Interview mit Jesse Luken

24. April 2014 | Jesse Luken ist in diesem US-Serien-Frühling nicht nur als Eric in der neuen The CW SciFi-Serie "Star-Crossed" zu sehen, er war auch das dritte Jahr als Jimmy im FX Kentucky-Crime-Drama "Justified" dabei. Was das Besondere für ihn an diesen unterschiedlichen Serien ist, erzählt er uns in diesem Interview. Zudem erfahren wir ein wenig über seine anderen Projekte und Interessen.

Foto: Jesse Luken - Copyright: Jeff Lorch
Jesse Luken
© Jeff Lorch

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

1. Jimmy ist ein tolles Beispiel dafür, wie gut "Justified" das komplette Ensemble nutzt und Hintergrundfiguren entwickelt. Er war erst nur einer von Boyds Schergen und am Ende war es wie eine Vater-Sohn-Beziehung. Wie hast du die Entwicklung über die drei Jahre erlebt?

Vielen Dank, dass du das so sagst, und ich glaube, du triffst damit den Nagel auf den Kopf. Eine von "Justifieds" größten Stärken ist meiner Meinung nach das Vertrauen ins Ensemble, und alle am Set sind großartig darin zu warten, bis sie an der Reihe sind, und Einsatz zu zeigen, wenn ihre Nummer aufgerufen wird. Im Hinblick auf Jimmy, er hat Boyd komplett vertraut, die gesamte Zeit bis zu seinem Tod, und ich denke, er begann wirklich, Boyd als Vaterfigur zu betrachten oder zumindest als unfehlbaren Mentor. Jimmy hat gut daran getan, den Kopf so lange still zu halten und sich nicht selbst zu überschätzen, wie einige andere von Boyds Schergen es über die Jahre getan haben. Er hatte es fast geschafft, Harlan lebendig zu verlassen. Fast.

2. Jimmys Tod war brutal, sowohl körperlich als auch seelisch. Hat das Spielen einer solchen Szene einen Effelt auf dich?

Ich möchte niemals so tun, als hätten wir als Schauspieler einen besonders schwierigen Job (so wie ich es manchmal von anderen höre, die es übertrieben darstellen). Ich habe mal einen Sommer lang auf dem Trockenbau gearbeitet, das ist harte Arbeit. Nimmt man das aber beiseite, solche Szenen, wenn sie richtig ausgeführt werden, sind emotional anstrengend für den Schauspieler (und das wird körperlich anstrengend). Wenn man mal richtig heftig geweint hat und dann hinterher feststellt, dass man unheimlich müde ist - das Gefühl ist ähnlich. Und stellt euch dann vor, das sechs Stunden lang an einen Stuhl gefesselt zu machen. Ich hab in der Nacht gut geschlafen.

3. Als wir vor einer Weile Walton Goggins zu "Justified" interviewten, sagte er "Es ist eine Welt, die mich wirklich interessiert, eine Tonart, in der ich gerne spiele, und eine Komplexität, die im Fernsehen selten ist." Empfindest du ähnlich über die Arbeit an dieser Serie?

Ja. Die Welt, die in "Justified" erschaffen wird, ist wirklich einzigartig und niemand wirkt fehl am Platze (außer es ist beabsichtigt). Die Dialoge sind unschlagbar, und die Zusammenarbeit zwischen Autoren und Darstellern macht die Serie hervorragend. Man sieht unheimlich viel Komplexität in der Serie, Motive und Charaktere, die eigentlich in Opposition zueinander stehen, laufen nahtlos ineinander in "Justified". Boyd Crowder ist da das beste Beispiel, der Mann ist ein brillanter Hillbilly.

4. Dein "Glee"-Charakter Bobby Surette war ein Fiesling. Spielst du gerne so einen gemeinen Kerl, du hattest ja sogar eine der typischen Slushy-Szenen, oder hofftest du auf mehr Charakterentwicklung?

Ich spiele gerne den Bösen. Ich hatte immer schon mehr Interesse daran, den Anti-Helden zu spielen als den braven Posterboy, einfach weil ich die komplexer finde. "Glee" war auf jeden Fall eine spaßige Erfahrung. Zuletzt kam es zu einem Konflikt zwischen "Glee" ud "Justified", und meine Loyalität gehörte letzterem, aber ich war sehr dankbar, dass sie mir erlaubt haben, mitzumachen und für ein paar Episoden ein Arschloch zu spielen. Wir mussten das Schleudern der Slushies 8 Stunden lang an Schaufensterpuppen üben! Die überlassen nichts dem Zufall!

Foto: Jesse Luken - Copyright: Dave Racki
Jesse Luken
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5. Dein "Star-Crossed"-Charakter Eric war anfangs auch ein Fiesling, aber da ist einiges an Potenzial, dass er doch ein eher guter als böser Mensch ist. Was hat dein Interesse für diesen Charakter geweckt?

Genau dieses Potenzial! Als ich den Piloten las, dachte ich, da steckt riesiges Potenzial für Eric, einen gewissen Weg zurückzulegen, und selbst ohne zu wissen, wie dieser Weg aussehen würde, war mein Interesse durch die verschiedenen Möglichkeiten geweckt. Anfangs ist er so voller felsenfester Vorurteile, aber man erkennt bald schon zwei Dinge ihn betreffend: Er hat einen Grund für seine Phobie, und er diese Wesen, die er verabscheut, noch gar nicht wirklich persönlich kennengelernt. Der Gedanke, was geschehen könnte, wenn er tatsächlich gezwungen ist, mit denen, die er hasst, zu interagieren, und wie der direkte Kontakt ihn verändern könnte, war unglaublich interessant für mich.

6. Du bist dir bewusst, dass die Fans Julia und Eric shippen? Du kannst wohl nicht viel verraten, aber angesichts Erics Feindseligkeit gegenüber den Atrians, denkst du, wenn er wüsste, was Julia geheilt hat, würde das seine Sicht ändern oder würde er dieses Wissen ausnutzen?

Ich wusste bis vor kurzem nichtmal, was shippen bedeutet! Ich denke, durch Julia überdenkt er vieles, was er bisher in seinem Leben geschätzt hat, und was er in Zukunft schätzen wird. Das ist alles neu für ihn: seine Vorurteile zu verringern, die Wahrheit über die Red Hawks zu erfahren und speziell das Verlieben. Manchmal muss er noch drauf achten, dass er sich nicht selbst im Weg steht, aber es ist wirklich spannend, die Gelegenheit zu bekommen, diese Veränderungen auszuspielen.

7. "Star-Crossed" hat zauberhafte Teenie-Romantik, aber es werden auch sozialkritische Themen angesprochen. Die Zuschauer werden angeregt, sich Gedanken über die Rassenfrage zu machen. Wie denkst du über diesen Aspekt?

Da stimme ich komplett zu, und die oben erwähnte Position, die Eric einnimmt, ist das, was ich am meisten an dem Projekt liebe. Die Borniertheit, die in den ersten Episoden im Mittelpunkt stand, könnte genau in der Form aus der Integrationsbewegung aus den 1950ern und 60ern stammen. Die Ängste und Animositäten gegenüber anderen, vor allem die, die komplett auf Unwissen basieren, sind durch den ganzen Lauf der Geschichte verbreitet. Ob die "anderen" nun Afroamerikaner, Homosexuelle oder in diesem Fall Außerirdische sind, die Mehrheit der Reaktionen unter den Menschen ist, leider, gleich geblieben.

8. Wie erlebst du die Kommunikation zwischen Schauspielern und Fans über Social Media? Was macht das aus, wenn man in einer Serie mit einer leidenschaftlichen Fangemeinde mitspielt?

Es ist Wahnsinn! Ich hatte keine Ahnung, wie gewaltig das sein könnte, und ganz ehrlich, ich hatte auch keine Ahnung, wieviel Spaß es machen könnte. Ich bin in sowas quasi Amisch, insofern mussten meine Kollegen mir erstmal beibringen, was es gibt (Twitter, Instagram, etc.). Ich bin noch längst nicht so weit, wie sie sind, aber ich liebe es, Feedback unserer Fans zu hören und die Möglichkeit zu haben, mit ihnen zu interagieren. Sie sind unglaublich leidenschaftlich, und das ist ein tolles Kompliment und macht einen verlegen.

9. In deiner Filmographie fiel mir "Spymates" auf, da du nicht nur mitgespielt, sondern auch das Drehbuch geschrieben und produziert hast. Kannst du ein wenig von dem Projekt erzählen?

Haha, ich freue mich, dass dir das aufgefallen ist! "Spymates" ist eine Webserie über zwei Mitbewohner, die kürzlich ihren Abschluss an der Schule für Spionen gemacht haben und ihr erster Auftrag besteht darin, einander zu töten. Sie sind aber auch ziemliche Idioten. Wir hatten riesigen Spaß bei den Dreharbeiten. Es war sage und schreibe so, dass wir mit einigen engen Freunden zusammen saßen, eine Kamera hatten und uns dachten "ok, was wäre witzig?" Es gab viele Probleme, aber wir haben so viel über alle Aspekte des Filmemachens dabei gelernt, dass ich nichts daran ändern wollen würde. Und einiges ist wirklich ziemlich witzig geworden!

10. Was machst du gerne in deiner Freizeit? Sport, Musik, Sprachen (dein Spanisch in "Justified" klang ja sehr gut)...?

Gracias! Ich liebe es tatsächlich, Fremdsprachen zu lernen. Das würde an die Spitze der Liste meiner Freizeitbeschäftigungen setzen. Weiterhin spiele ich jede Woche Baseball, unternehme viel mit meinen Hunden und bewerfe meine Freunde mit Wasserballons, wann immer sie nicht damit rechnen. (Sie lieben das, egal, was sie euch erzählen.)

11. Da myFanbase ein Onlinemagazin ist, das sich mit US-Serien beschäftigt, möchten wir gerne wissen, welches sind deine Lieblingsserien?

"Justified" und "Star-Crossed"! Ha, ok, ansonsten: Ich liebe "The Newsroom", "True Detective", "New Girl", The Daily Show und WWE Monday Night Raw (das ist kein Witz. Ich liebe das.)

Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast, Jesse! Wir wünschen dir alles Gute mit "Star-Crossed" und drücken die Daumen für eine zweite Staffel!

Nicole Oebel - myFanbase


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