Bewertung

Review: #6.03 Danke

Foto: Andrew Lincoln, The Walking Dead - Copyright: Gene Page/AMC
Andrew Lincoln, The Walking Dead
© Gene Page/AMC

Mit der dritten Episode haben die Autoren eine endlose Diskussion im Netz losgetreten, was wohl das Schicksal von Glenn betrifft. Er ist quasi der John Snow der aktuellen Season geworden und die Welt diskutiert munter, ob er denn nun tot ist oder doch noch am Leben ist. Sein Schicksal bleibt bewusst ungewiss, auch wenn vieles darauf hindeutet, dass er es dieses mal nicht schaffen wird, sich aus der misslichen Lage zu befreien, in der Nicholas ihn gebracht hat. Doch bis man ihn nicht endgültig als Leiche oder als Beißer sieht, ist er noch nicht endgültig verloren. Dass Scott M. Gimple die ganze Diskussion nicht mit ein paar klaren Worten beendet, ist marketingtechnisch natürlich zu verstehen und ich bin mir sicher, nächste Woche werden mehr Zuschauer vor dem Fernseher sitzen als bei dieser Episode.

"We don't leave anyone behind."

Man beschäftigt sich in #3.03 Danke vorwiegend damit, was Rick und die anderen in der Zeit tun, während in Alexandria die Wölfe einfallen und dort die Bevölkerung niedermetzeln. Das Tempo ist weiterhin hoch und die Alexandriner fallen wie die Fliegen. Das ist auch das größte Manko der Episode. Man gesteht keinem der Akteure eine Entwicklung zu und degradiert die Bewohner Alexandrias weiterhin zu blankem Kanonenfutter. Manchmal ertappt man sich dabei, wie man mit den Augen rollt, weil mal wieder innerhalb der Gruppe diskutiert wird, wie wenig die Neulinge doch in einer brutalen Welt überlebensfähig sind. Und um zu beweisen, dass Rick mit seinen andauernden Vorurteilen Recht hat, wird ein Redshirt nach dem anderen von einem Beißer angefallen.

Nur wenige, genauer gesagt bislang überhaupt nur ein einziger Bewohner Alexandrias, hat es geschafft, am Leben zu bleiben. Es ist gleichzeitig der größte Skeptiker der Art und Weise, wie Rick, Michonne und Co an die ganze Sache herangehen, nur um am Ende fast so etwas wie eine Art Catharsis zu erleben, als er in sein eigenes Spiegelbild blickt und nicht mehr sagen kann, ob er mit seinem eigene Blut, das eines Freundes oder das eines Beißers bedeckt ist. Auf dem Weg dorthin verliert er ein paar Kameraden, die jedoch allesamt trotz eindringlicher Versuche einfach blass bleiben. Der Zuschauer kann zu keinem der Bewohner Alexandrias eine emotionale Verbindung aufbauen und so ist es nicht weiter tragisch, dass sie auf der Strecke bleiben.

Auch Nicholas' Ableben lässt den Zuschauer größtenteils kalt. Er kommt mit der Situation einfach nicht zurecht und wählt am Ende den Freitod, natürlich ohne dabei zu bedenken, dass er Glenn damit mit in den Tod reißen kann. Es ist die konsequente Weiterführung seiner Geschichte und zeigt einmal mehr, wie viel Glück Alexandria bislang hatte, dass die Beißer von ihnen fern geblieben waren.

"Good Luck, Dumbass."

Während sich die Ereignisse in dieser kleinen Stadt kurz vor Alexandria sich überschlagen und vor allem Michonne auch noch einmal einen Dämpfer versetzen, schafft auch Rick es nicht, zur Ruhe zu kommen. Er will alles daran setzen, die Herde von der Siedlung weg zu locken und läuft dabei wie ein Duracell-Häschen. Spätestens hier sollte man sich mal fragen, wie weit die Herde von Alexandria entfernt ist, denn mal wirkt es, als wären sei alle einen Tagesfußmarsch entfernt, dann hört man jedoch klar und deutlich Schüsse in der Gemeinde, so dass suggeriert wird, dass sie quasi gleich um die Ecke ist.

Rick läuft zurück zum RV, wird dort von einigen Wölfen angefallen, die er jedoch ohne sonderlich viel Mühe alle liquidieren kann und muss dann, als die Herde aus dem Wald tritt feststellen, dass der dumme Wagen einfach nicht mehr anspringen will. Der arme Kerl hat wirklich keine Chance, auch mal kurz zur Ruhe zu kommen und schlittert von einer Katastrophe in die nächste. Das verspricht zwar Spannung am Laufenden Band und es erklärt auch seine Eiseskälte, wenn es um das Überleben geht, doch es gibt auch Rick nicht mehr die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Und so bewegen sich alle Charaktere in dieser Folge in einem bekannten, leider oft sehr limitierten Terrain und erhält keine Chance, über sich hinaus zu wachsen. Aber mit Charakterentwicklung tut sich "The Walking Dead" generell schwer. Es gibt sie, die charakterintensiven Episoden, in denen einzelne Protagonisten glänzen können, meist jedoch sind es dann genau die Episoden, die in dem Tod der besagten Person enden. Wenn Scott Gimple und sein Team etwas mehr von diesen Einzelepisoden in den Alltag hinüberretten könnten, dann wären Episoden wie diese nicht ganz so ärgerlich.

Nicht, dass die Episode nicht Spaß manchen würde. Das Tempo ist hoch, viele Szenen sind spannend inszeniert, Glenns vermeintlicher Tod zum Nägelkauen aufregend und die Optik weiterhin hervorragend. Und genau deswegen ist man gewillt, bei TWD auch mal über ein paar kleinere oder auch größere Schwächen in der Charakterzeichnung oder den Dialogen hinweg zu sehen. In Episoden wie den letzten beiden fällt dies auch nicht sonderlich auf, einfach weil man mitten in eine faszinierende Situation geworfen wird, in der alles so schnell geht, dass man kaum Luft holen kann. Dennoch sind sie da, die kleinen Unzulänglichkeiten, die eben manches Mal eben etwas mehr weh tun als zu anderen Zeiten.

Randnotizen

  • Abraham, Sasha und auch Daryl haben absolut nichts zu tun in der Episode. Sie fahren einfach vor sich hin, was wirklich eine Verschwendung für ihre Charaktere ist, vor allem Daryls...
  • Ob Ricks Verletzung an der Hand wichtig werden wird? Es wurde jedenfalls verdächtig oft in den letzten Einstellungen darauf hingewiesen, dass er sich verletzt hat
  • Die Verweise auf frühere Episoden waren schön für Fans der ersten Stunde. So könnte man sich darüber amüsieren, dass der RV nicht anspringt oder dass Glenn Rick die Worte "Good luck, dumbass" mit auf den Weg gibt.

Fazit

Die Serie ist düster wie eh und je. Es gibt keinerlei Hoffnung für die Protagonisten und selbst Publikumslieblinge wie Glenn landen nun auf der Abschussliste, auch wenn noch nicht klar ist, ob er denn nun tatsächlich sein Leben lassen musste oder alles nur ein geschickter Marketingag war, um die Zuschauer zum einschalten zu bewegen. Einerseits macht die Serie weiterhin Spaß und kann unterhalten, doch manchmal ist sie auch repetitiv, unlogisch und zu wenig überraschend. Das fällt in Episoden wie dieser manchmal extrem auf und trübt ein wenig den Spaß an der Serie. Aber nur ein wenig. Denn man will trotzdem wissen, wie es weitergeht.

Melanie Wolff - myFanbase

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