Wackelkandidaten Season 2014/2015

Im Mai finden wie jedes Jahr in den USA die Upfronts für die Broadcast Sender statt. Dort entscheidet sich das Schicksal vieler Serien, auch wenn bei manchen von offizieller Seite aus bereits eine Entscheidung getroffen wurde. Bei anderen müssen die Fans noch länger bangen und hoffen. Unsere Autoren haben einen Blick auf jene Wackelkandidaten geworfen, die aktiv von der Absetzung bedroht sind und denen sie besonders die Daumen drücken.


American Crime

Der Sender ABC hatte sich für die Season 2014/2015 mit "American Crime" eine Anthologieserie entschieden, deren Drehbuch von John Ridley stammt. Zwar wagte man sich damit auf neues Gebiet, jedoch konnte mich die Umsetzung bisher recht gut überzeugen. Selbst wenn der gesamte Inhalt an einigen Stellen noch sehr verwirrend für den Zuschauer erscheint, so macht es mir dennoch Spaß, das Format zu verfolgen. Dass Felicity Huffman dafür an Bord geholt wurde, spielt für mich eine wesentliche Rolle. Ich fände es sehr schade, wenn man die Serie absetzen würde. Auch wenn sie, wie schon erwähnt, noch an der einen oder anderen Stelle Schwächen aufweist und die Charakterentwicklung noch arg in der Luft hängt, drücke ich die Daumen, dass man "American Crime" eine zweite Staffel spendiert, einfach auch weil das Konzept an sich sehr interessant ist und man es sicherlich noch vertiefen bzw. erweitern könnte. | Daniela S.

Nashville

Foto: Hayden Panettiere & Connie Britton, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Hayden Panettiere & Connie Britton, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Als "Nashville" im Oktober 2012 in den USA auf Sendung ging, überraschte der Pilot mit einer gut erzählten Geschichte von zwei Rivalinnen im Country-Musik-Business: die erfolgreiche und überaus sympathische Country-Legende Rayna Jaymes (Connie Britton) und das zickige Popsternchen Juliette Barnes (Hayden Panettiere), die die Königin der Countrymusik werden will. Diese Prämisse wurde bereits innerhalb der ersten Staffel mit diversen soap-lastigen Storylines versehen, die absolut vorhersehbar, hanebüchen, stellenweise wirklich unerträglich waren und sich durch alle bisherigen 58 Episoden zogen. Dennoch bekamen es die Autoren jedes Mal hin, die Kurve zu kriegen und die Zuschauer am Ende emotional mitzureißen. Zum einen ist dies der oftmals hervorragenden Darstellung der Schauspieler zu verdanken, mehr jedoch und vor allem der unglaublich grandiosen Musik, die die Serie hervorbringt. "Nashville" thematisiert Country nicht nur, die Serie lebt die Musik! Und das in einer eindrucksvollen und exzellenten Art und Weise. Die Songs sind perfekt in die Storylines integriert, bringen uns die Charaktere näher, zeigen uns ihr tiefstes Innenleben, verbreiten gute Laune, geben uns eine Gänsehaut und lassen uns nicht mehr los. Besser kann man es eigentlich nicht machen! Und genau aus diesem Grund wäre es unglaublich schade, wenn "Nashville" nach der dritten Staffel abgesetzt werden würde. Nicht unbedingt, weil man Charaktere wie Juliette Barnes, Avery Barkley (Jonathan Jackson), Rayna Jaymes, Deacon Claybourne (Charles Esten), Scarlett O'Connor (Clare Bowen), Gunnar Scott (Sam Palladio) und all die anderen unbedingt schmerzlich vermissen würde. Sondern vielmehr, weil der Verlust dieser grandiosen musikalischen Darbietungen, der intensiven Stimmen voller Emotionalität und der vielen Feel-Good-Country-Nummern in keinster Weise in der derzeitigen Serienlandschaft kompensiert werden kann. Ich bin noch nicht bereit auf ein weiteres Highlight wie "Nothing In This World Will Ever Break My Heart Again", "Black Roses", "Don't Put Dirt On My Grave" etc. zu verzichten und drücke "Nashville" deswegen mehr als allen anderen Wackelkandidaten die Daumen! | Annika Leichner

Agent Carter

Im Kino ist das Marvel Cinematic Universe die absolute Nummer 1, die dazugehörigen Filme sind nicht nur in den meisten Fällen hochunterhaltsam und verfügen alle über eine selbstbewusste Qualität. Im Fernsehen hat Marvel, zumindest was den Erfolg angeht, momentan noch das Nachsehen gegenüber dem direkten Konkurrenten DC (zudem sowohl "Arrow", "The Flash" und auch "Gotham" gehören). Dabei sind die beiden Marvel-TV-Serien "Agents of S.H.I.E.L.D und "Agent Carter" beides solide TV-Formate und besonders ersteres konnte anfangs durchaus auch quotenmäßig überzeugen. Aber die Erwartungen, die in die Marvel-Serien gesetzt wurden, sind um einiges höher als das, was sie abliefern konnten. So befindet sich "Agents of S.H.I.E.L.D." seit einiger Zeit in einer Quotenlage, die ohne Probleme für eine Verlängerung ausreichen dürfte, die aber alles andere als ein rauschender Erfolg ist (und eben sogar manches Mal vom bei The CW laufenden "The Flash" aus dem Hause DC überboten wird). Im Winter 2015 schickte ABC dann in der Ausstrahlungspause von "Agents of S.H.I.E.LD." den zweiten Marvel-Ableger "Agent Carter" ins Rennen um die Zuschauergunst und für diese kleine aber feine Serie möchte ihr hier an dieser Stelle eine Lanze brechen.

Zwar war "Agent Carter" von Anfang an als abgeschlossene Acht-Episoden-Serie geplant, aber ebenso von Beginn an galt der Zusatz, dass man im nächsten Winter gerne eine neue Geschichte rund um Peggy Carter (Haylee Atwell) auflegen würde, sollte sich ein gewisser Erfolg einstellen. Der ist nun leider ausgeblieben, denn "Agent Carter" gelang es nicht, wirklich gute Einschaltquoten zu erlangen. Inhaltlich und von der qualitativen Umsetzung her war diese Serie eines der Highlights des vergangenen Serienwinters. Denn "Agent Carter" hatte alle Qualitäten, die die Marvel-Kinofilme ausmachten auf das TV-Format transportiert. Die Titelheldin war charismatisch, sorgte für coole Sprüche und ebenso coole Action, die Handlung war nicht aufregend oder stilbrechend, aber spannend und unterhaltsam und es waren einfach acht Episoden pure Action-Unterhaltung, wie sie das Fernsehen leider viel zu selten produziert. Das leicht augenzwinkerne Selbstbewusstsein, dass man aus dem MCU im Kino gewohnt ist und das einem so manche Logiklücke und so manch an den Haaren herbeigezogene Geschichte verzeihen lässt, war hier immer präsent und so gehörte "Agent Carter" in den acht Wochen, in denen es auf Sendung war zur kurzweiligsten Unterhaltung des US-Fernsehens. Davon sollte es einfach mehr geben und gerade das Format als eine Art Miniserie, sowie die Epoche in der die Serie spielt, bietet noch einiges an Innovationsspielraum, das sicher noch einige Staffeln ermöglicht. Hoffen wir, dass Disney, ABC und Marvel das ähnlich sehen und trotz enttäuschender, aber zum Glück nicht katastrophaler Quoten, an dem Format noch eine Weile festhält. | Cindy Scholz

Daniela S., Annika Leichner & Cindy Scholz - myFanbase

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