Bewertung
Raven, Lynn

Das Blut des Dämons

Das Ende der Trilogie.

Foto: Copyright: 2010 - Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien
© 2010 - Verlag Carl Ueberreuter Ges.m.b.H., Wien

Inhalt

Julien ist verzweifelt. Dawns Körper weiß nicht mehr, ob er Mensch oder Lamia ist – von Tag zu Tag wird sie schwächer und mutiert langsam zu einem Schatten ihrer selbst. Nur Juliens Blut vermag sie noch am Leben zu erhalten und ihnen kurze Momente des Glücks zu verschaffen. Aber wie lange noch? Während Dawn versucht, das Unvermeidliche zu verdrängen, trifft Julien eine folgenschwere Entscheidung und schießt dabei die Warnungen seines Zwillingsbruders Adrien in den Wind. Er setzt alles auf eine Karte und verrät sein Legat als Kideimon, um Dawn mit dem "Blut der Ersten" zu retten, das angeblich mystische und heilende Kräfte in sich tragen soll ... obwohl Julien damit sein Todesurteil unterzeichnet. Doch weder Dawn, noch Julien sind sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst und so wird "Das Blut des Dämons" bald seinen Tribut fordern.

Kritik

Nun ist es vorbei. Mit "Das Blut des Dämons" beendet die deutsch-amerikanische Autorin Lynn Raven ihre erfolgreiche Dark-Fantasy-Reihe um die Princessa Strigoja Dawn und den Vourdanj-Killer Julien ... aber nicht, ohne es noch einmal ordentlich krachen zu lassen. Noch mehr Gefühle, Spannung und Konflikte machen den letzten Teil der Trilogie – trotz kleiner Schwächen – zu einem unvergesslichen Lesevergnügen und gelungenen Abschluss der Romanreihe. Achtung! Einmal Blut geleckt, ist es schwer wieder aufzuhören.

Und so geht die Fortsetzung gleich mit strukturellen Veränderungen und unerwarteten Wendungen in die letzte Runde. Dazu gehört u. a., dass die Story dieses Mal aus drei Perspektiven erzählt wird (nicht wie bisher aus zwei) und das Buch somit bei weitem mehr Seiten hervorbringt als die beiden Vorgänger "Der Kuss des Dämons" und "Das Herz des Dämons". Die innere Leseratte in mir hat sich sehr darüber gefreut, stieß aber leider auch auf Stolpersteine, die den Leckerbissen manchmal nur schwer verdaulich machten. Zum Einen wird der Liebesgeschichte zwischen Julien und Dawn mehr Bedeutung geschenkt – sehr gefühlvoll und mitreißend erzählt. Zum Anderen hält Lynn Raven sich mit unnötigen Umgebungsbeschreibungen auf, die an manchen Stellen der Story den Wind aus den Segeln nehmen. In diesem Punkt hätte die Autorin mehr auf die Fantasie ihrer Leser bauen sollen, denn ansonsten gibt es an der sprachlichen Umsetzung sowie Stil kaum etwas auszusetzen.

Sehr gut gelöst ist hingegen die Wahl der Perspektiven. Um Spannung aufrecht zu erhalten, gibt es erneut Einblicke in die Welt einer anfangs unbekannten Person (personale Erzählperspektive) und neben Dawn wird dieses Mal auch Juliens Entwicklung in der Ich-Perspektive geschildert. Das gibt dem Ganzen noch einmal mehr Tiefe und Nähe zu seinem Charakter. Endlich erfährt der Leser, was in dem gefährlichen sowie liebenswerten Vourdanj vor sich geht und das lässt viele seiner Handlungen nachvollziehbarer erscheinen, wenn es ab der Mitte des Buches plötzlich sehr dramatisch und blutig wird. An dieser Stelle ein großes Kompliment an die Autorin, der Plot ist nämlich sehr gut konstruiert und nur schwer zu durchschauen, inklusive tragischer Ereignisse, die einem schier den Atem rauben. Muss im ersten Teil des Buches Dawn ordentlich einstecken, ist es in der zweiten Hälfte Julien, der einiges über sich ergehen lassen muss. Natürlich setzt er dabei wie immer sein arrogantes Pokerface auf und macht es seinen Feinden damit nicht gerade leicht, den Triumph so richtig genießen zu können. Rache ist eben süß und bitter zugleich.

Dabei geht es im ersten Drittel des Buches hauptsächlich um die romantischen Gefühle zwischen Julien und Dawn. Hier knistert es mal wieder gewaltig und die Stimmung zwischen den beiden wird sehr gut eingefangen. Dawn wirkt äußerlich schwach, besitzt aber einen starken Geist ... und ist unvernünftig, wie eh und je. So geht sie z. B. weiter zur High School, obgleich sie wie eine wandelnde Leiche durch die Schulgänge streift und von ihrer besten Freundin erst einmal einen Schokoriegel aufgezwungen bekommt. Somit ist Dawn in dieser Hinsicht (besonders zum Ende hin) wie immer die reinste Katastrophe und man bekommt hin und wieder das Bedürfnis, sie zu schütteln, wenn sie mitten in eine offensichtliche Falle tappt. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind und deshalb lassen sich ihre guten Absichten erkennen, so dass man es ihr nur schwer ankreiden kann. Dawn ist und bleibt eben Dawn.

Schade nur, dass Juliens Zwillingsbruder Adrien diesmal nicht richtig zum Zug kommt. War er in "Das Herz des Dämons" sehr stark in die Handlung involviert, sogar in einer parallel laufenden Liebesgeschichte, wird ihm hier nur ein kleiner Part zuteil. Einerseits verständlich, da die Geschichte sonst den Rahmen gesprengt hätte, andererseits echt Schade. Denn es wäre sicherlich interessant gewesen zu erfahren, wie es mit ihm und seiner Love Interest Kate weitergeht. Doch so muss man sich mit seinen kurzen Auftritten gleich zu Anfang und noch einmal zum Ende hin begnügen – leider in einer etwas unsympathischeren Rolle.

Nichtsdestotrotz ist Lynn Raven eine wahre Meisterin im erschaffen düsterer Welten und vielseitiger, wie starker Charaktere. Das bewies sie bereits in ihren Erfolgsromanen "Der Spiegel von Feuer und Eis" (unter dem Pseudonym Alex Morrin) sowie der "Kuss des Kjer". Sie weiß eben, wie man junge Frauen und Mädchen glücklich machen kann.

Fazit

Wer "Das Blut des Dämons" kosten will, sollte sich auf einige Überraschungen gefasst machen. Trotz leichter Mängel in der Struktur, verspricht es eine unerwartet süßliche Note mit einem aufregenden Abgang. Alle guten Dinge sind drei. Und so geht eine gelungene Dark-Fantasy-Reihe zu Ende – mit einer fesselnden Liebesgeschichte, tollen Charakteren und gut ausgefeiltem Plot.

Doreen B. - myFanbase
25.09.2010

Diskussion zu diesem Buch