Bewertung

Review: #2.03 Dr. James Covington (Nr. 89)

Als der Fall der Woche um den Organhändler Dr. James Covington sich entfaltete, gab es bei dem ein oder anderen Zuschauer sicherlich ein Deja Vu-Erlebnis. Die ganze Sache mit der Wiederentnahme von Organen, nachdem den Transplantierten das Geld ausgegangen ist um für die "Miete" für das neue Organ zu bezahlen, wurde bereits in dem Science-Fiction-Film "Repo Man" mit Jude Law und Forest Whittaker mehr oder weniger erfolgreich verfilmt. Daher schockieren die Machenschaften des einstigen Herz-Thorax-Chirurgen nicht wirklich.

"Value loyalty above all else."

Oberflächlich gesehen hat der Fall mal wieder in erster Linie die Aufgabe, das FBI zu beschäftigen, während Raymond Reddington sein Ding macht und nach dem Aufeinandertreffen mit Berlin überprüfen will, wer seiner vielen Partner ihm gegenüber eigentlich noch loyal ist. Dazu arrangiert er ein wildes hin und her zwischen verschiedenen Parteien, fingiert allerlei Verwicklungen, nur um am Ende mal wieder als übermächtiger Drahtzieher dazustehen, der seinen Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein scheint. Man könnte sich jetzt darüber aufregen, dass dies allmählich langweilig wird, doch das ist es nicht und das liegt in allererster Linie an einem grandiosen James Spader, der in jeder einzelnen Szene eine wahnsinnige Präsenz zeigt. Seine ruhige Art und Weise, gepaart mit seiner Vorliebe, scheinbar belanglose Geschichten aus seinem Leben zu erzählen, lassen ihn schnell überheblich und unbedacht wirken. Doch dann, ganz plötzlich, scheint sein wahres Ich durch und das ist ruchlos und kompromisslos.

Reddington spielt mit seinen Gegnern, gibt nie das Heft aus der Hand und scheint jede Situation im Griff zu haben. Sein System geriet durch das plötzliche Auftauchen von Berlin kurzzeitig ins Wanken, doch bislang behält Reddington noch die Oberhand und kann sich auf viele seiner „Freunde“ und Partner verlassen. Wie lange das noch der Fall sein wird, bleibt abzuwarten. Berlin dürfte noch lange nicht aufgegeben haben, ihn zerstören zu wollen und ich hoffe inständig, dass sich zwischen den beiden Personen noch eine herrliche Schlammschlacht entwickeln wird und Reddington in die Ecke getrieben wird. Hier dürften sich noch sehr interessante Wendungen ergeben.

"Reddington knows where I am. He found me, and he is coming here, but you need to know that you can't trust him. He is using you. And when Berlin is dead, he will kill you."

Elizabeth beschäftigt der Tod ihres Mannes noch immer und ich muss gestehen, einen Moment lang dachte ich wirklich, Tom Keen sei zurück, als er plötzlich im Motelzimmer von Liz stand und sie vor Reddington warnte. Wie sich schnell herausstellte, war dies nur ein Traum von Liz, jedoch zeigt er ganz gut, dass sie noch immer nicht überwunden hat, was ihr passiert ist. Dabei geht es in erster Linie um den Betrug durch Tom, sondern viel mehr darum, dass Liz nicht aus dem Kopf geht, dass Tom sie immer wieder vor Reddington gewarnt hat und dass er ihr vorenthalten hat, dass ihr Vater noch am Leben ist. Sie kann und will Reddington nicht trauen, ist jedoch weiterhin auf ihn angewiesen, wenn es darum geht, aktuelle Fälle zu lösen.

Liz weiß jedoch, dass Reddington einen Grund haben muss, wieso er weiterhin mit dem FBI zusammen arbeiten will und glaubt auch, dass die Neue, Samar Navabi, aus einem bestimmten Grund zur Task Force gestoßen ist. Auch für den Zuschauer wirkt der Neuzugang noch etwas befremdlich, weil sie eigentlich nicht wirklich eine Daseinsberechtigung im Team hat, noch diesem im Feld irgendwie behilflich sein kann. Liz' Theorie ist, dass Reddington wollte, dass sie zum Team kommt, aus welchen Gründen auch immer. Ich bin gespannt, was sich hier noch tun wird.

Interessanter als Liz ständige (und vielleicht auch berechtigte) Zweifel an Reddington ist die Tatsache, dass Liz einen neuen Beschatter hat, der am Ende in seinem Zimmer im gleichen Motel verschwindet und ein Scharfschützengewehr zusammenbaut. Wer er ist und zu wem er gehört, wird natürlich noch nicht klar, es verspricht jedoch bereits Spannung für die kommende Episode.

"In the present system, they offer adult donor lungs to adults, even if there are children with a more urgent need."

Der Fall der Woche ist eigentlich recht spannend inszeniert und zeichnet mal wieder ein sehr düsteres Bild unserer Gesellschaft, in denen es sich faule, reiche Lebemänner leisten können, sich mit ihrem Vermögen ein längeres Leben zu erkaufen, wenn ihnen danach ist. Dabei ist die ganze Sache mit den Transplantationen und dem Organhandel nur ein Nebenschauplatz und dem operierenden Arzt, Dr. James Covington, geht es gar nicht darum, sich am System zu rächen, wie es zunächst den Anschein hat. Vielmehr geht es ihm darum, das System auszuhebeln.

Mich hat es schon etwas berührt, dass er am Ende mit seinen Taten todkranken Kindern eine Chance auf ein normales Leben ermöglichen wollte. Natürlich gäbe es hierfür auch offizielle Kanäle, die keinem Mord und Organhandel bedarf, doch die kämen für viele seiner Patienten leider viel zu spät, als dass sie eine reelle Chance für sie bieten könnten. Von daher verwundert es nicht, dass Liz einen Moment zögert, als es darum geht, Covington festzunehmen, als er gerade dabei ist, einem jungen die Lunge eines Erwachsenen zu transplantieren. Die Intention des Arztes ist sicherlich nicht falsch, doch moralisch und ethisch leider nicht vertretbar, selbst wenn die Eltern der geretteten Kinder dies sicherlich anders sehen dürften.

In diesem Zusammenhang gefällt mir einmal mehr das Zusammenspiel zwischen Liz und Ressler, die zwar zusammenarbeiten, von einem engen Team kann bei den beiden jedoch noch immer keine Rede sein, denn dazu sind beide viel zu unterschiedlich. Sie harmonieren noch nicht wirklich miteinander, was nicht zuletzt in der Szene der letzten Woche klar wurde, als Ressler zögerte einzugreifen, als Liz gerade angegriffen wurde. Gäbe es nicht Raymond Reddington, Ressler und Liz hätten sich wohl nicht viel zu sagen.

Randnotizen

  • Dass die Ergreifung Covingtons am Ende auch Raymond Reddington nützt, verwundert nicht wirklich. Er bringt weiterhin das FBI erst dann auf die Spur der Menschen auf seiner schwarzen Liste, wenn es ihm einen Vorteil verschafft.
  • Das Aufeinandertreffen von Reddington und Naomi Hyland am Ende war unglaublich düster und herrlich geheimnisvoll inszeniert. Ich bin gespannt, was die beiden sich noch zu sagen haben.
  • Die kleine Szene mit dem eiskalten Killer Vargas, der kein Blut sehen kann, war wirklich zum Brüllen komisch und absolut unvorhersehbar. Wirklich großartig.
  • Jede Szene mit Mr. Kaplan ist genial. Sie sollte wesentlich häufiger in die Serie integriert werden, wobei dies sie vielleicht auch ein wenig entmystifizieren würde. So taucht sie nur hin und wieder auf und hat dann meist sehr starke Auftritte, einfach weil man sie überhaupt nicht einschätzen kann

Fazit

Eine interessante Folge, die vielleicht nicht die Kraft des Staffelauftakts hatte, die jedoch sowohl im Fall der Woche, wie auch in Reddingtons kleinem Spielchen um Loyalität und Partnerschaft überzeugen kann und kleine, unvorhersehbare Wandlungen mit sich bringt, die Lust machen auf mehr.

Melanie Wolff - myFanbase

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