DVD Rezension: Grey's Anatomy, Staffel 6.2

Foto:

Staffel 6.2 von "Grey's Anatomy" bei Amazon bestellen

Foto: Copyright: 2010 ABC Studios
© 2010 ABC Studios

"Grey's Anatomy" hat es zu Beginn von Staffel 6 geschafft sich völlig neu zu erfinden. In der zweiten Hälfte findet die Serie dann trotz neuer Grundvoraussetzungen wieder zu alter Stärke zurück und die Autoren widmen sich ausführlicher den Handlungssträngen der einzelnen Charaktere. Im packenden zweistündigen Staffelfinale eskaliert dann eine Storyline und verändert das Leben der Ärzte erneut von Grund auf.

Die sechste Staffel lief vom 24. September 2009 bis 20. Mai 2010 auf ABC. In Deutschland wurde die Staffel mit einem guten halben Jahr Verzögerung auf ProSieben ausgestrahlt. Die DVD-Box zur zweiten Staffelhälfte erschien am 2. Dezember 2010 in Deutschland.

Inhalt

Foto: Patrick Dempsey, Grey's Anatomy - Copyright: 2010 ABC Studios
Patrick Dempsey, Grey's Anatomy
© 2010 ABC Studios

Die sechste Staffel begann mit Georges Tod sehr traurig, doch den Zuschauern und auch den Ärzten des Seattle Grace blieb nicht viel Zeit diese Trauer zu bewältigen. Schon bald wurde bekannt, dass das Mercy West mit dem Seattle Grace zusammen gelegt wird und so begann ein Konkurrenzkampf zwischen den Ärzteteams um ihren Job im Krankenhaus. Was bei dem ganzen Wirbel etwas unterging: Chief Webber hat ein Alkoholproblem und er droht seine Arztlizenz zu verlieren. Meredith traut sich nicht, ihn zu verraten, da er so etwas wie eine Vaterfigur für sie ist, doch auch Derek bekommt bald Wind von der Geschichte. So beginnt die zweite Staffelhälfte also damit, dass Derek als vorübergehender Chief des Krankenhauses eingesetzt wird und nicht jeder ist mit dieser Neuerung einverstanden. Immer wieder muss Derek feststellen, dass man als Chief nicht nur Mädchen und Ansprechperson für alles ist, sondern auch jede Menge rechtlichen Ärger am Hals hat.

Die Mercy Westler haben sich derweil ins Ärzteteam integriert und so wird nach und nach zum Krankenhausalltag übergegangen. Doch besondere Fälle verlangen besondere Aufmerksamkeit und da die Ärzte zum Teil sehr mit ihren eigenen Problemen und internen Wettstreiten beschäftigt sind, kommt es vor, dass sie sich nicht immer perfekt auf die Patienten konzentrieren.

Rezension

Foto: Chandra Wilson & Jason George, Grey's Anatomy - Copyright: 2010 ABC Studios
Chandra Wilson & Jason George, Grey's Anatomy
© 2010 ABC Studios

Bailey, die sich langsam von der Trennung von Tucker erholt, lernt den Anästhesisten Ben auf etwas ungewöhnliche Weise kennen: In ihrer OP wacht die Patientin plötzlich auf und Bailey gibt Ben die Schuld daran. Nachdem sie die ersten Streitereien überwunden haben, entwickelt sich über die Wochen und Monate jedoch eine romantische Beziehung zwischen den beiden. Zum ersten Mal sieht man wie unsicher und beschämt Bailey sein kann, vor allem, wenn es um ihre eigene Sexualität ist. Die sonst so strenge Ärztin, die in den ersten Staffeln noch als Nazi bezeichnet wurde, öffnet sich immer mehr und sucht unter anderem Hilfe bei Callie und Arizona. Es ist schön Bailey glücklich zu sehen, auch wenn diese Momente in der Serie rar bleiben. Bei Callie und Arizona ist derweil nicht mehr alles Eitel Sonnenschein. Als erstere erfährt, dass die Kinderärztin keine eigenen Kinder haben möchte, droht die Beziehung zu scheitern. Immerhin unterscheiden sich beide Lebenswünsche grundlegend voneinander und das Fanherz schmerzt, wenn man das sonst so harmonische Paar streiten sieht.

Nicht nur Bailey hat sich über die Jahre verändert, sondern auch Mark ist erwachsen geworden. Dazu hat wohl vor allem das plötzliche Auftauchen seiner schwangeren Tochter Sloan beigetragen. Nun muss er plötzlich nicht mehr nur für sich Entscheidungen treffen, sondern auch für sie sorgen. Dabei bleibt jedoch Lexie auf der Strecke. Sehr schade, da sie immerhin einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass Mark sich weiterentwickelt hat.

Foto: James Pickens Jr., Grey's Anatomy - Copyright: 2010 ABC Studios
James Pickens Jr., Grey's Anatomy
© 2010 ABC Studios

Wie sehr sich die alteingesessenen Ärzte tatsächlich über die Jahre verändert haben, erfährt man in #6.15 Die Zeitschleife. Besonders interessant dürfte dabei der Rückblick ins Jahr 1982 sein, als Richard Webber noch Assistenzarzt war und seine Affäre mit Meredith' Mutter so langsam beginnt. Auch die Einordnung in den geschichtlichen Hintergrund mit dem Aufkommen der ersten AIDS-Fälle ist sehr interessant. Bei Webber wird besonders deutlich, wie sehr sich sein Leben in den fast drei Jahrzehnten verändert hat. Sein Alkoholproblem wird zwar thematisiert, aber an Derek erkennt man auch, unter was für einem Druck er als Assistenzarzt gestanden hat. Das gepaart mit seiner gescheiterten Ehe entschuldigt zwar sein Verhalten nicht, aber machen es verständlich. In weiteren Episoden wird darüber hinaus noch auf die Vergangenheit von Owen und Alex etwas aufgearbeitet und jedes Mal ist man erneut fasziniert davon, wie viel man aus diesen Charakteren noch rausholen kann, wenn man ihnen genug Zeit widmet.

Foto: Grey's Anatomy - Copyright: 2010 ABC Studios
Grey's Anatomy
© 2010 ABC Studios

Der wohl bedeutendste Teil der sechsten Staffel, wenn nicht sogar der gesamten Serie, ist aber wohl das zweistündige Finale. Man kann sich fragen, ob Dereks neuer Job damit zu tun hat, dass die ganze Situation am Ende so eskaliert ist. Immer wieder wirkte er etwas überfordert und so kann man durchaus nachvollziehen, dass er unter Zeitdruck vielleicht nicht immer die richtige Entscheidung bei seinen Patienten gefällt hat. Dass das Ganze letztendlich aber so kommt und das Leben aller Ärzte im Seattle Grace vollkommen auf den Kopf stellt, hätte vorher wohl niemand gedacht. Von Shonda Rhimes wurde zwar ein "Game-Changer" versprochen, aber ich war wohl nicht die einzige, die bei der Art und Weise wie diese Episode inszeniert wurde, völlig schockiert vor dem Fernseher saß.

Specials

Foto: Ellen Pompeo, Grey's Anatomy - Copyright: 2010 ABC Studios
Ellen Pompeo, Grey's Anatomy
© 2010 ABC Studios

Da das Finale gerade schon zur Sprache kam, sei jedem Serienfan die DVD schon aufgrund dessen ans Herz gelegt, da sich hierauf zusätzliche die ungeschnittene Fassung der packenden Doppelfolge befindet. So richtig "gut" (besser erschütternd) wird diese Episode nämlich wohl erst dann, wenn sie nicht von ProSieben aufgrund des Jugendschutzes zerstückelt wird.

Ansonsten umfasst die Box die zu erwartenden Extras wie "Grey's Anatomy seziert: Zusätzliche Szenen" und "Erweitere Szenen". Die gehören bei der Serie schon fast zum Standard. Amüsant sind auch die Pannen aus der sechsten Staffel, wobei hierbei fast nur Lacher der Darsteller zusammen geschnitten wurden. Diese drei Extras sind auf der ersten Disc der Box zu finden, welche als Disc 4 (der gesamten Staffel) bezeichnet wird. Wirklich was besonders Bemerkenswertes ist da leider nicht dabei.

Foto: Chandra Wilson, Grey's Anatomy - Copyright: 2010 ABC Studios
Chandra Wilson, Grey's Anatomy
© 2010 ABC Studios

Da die Zuschauer in Staffel 6 sehr viel unterschiedliche Facetten von Dr. Miranda Bailey kennen gelernt haben, passt auch das Porträt über die Darstellerin Chandra Wilson perfekt in diese Box. Chandra Wilson war darüber hinaus nämlich auch noch als Regisseurin zweier Episoden der Staffel (#6.07 Ein Moment des Friedens & #6.17 Bergsteiger) tätig und durfte damit als erstes Castmitglied von "Grey's Anatomy" hinter die Kamera treten. Dieses Extra, welches die Person Chandra Wilson nochmal genauer vorstellt, befindet sich auf der dritten Disc der Box (Disc 6).

Technische Details

Erscheinungstermin: 2. Dezember 2010
FSK: ab 16 Jahren
Laufzeit: ca. 494 Minuten (12 Episoden)
Bildformat: 1,78:1, 16:9
Sprache (Tonformat): Deutsch, Englisch, Französisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Türkisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Isländisch, Arabisch, Portugiesisch, Englisch für Hörgeschädigte

Fazit

Insgesamt scheint es in dieser Staffel sehr um Vergangenheitsbewältigung zu gehen. Immer mehr Charaktere erhalten mehr Tiefe bis sie im Finale von der Gegenwart eingeholt werden. Das Team hinter "Grey's Anatomy" hat uns zu Beginn der Staffel mit vielen neuen Ärzten fast schon überfordert und es blieb nicht die Zeit jeden Charakter genau zu betrachten. In der zweiten Staffelhälfte fand man jedoch zu alter Stärke zurück und die Überleitung zum Finale war somit perfekt gelungen. Es befanden sich zwar alle Personen im Ausnahmezustand, doch das Verhalten jedes einzelnen war aufgrund ihrer Hintergründe nachvollziehbar. Tragisch und mitreißend zugleich macht es sich "Grey's Anatomy" selbst nicht leicht, das nochmal zu übertreffen.

Staffel 6.2 von "Grey's Anatomy" bei Amazon bestellen

Catherine Bühnsack - myFanbase

Kommentare