Musikalische Szenenuntermalung I

Wie auch in Filmen bedient man sich in TV-Serien der Musik um gewisse Szenen zu unterstreichen, Spannung zu erzeugen oder die gewünschte Gefühlsregung beim Zuschauer zu verstärken. In manchen Szenen läuft die Musik eher im Hintergrund und wird kaum wahrgenommen, während es daneben Szenen gibt, in der die Musik klar fokussiert wird. Auch werden Serien, wie beispielsweise "Glee" und "Nashville", produziert, in welche die Musik sogar zum Hauptthema der Serie gemacht wird. In der aktuellen "Was uns bewegt" Kolumne haben unsere Autoren und Autorinnen in ihren Texten versucht, die Szenen herauszusuchen, welche ihnen persönlich, unter anderem wegen der Musik, besonders in Erinnerung geblieben sind oder sie besonders berührt haben.


"Elementary", #1.09 / No - The Long Haul


"We'll be fine I'm sure"

Foto: Copyright: 2014 Paramount Pictures
© 2014 Paramount Pictures

In "Elementary" funktioniert vor allem die Beziehung zwischen Sherlock Holmes (Jonny Lee Miller) und Dr. Joan Watson (Lucy Liu) für mich besonders gut. Deshalb begeistern mich vor allem jene Szenen, in welchen Sherlock auf seine ganz eigene spezielle Art beweist, dass Joan für ihn immer mehr zu einem wichtigen Menschen in seinem Leben wird und nicht nur einfach eine Suchtbetreuerin ist. Der Song "The Long Haul" dient für eine solche Szene als musikalische Untermalung und passt zu dieser speziellen Freundschaft, nicht nur, weil das Lied ebenfalls Drogen thematisiert. Joan sitzt vor einer Suchtklinik und wartet auf ihren Exfreund, welcher ihr versprochen hat einen Entzug zu machen. Statt jenem erscheint Sherlock und leistet ihr Gesellschaft. Watsons Reaktion und Worte machen deutlich, dass sie nicht wirklich mit dem Erscheinen ihres Exfreundes rechnet, doch wie auch im Songtext des melancholisch angehauchten Liedes bleibt ein wenig Hoffnung, da Watson beschließt noch ein wenig länger zu warten. Der sonst so aufgedrehte Sherlock, der es nicht erträgt ohne Aufgabe zu sein, verharrt dabei an ihrer Seite.

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"Reign", #1.08 / French Wives - Younger


"I don't approach the hill
I feel I'm over it"

Foto: Torrance Coombs, Reign - Copyright: The CW
Torrance Coombs, Reign
© The CW

Während manche vielleicht an "Reign" kritisieren, dass vor allem wenig zeitgemäße Popsongs Verwendung finden, gefällt mir gerade dieser Mix von altertümlichem Setting und modernen Musik ausgesprochen gut. Als Mary (Adelaide Kane) sich gegen König Henry (Alan Van Sprang) stellt und sich weigert den englischen Throne zu beanspruchen, läuft beispielsweise ein Song von French Wives im Hintergrund und verbindet diese mit der nächsten Szene, in der Mary die Stallungen betritt. Gemeinsam mit Bash (Torrance Coombs) reitet sie schließlich davon, während Francis (Toby Regbo) sie anfleht zu bleiben. Jene, deren Traumpaar sich aus Mary und Francis zusammensetzt, werden diese Wendung nicht schätzen, aber solche, die den anderen Bruder favorisieren, haben sicherlich wie ich ihre Freude an der gemeinsamen Flucht zu den schwungvollen Klängen.

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"Rectify", #1.03 / Mazzy Star - Into Dust


"Still falling
Breathless and on again
Inside today"

Mit "Rectify" zeigt der Sundance Channel eine eindringlich und vor allem nachdenklich stimmende Serie, die mit Aden Young den perfekten Darsteller für die Rolle des Daniel Holden gefunden hat. Young vermag es seinen Charakter soviel Tiefe zu verleihen, dass selbst alltägliche Szenen, in denen scheinbar nicht viel passiert, unglaublich viel Gefühl und Stimmung transportierten. So auch, als Daniel auf dem Dachboden ein Mixtape von seiner damaligen Freundin Hanna findet, welches sie ihm zum Geburtstag vor vielen Jahren schenkte. Daniel lauscht dem wehmütigen Song, während eine Gesichtshälfte im Schatten liegt und über die andere Lichtreflexe huschen. Was ihm in diesen Moment durch den Kopf geht, darüber kann der Zuschauer nur spekulieren, während das Lied die Stimmung perfekt reflektiert und verstärkt.

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"The Walking Dead", #3.12 / Jamie N Commons - Lead Me Home


"Lead me on my way
Lead me home"

Foto: Andrew Lincoln, The Walking Dead - Copyright: Frank Ockenfels/AMC
Andrew Lincoln, The Walking Dead
© Frank Ockenfels/AMC

"The Walking Dead" gehört zu den Serien, welche die Episoden nicht mit Musik überladen, sondern die Songs mit Bedacht auswählen und so eine großartige Wirkung erzielen. So auch in der Endszene von #3.12 Gesichter der Toten, in welcher Rick, Carl und Michonne schließlich Morgans Versteck hinter sich lassen und auf den Rückweg machen. Schweigend sitzen die drei im Auto und kommen wieder an jener Stelle vorbei, wo ihnen auf dem Hinweg bereits der Anhalter begegnete. Jener hat die vergangenen Stunden nicht überlebt und ist schließlich doch noch den Beißern zum Opfer gefallen, da Rick sich zuvor entschied dem Fremden nicht zu vertrauen. Der zurückgebliebene Rucksack findet seinen Weg in den Wagen, bevor die Gruppe weiter nach Hause fährt. Das Lied verleiht der nachdenklich stimmenden Szene eine zusätzliche Intensität und macht sie für mich zu einem der unvergesslichen Momente der Serie.

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"Pretty Little Liars", #4.18 / Civil Twilight - The Courage or the Fall


"Is that a savior outside my window?
Or is that a reflection of me?"

Foto: Sasha Pieterse, Pretty Little Liars - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Sasha Pieterse, Pretty Little Liars
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Alison DiLaurentis (Sasha Pieterse) hat viele Gesichter, wie ihre Freundinnen und auch die Zuschauer in den letzten vier Staffeln "Pretty Little Liars" erfahren haben. Selten wirkt sie wie ein hilfloses junges Mädchen, dass sich einfach jene Zeiten zurückwünscht, in der sie noch nicht in unzählige Geheimnisse und Lügen verstrickt, sondern einfach bei ihren Freundinnen war. Diese Seite zeigt Alison, nachdem die eben noch betäubte Shana (Aeriél Miranda) in ihrem Auto vor der Stadtgrenze durch Alisons Anruf erwacht und sehr verhalten auf ihre Frage reagiert, ob sie das Geld beschaffen konnte. Shana verneint dies schließlich und legt auf, was Alison allein und mittellos zurücklässt. Neben wenigen Geldscheinen befindet sich auch ein Photo ihrer Clique in Alisons Portmonee, welches sie betrachtet, bevor sie ein Busticket ersteht. Alison wirkt schrecklich einsam und verletzlich, wie sie da in dem Bus mit für dem Zuschauer ungewissen Ziel sitzt und die letzten Takte des Songs langsam verklingen.

Charleen Winter - myFanbase

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