Bewertung

Review: #3.14 Abgeriegelt

Foto: Rachel DiPillo, Chicago Med - Copyright: Elizabeth Sisson/NBC
Rachel DiPillo, Chicago Med
© Elizabeth Sisson/NBC

"Chicago Med" tut sich in dieser Staffel schwer, über längere Sicht zu überzeugen. Mit #3.14 Abgeriegelt hat man sich leider auch keinen allzu großen Gefallen getan. Natalie Manning und Will Halstead geraten von einem Streit in den anderen, bei Connor Rhodes und Ava Bekker scheint man auch noch nicht ganz zu wissen, in welche Richtung es gehen soll und Sarah Reese scheint ebenso wieder in eine Spirale zu geraten, die ihr nicht gut tut. Sehr spannend ist die Suspendierung von Maggie Lockwood, die die Autoren hoffentlich weiter ausbauen wird.

Sarahs Vermutung

Im Zentrum dieser Episode stand Code Pink – was besagt, dass ein Kind entführt wurde. Eigentlich ist das eine spannende Thematik, denn in meinen Augen gibt es viele verschiedene Hintergründe und psychologische Aspekte, warum man zu solch einer Tat fähig ist.

Hier wurde uns ein Szenario geboten, bei dem eine Frau in den Fokus gerückt wurde, die vor längerer Zeit ein Kind verloren hat, deren Kinderwunsch allerdings so groß ist, dass sie nie über diesen Verlust hinweggekommen ist. Das Ganze war sicherlich spannend gedacht, bewegte sich für mich aber in eine Richtung, die mir nicht ganz so gut gefallen hat. Es war relativ schnell klar, dass sich die Frau und das Baby noch im Krankenhaus aufhalten. Ebenso klar war es für mich, dass Sarah und Daniel Charles zu dieser Krise hinzugezogen werden.

Mir hätte hierbei sehr gut gefallen, wenn man die Frau in der ein oder anderen Szene einmal zu sehen bekommt. Damit hätte man in meinen Augen nochmals verdeutlicht, warum sie so handelt und wie sie mit dem Baby in ihrer Obhut umgeht. Doch leider hat man sich bei diesem Fall nicht wirklich auf die Entführung des Kindes an sich konzentriert, sondern vielmehr auf Sarah.

Durch ihre aktuelle Situation mit ihrem Vater finde ich, fokussiert sie sich zu sehr auf sein Krankheitsbild und sah somit auch in der Frau eine Psychopathin. Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen schade, weil es den Anschein hat, als ob Sarah zu sehr von ihrer privaten Situation eingenommen wird, so dass sie da keine deutliche Trennung machen kann. Somit fand ich auch den Ausgang dieser ganzen Handlung vorhersehbar und ich weiß nicht, ob mir die Weiterführung gefallen wird. Sarah hat es zwar geschafft, das Kind in Sicherheit zu bringen, aber dadurch, dass sie die Frau in ihren Augen belogen hat, glaubt sie selbst, dass sie ihrem Vater sehr ähnlich ist. Ich denke das absolut nicht. Dafür gab es einfach schon zu viele Situationen, in denen Sarah Emotionen gezeigt hat. Daher fand ich es auch gut, dass Daniel ihr sofort klargemacht hat, dass sie sehr wohl empathisch ist und Emotionen zulassen kann. Die Frage ist jetzt vielmehr, ob Sarah das auch für sich annehmen kann oder ob sie weiter in diese Spirale rutscht und glaubt, ihrem Vater sehr ähnlich zu sein, was leider eher danach aussah.

Als Frau nicht ernst genommen werden

Am Anfang dieser Staffel war ich sehr froh darüber, dass Natalie und Will ein Paar geworden sind. Bereits in der ersten Staffel bemerkte man, dass die beiden Gefühle füreinander haben und dass sie sich eigentlich nichts mehr wünschen, als endlich ein Paar zu werden.

Allerdings muss ich leider sagen, dass mir die Paarung mit jeder weiteren Episode weniger gefällt. Es liegt nicht mal daran, dass die beiden keine Chemie zusammen hätten, aber den Autoren scheint immer mehr zu gefallen, den beiden einen Streit nach dem anderen anzulasten, und genau das wirkt mittlerweile sehr überzogen und nervig. Diese Streitigkeiten sind teilweise an den Haaren herbeigezogen oder es wird einfach überdramatisiert. Ähnlich wie in dieser Episode.

Nachdem Natalie erfahren musste, dass Will einen Patienten sterben ließ, etwas, was er bei ihrem Patienten verhindern wollte, herrscht bei den beiden eisige Stimmung. Dennoch müssten die beiden professionell genug sein, um ihren Job anständig machen zu können und das funktionierte leider nicht. Die beiden behandeln einen älteren Mann, der an Krebs leidet und austherapiert ist.

Will als Oberarzt steht somit über Natalie, was dieser ein ziemlicher Dorn im Auge ist. Ich kann vollkommen verstehen und nachvollziehen, dass sie alles dafür tun möchte, dass der Patient noch ein bisschen mehr Zeit mit seiner Familie haben kann, doch sich dafür über die Anweisungen eines Oberarztes hinwegzusetzen, finde ich absolut nicht gut. Es hatte für mich den leichten Anschein, als wenn sie sich gar nicht wirklich bewusst ist, dass die Entscheidung einfach nicht bei ihr lag. Doch genau das brachte sie mit ihrem Handeln zum Ausdruck. Schon oft haben wir miterlebt, dass Natalie eher danach handelt, was sie für richtig hält, aber eben nicht was in manchen Situationen das Richtige wäre.

Es kam natürlich, was kommen musste: Natalie handelt auf eigene Faust, der Patient stirbt und sie fühlt sich schuldig, da sie Wills Anweisungen missachtet hat. Dazu kommt eben noch, dass nachgefragt wird, warum man eine Behandlung anwendet, obwohl dem Patienten so gesehen nicht mehr zu helfen ist. Teilweise hat Will hier sehr gut gehandelt, indem er dafür einstand und damit bewiesen hat, dass er ein guter Oberarzt ist. Es war vielleicht ein Fehler von ihm zu sagen, dass er die Anweisungen gegeben hat, was nun mal nicht stimmte und Natalie außen vor gelassen hat. Da brachte es leider auch nichts, dass er am Ende, als dann klar war, dass das von ihr verabreichte Medikament half, sagte, es sei Natalies Verdienst gewesen.

In gewisser Weise kann ich Natalie schon verstehen, die glaubt, dass Will in ihr mehr die Frau sieht, die er liebt und bei der sein Beschützerinstinkt die Überhand gewinnt. Allerdings fand ich es auch sehr übertrieben von ihr, dass sie ihm vorwarf, sie darf für ihre Fehler nicht gerade stehen, denn eigentlich hat Will als Oberarzt gehandelt. Somit finde ich eine (vorübergehende) Trennung nicht mal schlecht. Vielleicht wird ihnen dadurch einiges klarer, wenn sie es mit Abstand betrachten. Denn diese ewigen und teilweise unnötigen Streitereien gehen mir langsam wirklich gegen den Strich.

Randnotizen

  • Sehr gut hat mir die Zusammenarbeit zwischen Connor und Bekker gefallen bzw. die Teamarbeit, um April Sexton und Ethan Choi anleiten zu können. Ich bin gespannt, ob die Autoren noch etwas aus Connor und Bekker machen werden, denn sie scheinen ja mittlerweile ganz gut miteinander zu harmonieren.
  • Cornelius Rhodes hätte ich auch nicht gebraucht. Aber vielleicht war er notwendig, um Bekker zu zeigen, dass Connor doch kein so übler Kerl ist.
  • Maggies Suspendierung finde ich einen interessanten Aspekt. In erster Linie hat sie dem Mädchen das Leben gerettet, aber sie hat eben nicht nur ihre Kompetenzen überschritten, sondern auch bei ihr einen schweren Schlaganfall ausgelöst. Ich bin gespannt, wie weit man diesen Handlungsstrang ausdehnen wird und wie sehr das Med darunter 'leiden' wird, dass Maggie, die den Laden nun mal fest im Griff hat, suspendiert ist.

Fazit

Es scheint so, als wüssten die Autoren der Serie selbst nicht, was sie mit dieser Staffel aussagen möchten. Bei gewissen Charakteren drehen wir uns seit Monaten im Kreis, während bei anderen nur gewisse Handlungsstränge angerissen werden und wiederum andere bekommen keine wirkliche Geschichte, sondern fungieren nur als Mitläufer. Sehr schade. Ich hoffe, "Chicago Med" erholt sich wieder!

Daniela S. - myFanbase

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