Die besten Charaktere 2014/2015
Jimmy McGill (Better Call Saul, Staffel 1)

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Spin-Offs im Allgemeinen haben es meist nicht leicht, aus wirtschaftlicher Sicht machen sie zwar für die produzierenden Sender Sinn, aber qualitativ müssen sie sich doch immer schon von der ersten Sekunde an der Mutterserie messen. Wenn es sich bei der Mutterserie dann auch noch um eine der besten der jüngsten TV-Vergangenheit handelt, wie es bei "Breaking Bad" zweifellos der Fall ist, dann kann diese neue Serie eigentlich auf dem Papier nur enttäuschen. Aber "Better Call Saul" hat das Kunststück geschafft, mit seiner ersten Staffel die immens hohen Erwartungen zu erfüllen, und ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass sie in einigen Aspekten übertroffen wurden.

Foto: Bob Odenkirk, Better Call Saul - Copyright: Ben Leuner/AMC
Bob Odenkirk, Better Call Saul
© Ben Leuner/AMC

Das herausstechendste Qualitätsmerkmal ist dabei in meinen Augen die Tatsache, dass "Better Call Saul" aus einem sekundären Charakter der Mutterserie, der dabei vor allem in der Figurenzeichnung doch gegenüber den genialen Charakteren wie Walter White und Jesse Pinkman nicht gewachsen war, einen absolut faszinierenden Protagonisten gemacht hat, der mühelos eine eigene Serie schultern kann. Ganz viel Respekt muss man dabei natürlich Bob Odenkirk zollen, der in "Breaking Bad" doch eher als Komiker auftrat, aber hier seine volle dramatische Bandbreite zeigen konnte. Aber auch die Autoren haben Saul Goodman, mit der Beleuchtung seiner Vergangenheit als Jimmy McGill unheimlich viel Tiefe verliehen. Nach den ersten zehn Folgen möchte man gar nicht daran denken, dass aus Jimmy einmal Saul werden wird, so sehr ist er einem ans Herz gewachsen. So viel mehr möchte man noch über ihn erfahren und vor allem möchte man nicht wahrhaben, dass aus dem empathischen, liebenswerten Jimmy am Ende doch der zynische und von der Umwelt abgeschottete Saul werden muss.

Die Charakterisierung Jimmys in "Better Call Saul" ist das Herzstück der Serie, sie funktioniert wunderbar für Neueinsteiger, die die Mutterserie nicht gesehen haben, aber im thematischen Dialog mit der Geschichte Walter Whites, eröffnet sich noch eine weitere inhaltliche Ebene, die unheimlich faszinierend ist. War Walter White im innersten seines Herzens schon immer ein schlechter Mensch, ist Jimmy sein ganzes Gegenteil. Er wird durch seine Umwelt dazu gezwungen, im Kleinen immer wieder den unmoralischen Weg zu wählen, aber er leidet darunter. Es ist faszinierend dabei zuzusehen, wie Jimmy mit seinen inneren Dämonen kämpft, um sich selbst treu zu bleiben, wo doch seine Umwelt so wenig von ihm hält. Über die Beziehung zu seinem Bruder Chuck, aber auch zu seiner Vertrauten Kim wird dies innerhalb der ersten Staffel genial aufgezeigt.

Jimmys Weg in dieser ersten Staffel führt ihn von seinem kleinen Hinterzimmerbüro eines Kosmetikstudios, von dem aus er versucht als Anwalt Fuß zu fassen, über einige Umwege fast in Richtung einer eigenen Kanzlei. Dabei ist er auf die Hilfe seines Bruders angewiesen, der aber selbst aufgrund einer psychisch induzierten Krankheit auf Unterstützung von Jimmy im Alltag angewiesen ist. Dabei kommt Jimmy immer wieder vom rechten Wege ab, er nähert sich oftmals seiner Vergangenheit als Trickbetrüger, beschließt aber doch auch immer wieder diese hinter sich zu lassen. Dabei kann er auf sein großes Talent als Anwalt, aber auch Menschenkenner zurückgreifen, doch als er im Zuge eines großen Falles, den Jimmy aus eigener Kraft und dank unermüdlicher Arbeit auftut, endlich die ersehnte Anerkennung seines Bruders erhält, muss er schließlich von diesem erfahren, dass es Chuck selbst war, der ihm bereits seit langer Zeit die Steine in den Weg legte. Die Enttäuschung, dass Chuck ihn wohl nie als anständigen Menschen sehen wird, bringt Jimmy am Ende dieser ersten Staffel einen Schritt näher, zum rücksichtslosen Saul Goodman zu werden, auch wenn man als Zuschauer darauf hofft, dass man bei diesem Weg die wunderbaren Qualitäten von Jimmy McGill nicht verlieren muss.

Cindy Scholz - myFanbase

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