Bewertung

Review: #5.04 Relation of Lines and Colors

In dieser Woche ging es bei "Switched at Birth" dramatisch zu. Und das nicht nur was Beziehungen anging, sondern auch und vor allem im Bezug auf Rassismis und Seximus. Diese Themen treten besonders vor dem Hintergrund des neuen amerikanischen Präsidenten immer wieder hervor. Dabei schaffte es die Serie in dieser Folge überzeugend die Problematik darzustellen.

"You gave Emmett a tattoo?"

Doch bevor wir uns mit diesen Themen beschäftigen, kommen wir zunächst zu dem wenig überraschenden Liebesdreieck dieser Staffel: Bay, Emmett und Travis. Diesbezüglich muss ich sagen, dass ich es hab kommen sehen und mich immer noch darüber ärgere, wie die Autoren die Geschichte handhaben. Es ist absehbar, dass Bay und Emmett letzten Endes wieder zueinander finden, und niemand ist darüber glücklicher als ich. Doch die Art und Weise, wie Travis hier in Mitleidenschaft gezogen wird, ist nicht nur traurig für ihn, sondern auch nicht besonders sehenswert für die Zuschauer. Natürlich war jede einzelne Szene zwischen Bay und Emmett in dieser Folge sehr schön anzusehen – nicht nur wegen ihrer großartigen Chemie, sondern auch, weil die beiden einander in künstlerischer Hinsicht wirklich weiterbrachten. Doch da Bay eben eigentlich noch mit Travis zusammen ist, hat ihre erneute Annäherung einen bitteren Beigeschmack. Ich war wirklich froh, dass Emmett am Ende wenigsten ehrlich sich selbst und Bay gegenüber war und eingestand, dass er nicht wusste, ob er nicht auch die Absicht hatte, wieder mit Bay zusammenzukommen und deshalb ihre Unterstützung gesucht hat.

Ein schöner Moment und auch die anderen Momente zwischen den beiden waren toll. Aber davon abgesehen gab es nicht allzu viel, was mich bei diesem Handlungsstrang wirklich mitreißen konnte. Zum einen konnte mich Travis' Kampf in Johns Team kaum überzeugen; das Mitgefühl, das man ihm gegenüber empfand, war kein angenehmes, stattdessen wünschte man sich und ihm einfach nur, er wäre nie nach China gereist. Und zum anderen fand ich es schade, dass so wenig auf Emmetts depressive Episode – oder was auch immer es war, ganz klar ist es ja immer noch nicht – eingegangen wurde. Ich hoffe wirklich, dass das nochmals thematisiert wird und nicht nur dafür da war, allen einen kurzen Schrecken einzujagen, nur um dann wieder alles beim Alten zu belassen.

Eine ebenfalls positive – bzw. für Bay natürlich negative – Wendung gab es noch bezüglich Bays Job, als sie herausfand, dass ihre ach so originelle und kreative Chefin ihre Designs zu kopieren scheint. Ich war zwar nicht besonders überrascht bei dieser Enthüllung, doch immerhin bin ich gespannt, wie es dahingehend weitergeht.

Insgesamt waren es also alles leider Szenen, die mich viel weniger begeistern konnten, als ich es vielleicht angesichts der Tatsache, dass Bay und Emmett viel Zeit miteinander verbrachten haben, erwartet hätte.

"Let's tot he math. White girl gets intimidated – the guy gets expelled."– "The entire black student unity gets intimidated – three days suspension."

Ganz im Gegensatz dazu standen die mitreißenden Ereignissen an Daphnes Uni, die einen wirklich entsetzt haben. Bisher war die Thematisierung des Rassismus ja auf eine ganz andere Art und Weise dargestellt worden, doch in dieser Folge wurde alles deutlicher und brutaler. Ich bin immer noch der Meinung, dass das Kostüm von Mingo für sich noch keinen Rassismus dargestellt hat. Doch spätestens nach den Ereignissen in dieser Folge ist zumindest klar, warum die schwarze Minderheit sich immer noch unsicher und dann auch in solchen Fällen schnell angegriffen fühlt. Dass das dann vielleicht auch manchmal schneller ist, als es sein müsste, sei dahingestellt – doch das ändert nichts daran, dass eine derart ungerechte Behandlung einfach nur zum Kopfschütteln führt und ganz schrecklich ist.

Die arme Daphne weiß selbst nicht, wie sie ihrer Freundin Iris helfen soll, vor allem, weil diese sich zunächst auch gar nicht helfen lassen möchte. Doch ich war sehr froh, als sie am Ende Daphnes Hilfe doch noch annahm und darüber hinwegsah, dass jene sich danebenbenommen hatte. Mit "daneben benehmen" meine ich übrigens hauptsächlich ihr Verhalten in dieser dieser Folge, denn es war leider abzusehen, dass ihre sicherlich sehr guten Absichten ein Chaos anrichten würden – so musste ich innerlich die Hände zusammenschlagen, als Daphne der Direktorin von Iris' geplantem Hungerstreik erzählte und nicht verstand, warum sich jemand nicht darüber freuen konnte, dass der schwarze Student, der wegen ihrer Drohung von der Uni flog, härter bestraft wurde als die rassistischen Studenten, welche die schwarzen Studenten bedroht hatten. Ach Daphne. So sehr sie mich in letzter Zeit genervt hat, so sehr gefiel es mir in dieser Folge, dass sie – wenn auch manchmal unbedacht – ihrem Herzen folgte und sich wirklich für ihre Freunde einsetzt. So wurde es am Ende nochmal richtig dramatisch und ich war sehr froh, dass sie zu Iris und den anderen stand. Ich hoffe sehr, dass die Aktion für Sharee, die sich bisher sicherlich auch aus Angst vor einer zu starken Bestrafung zurückgehalten hatte, nicht allzu böse ausgeht.

In dieser Folge konnte man jedenfalls mal wieder sehen, dass selbst Studenten in der heutigen Zeit sich den Rassismus keinesfalls abgewöhnt haben und dass in solchen schweren Momentan Autoritätspersonen oftmals nur eine große Klappe haben und wenig konkretes Handeln zeigen.

"7:30 at the steakhouse. And he is a leg man, so wear a dress." – "Seriously?"

In dieser Woche hieß es wirklich Bühne frei für die großen Themen bei "Switched at Birth". Und es hätte möglicherweise ein bisschen zu viel sein können, wenn es nicht Kathryn gewesen wäre, die in dieser Staffel mal wieder glänzt wie kaum jemand anderes. Es gefiel mir außerordentlich gut, wie diese Thematik hier angegangen wurde – von leicht unangenehmen Kommentaren bis hin zu eindeutiger Unverschämtheit war alles dabei und die Serie zeigte auch hier, dass Sexismus genau wie Rassismus leider oftmals nach wie vor aktuell ist und den Opfern auch hier häufig nicht genug Gehör geschenkt wurde. Als Kathryn dem Kellner erklärte, sie und Gavin würden sich jetzt aufmachen und Sex haben, jubelte ich Kathryn innerlich lautstark zu. Solchen Mut muss man erstmal beweisen! Es war natürlich abzusehen, dass damit der Deal platzen würde, weshalb es mir umso besser gefiel, dass Kathryn zu ihrer Entscheidung stand. Doch ihrem Chef gefiel das Ganze überhaupt nicht und auch nach Kathryns Schilderungen beteuerte er, an ihrer Stelle ganz anders gehandelt zu haben. Tja, wieder so eine Sache. Vielleicht stimmt es ja sogar. Vielleicht hätte er mit so etwas tatsächlich kein Problem gehabt. Doch erstens stellt sich die Frage, wie sehr man sich durch sowas an die Grenze der Prostitution annähert und zweitens waren die Anspielungen von Gavin meiner Meinung nach keine mehr, die man tolerieren kann.

Doch abgesehen von der Schlusssequenz, in der kein Zweifel mehr bestand, dass dieser Mann zu weit gegangen war, gefiel es mir gut, wie auch Kathryn und Regina darüber sprachen, inwieweit es in Ordnung war, sich aus beruflichen Gründen schick anzuziehen und dem Kunden anzupassen. Flirten kann ja auch noch in Ordnung sein, kann aber auch schon zu weit gehen. Vermutlich muss da jeder seinen eigenen Weg finden, doch genau wie bei der schwarzen Kultur haben Frauen in der Vergangenheit so viel Diskriminierung erfahren, dass die ein oder andere Hemmschwelle vielleichter größer ist und man sich schnell angegriffen fühlt. Ich bin jedenfalls gespannt, inwieweit sich dieser Vorfall auf Kathryns Karriere auswirkt und ob das Thema noch weiter behandelt wird.

Fazit

Es ist nicht per se schlecht, wenn eine Folge viel Dramatik und wenig Komik oder Leichtigkeit beinhaltet, doch diese Folge war schon vorwiegend düster. Auch fand ich es schade, dass man Tobys neue kleine Familie gar nicht zu Gesicht bekommen hat und es dahingehend nicht weiterging. Dafür wurden aber einige wichtige Themen behandelt; und die noch dazu sehr gelungen. Also insgesamt eine ganz gute Folge mit einigen Abzügen.

Klara G. - myFanbase

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