und halb-misstrauisch das fremde Essen und Trinken kostet, während ihre Mutter sich mit (dem vermeintlichen) Lancelot unterhält.

Im Laufe dieser Episode wird sehr schön deutlich, wie sich die Rollenverteilung zwischen Emma und Snow/Mary Margaret verändert hat. Bevor der Fluch gebrochen wurde, war Emma die toughere von beiden, sie war diejenige mit der Waffe und dem Sheriffstern, die in Häuser eingebrochen ist und Leute aus brennenden Häusern und verschütteten Minenschächten gerettet hat. Sie musste auch Mary Margaret beschützen, als diese unter Mordverdacht stand. Nun ist aus Mary Margaret wieder Snow White geworden, eine adelige Kämpfernatur, die einen Oger mit einem Pfeil erlegen kann, sich in der Märchenwelt auskennt und Emmas Mutter ist. Emma wehrt sich zunächst gegen Snows Autorität und schlägt, einem rebellischen Teenager ähnlich, deren Ratschläge in den Wind, muss aber schließlich erkennen, dass sie sich an Snows Anweisungen halten sollte. Nachdem Emmas Pistole schon im Finale der ersten Staffel gegen den Drachen wenig hilfreich war, wird die Schusswaffe nun von dem Oger zu einem nutzlosen Metallklumpen verarbeitet, begleitet von Emmas herrlicher Seriously?-Mimik, für die Jennifer Morrison eine Gastrolle in "Grey's Anatomy" verdient hätte. Die Begegnung mit dem Oger besiegelt Emmas Erkenntnis, dass sie nicht mehr in ihrer Welt ist.

Und nicht nur das. Emma realisiert, wie qualvoll es für Snow war, ihr Baby wegzuschicken. Snow wollte Mutter sein, sie wollte Emma aufziehen, musste aber darauf verzichten, um Emma zu beschützen. Emma hat ohne Eltern viel versäumt, aber auch Snow wurde um das Glück gebracht, ihr Kind aufwachsen zu sehen. Emma begreift dadurch, wie viel ihre Mutter aufgegeben hat, um sie vor Schaden zu bewahren, und es kommt zu einem schönen Mutter-Tochter-Moment.

Sicherlich sind damit noch längst nicht alle Barrieren zwischen Emma und Snow eingerissen, schließlich weiß Snow nach wie vor sehr wenig über die Vergangenheit ihrer Tochter (Stichwort: Henrys Vater) und für Emma ist es noch immer sehr neu und ungewohnt, bis hin zu beängstigend und irritierend, eine liebende, beschützende Mutter zu haben. Was vor 28 Jahren geschehen ist und welche anderen Wege es vielleicht für die Familie Charming gegeben hätte, können weder Snow noch Emma schon aufgearbeitet haben, doch ein wichtiger Schritt ist gemacht.

Cora stellt wie erwartet eine große Gefahr dar. Sie hat alle Bewohner der Rest-Märchenwelt getäuscht, indem sie sich als Lancelot ausgegeben hat. Ihr Ziel ist es, nach Storybrooke zu gelangen, um sicherlich mehr als nur ein paar ernsthafte Worte mit ihrer Tochter Regina zu wechseln. Um Lancelot, den Cora nach eigenen Angaben getötet hat und der nicht nur Snow und Prinz Charming getraut hat, sondern dem es auch entscheidend mit zu verdanken ist, dass Emma überhaupt geboren werden konnte, tut es einem schon Leid. Natürlich wäre es möglich, dass Cora gelogen hat und er noch lebt, doch nachdem, was wir bislang über Cora wissen, ist sie eher der Typ Bösewicht, der kurzen Prozess macht. Gefangene für Machenschaften in der Hinterhand zu halten, ist eher Reginas Masche. Aber warten wir es ab.

Mit Aurora und Mulan bin ich, auch wenn sie als Duo eine interessante Verknüpfung unterschiedlicher Legenden darstellen, noch nicht ganz warm geworden. Aurora ist momentan nur das typische Anhängsel, das die Gruppe schwächt, weil sie zu langsam und unselbstständig ist, und Mulan macht keinen sonderlich sympathischen Eindruck.

Bemerkenswert an dieser Episode sind auch die vielen Verweise auf frühere Episoden. Henry etwa stößt bei seinem Versuch, einen Beitrag zu Emmas und Snows Rettung zu leisten, auf das geheime Versteck unter dem Grab seines Adoptivgroßvaters Henry Senior, das wir erstmals in #1.07 Das Herz ist ein einsamer Jäger gesehen haben, und öffnet eine Kiste mit Schlangen, bei denen es sich um das zweiköpfige Viech zu handeln scheint, mit dem Regina einst König Leopold (Henrys leiblichen Urgroßvater) ermorden ließ (#1.11 Frucht des vergifteten Baumes). Außerdem hat Charming, wie uns die Rückblicke zeigen, versucht, seine verwundete Mutter mit dem Wasser zu heilen, das schon Fredericks Rettung war (#1.13 Fluch und Versöhnung).

Während am Ende klar ist, dass Emma und Snow noch einige Probleme mit Cora bekommen werden, droht David und Henry Ungemach durch König George, der in Storybrooke den Namen Albert Spencer trägt. Ganz offensichtlich ist sein Wunsch, sich an David bzw. Charming zu rächen, weil dieser sich 28 Jahre zuvor nicht an Georges Pläne gehalten und nicht den folgsamen Sohn gespielt hat, immer noch sehr groß. Da Georges damaliger Versuch, Snow unfruchtbar zu machen, gescheitert ist, hat er es nun womöglich auf Henry abgesehen, der ja als Charmings erstgeborener Enkel das ist, was einem erstgeborenen Sohn am nächsten kommt.

Maret Hosemann - myFanbase

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