Bewertung

Review: #4.12 Die Dunkelheit am Rande der Stadt

Foto: Colin O'Donoghue, Once Upon a Time - Copyright: 2017 ABC Studios; ABC/Jack Rowand
Colin O'Donoghue, Once Upon a Time
© 2017 ABC Studios; ABC/Jack Rowand

Man traut seinen Augen kaum: Storybrooke ist plötzlich wieder ein Hort der Ruhe und Friedlichkeit, an dem sich ein Tag nicht signifikant vom Tag davor oder danach unterscheidet. Das ist nicht etwa die Folge eines neues Fluches, sondern gesunde, selbstgewählte Normalität, die den Bürgern der kleinen Stadt viel zu lange nicht vergönnt war. Ganze sechs Wochen am Stück durften sich die Storybrookianer endlich mal von Peter Pan, Zelena und Ingrid erholen, aber eine siebte Urlaubswoche wird es nicht geben, denn Ursula und Cruella de Vil sind zu Besuch – freundlich eingeladen von Emma und Regina – und sie bringen Mr. Gold mit, den absolut niemand vermisst hat.

Emma und Regina verkörpern in dieser Folgen die klassischen Helden, die aus guten Motiven etwas Dummes tun. Man kennt dies auch als "Good Is Dumb"-Prinzip. Ursula und Cruella in die Stadt zu lassen, zählt zu der Art von Torheit, die absolut nicht nötig gewesen wäre. Gut, Emma und Regina stellen sich hier nicht ganz so idiotisch an, wie es Mary Margaret getan hat, als sie Zelena in Staffel 3 als Hebamme anheuerte, aber mal ehrlich: da war es sechs Wochen friedlich in Storybrooke, dann taucht plötzlich ein riesiger Dämon auf und keine fünf Minuten später hat Regina die seit fast drei Jahrzehnten vergessene Meerhexe Ursula am Telefon, die zusammen mit Cruella de Vil um Einlass in die Stadt bittet und passende Hinweise zur Bekämpfung des Dämons anbietet. Kann ein Zufall überhaupt noch verdächtiger sein?

Einen bedenklichen Mangel an vernunftgesteuertem Misstrauen legt auch Belle an den Tag, die einer ominösen Internetbekanntschaft vertraut. Es hätte sie eigentlich stutzig machen sollen, dass im Land ohne Magie angeblich ein Professor einen Text über ein magisches Ritual zur Befreiung von Feen aus einem Zauberhut übersetzen kann. Und wenn ich schon mal dabei bin: wieso läuft der gerade heimlich in die Stadt zurückgekehrte Mr. Gold, den niemand sehen soll, mitten auf der Hauptstraße herum? Ja Okay, es ist spätabends und schon dunkel, aber in Storybrooke gibt es ja keine Ausgangsspeere ab 22 Uhr. Im Übrigen darf noch die Frage erlaubt sein, was aus "es kann jetzt keiner mehr nach Storybrook" geworden ist? Dafür haben Regina und Emma doch ziemlich schnell eine Lösung gefunden. Dies erhöht die Chance, dass Robin Hood irgendwann zurückkehrt, ob nun mit Marian, für die Storybrooke ja derzeit toxisch ist, oder ohne, ziemlich massiv.

Zusammengefasst passieren in dieser Episode einige fragwürdige Dinge, aber das beobachten wir durchaus des Öfteren bei "Once Upon a Time". In den meisten Episoden werden solche Schwächen sehr gut ausgeglichen und das ist auch diesmal der Fall. Es wird vieles geboten, das gefällt und große Lust auf die zweite Hälfte der vierten Staffel macht: Emmas und Reginas Zusammenarbeit, Mr. Golds Interaktion mit den "Königinnen der Dunkelheit" (sowie deren Interaktion untereinander) und Mary Margarets und Davids Geheimnis.

Emma & Regina

Die einstigen Erzrivalinnen bilden mittlerweile ein dynamisches Duo. Wenn man auf Reginas Körpersprache achtet, dann fällt auf, dass sie sich in der Gegenwart der meisten Bewohner Storybrooks nicht allzu wohlfühlt, wohingegen sie in Emmas Nähe ganz sie selbst sein kann, im Guten wie im Schlechten. Um sich von einem geflügelten Dämon auf dem Autodach abzulenken, fängt Regina auch einfach mal einen Streit mit Emma über die Farbe des Autos an – und gibt zu, dass sie das eben braucht, um nicht in Panik zu geraten. Mit Emma kann sie das machen. Ich denke, als "ziemlich beste Ex-Feindinnen" können Emma und Regina ein Highlight dieser zweiten Staffelhälfte werden, aber natürlich müssen wir erst einmal abwarten, wie sich das neue Spannungsfeld in Storybrooke entwickelt. Ich fürchte, dass Mr. Gold versuchen wird, Regina und Emma wieder zu entzweien.

Mr. Gold & die Königinnen der Dunkelheit

In der Märchenwelt hat Rumpelstilzchen einst Ursula, Maleficent und Cruella zusammengebracht, um die drei Damen für seine Pläne auszunutzen, was verständlicher macht, warum sie ihn später erpressen wollten, wie wir es im Winterfinale gesehen haben. In der Gegenwart ist Mr. Gold nun auf Ursula und Cruella angewiesen. Er lässt sich wochenlang im Stile eines echten Versagers, der von seiner Frau rausgeschmissen wurde, keinen Job hat und im Alltag nie selbst einen Finger krümmen musste, von Ursula aushalten. An der Stadtgrenze, als Ursula und Cruella die Geduld verlieren, ist er ihnen hilflos ausgeliefert und kniet im wahrsten Sinne des Wortes vor ihnen im Staub. Er hätte keine Chance gegen die beiden robusten, bewaffneten Frauen gehabt. Nachdem Ursula und Cruella dann nach Storybrooke eingeladen wurden, muss er alleine im Dunkeln an der Stadtgrenze darauf warten, dass sie ihn abholen. Seine Gestik und Mimik zeigt deutlich die Verzweiflung, die ihn befällt, als die beiden scheinbar nicht kommen. Sie lassen ihn aber nicht im Stich und in dem Moment, da er dank ihnen die Stadtgrenze überquert und wieder im Besitz seiner Kräfte ist, richtet er sich auf und betont, dass sowieso alles nur ihm zu verdanken ist und er die Fäden in der Hand hält.

Ursula und Cruella werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch bereuen, dass sie Mr. Gold wieder vertraut haben. Allein schon die Tatsache, dass sie ihn schwach erlebt haben und er von ihnen abhängig war, wird er ihnen übel nehmen. Dass sie etwas anderes als entbehrliche Werkzeuge für ihn sind, kann ich mir einfach nicht vorstellen, denn das würde eine positive Entwicklung seines Charakters bedeuten.

Bei den drei Evil Ladys haben wir dagegen Anzeichen erkennen können, dass sie sich untereinander nicht gleichgültig sind. In der Märchenwelt rettet Ursula Maleficent vor dem Dämon, was diese selbst überrascht und berührt. Sie überspielt dies natürlich mit einer Beleidigung. Das Konzept der Loyalität ist innerhalb dieses Trios also nicht unbekannt.

Grundsätzlich gefällt mir Maleficent weiterhin am besten, was auch an Kristin Bauer van Straten liegt, die solche Rollen einfach perfekt beherrscht. Wer weitere Beweise dafür benötigt, findet sie in sieben Staffeln "True Blood". Zudem ist Maleficent zu diesem Zeitpunkt noch immer die in sich stimmigste der drei Schurkinnen. Über Ursula wissen wir einfach noch zu wenig und die Benutzung ihrer Tentakel zum Würgen oder Heben ist auf Dauer keine wirklich beeindruckende Kraft. Vielleicht kann sie ja doch noch mehr, z.B. Wasser kontrollieren. Wir werden sehen. Fakt ist, dass die wiederholten Fisch-Witze auf ihre Kosten ziemlich amüsant sind, so ein bisschen Running-Gag-mäßig.

Cruella besitzt anders als ihr Disney-Vorbild auch magische Fähigkeiten: sie kann Tiere beeinflussen. Diese besondere Bindung zu vierbeinigen und geflügelten Geschöpfen mindert ihre Vorliebe für Pelze nicht, offenbar ganz im Gegenteil. Auf ihre Vorgeschichte bin ich sehr gespannt. Eines muss man ihr jetzt schon lassen: ihr Bad-Girl-Mobil ist echt scharf.

Die Charmings & das dunkle Geheimnis

Was verbergen Mary Margaret und David? Die doch sehr scharfe Wortwahl, der sich Mary Margaret bedient, um Ursula und Cruella davor zu warnen, ein Ereignis aus der Vergangenheit auszuplaudern, lässt Schlimmes vermuten. Offenbar handelt es sich um ein Geheimnis, das vor allem Emma nicht erfahren soll. Haben Mary Margaret und David damals in der Märchenwelt einen Deal mit den Königinnen der Dunkelheit gemacht, der irgendwie Emma betrifft und womöglich auch erklärt, warum Emmas Herz das größte Potential für Dunkelheit besitzt? Haben die Charmings ihrer Tochter noch mehr Päckchen mit auf die Welt gegeben, als bisher vermutet? Ich habe da kein gutes Gefühl, aber verdammt spannend ist es allemal.

Maret Hosemann - myFanbase

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