Bewertung

Review: #3.18 Unsere Mütter, unsere Täter

Die Geister, die sie riefen - wortwörtlich und metaphorisch. Regina und Co. nehmen Kontakt zur verstorbenen Cora auf und bekommen einmal mehr vor Augen geführt, wie Verfehlungen und Entscheidungen in der Vergangenheit einen nicht enden wollenden Kreislauf aus Rache, Verrat und dunkler Magie verursacht haben. Die Stammbäume von Regina und ihrem Adoptivsohn Henry sind so schmerzhaft und chaotisch miteinander verwoben, wie zwei bei Tempo 100 ineinander gekrachte Autos. Coras Geist wird letztlich wieder ins Jenseits geschickt, aber die Gespenster der Vergangenheit bleiben.

Es zeigt sich, dass Zelenas leiblicher Vater ein Gärtner namens Jonathan war, der die junge Cora hereingelegt und ihr vorgemacht hat, ein Prinz zu sein. Diese bittere Lektion könnte durchaus zu Coras tödlichem Missfallen gegenüber Reginas Liebe zu dem Stallburschen Daniel beigetragen haben. Cora hat Daniel in erster Linie ermordet, damit Regina Königin wird, aber wer weiß, ob Cora nicht auch ein wenig Jonathan in Daniel gesehen hat.

Gedemütigt und schwanger, schien sich für Cora doch noch alles zum Guten zu wenden, als sie Prinz Leopold kennen lernte, der eigentlich Prinzessin Eva versprochen war, aber Gefallen an Cora fand. Kurz vor der Hochzeit zwischen Cora und Leopold erfuhr Eva jedoch von Coras Schwangerschaft und teilte dies Leopold mit. Cora versuchte die Wahrheit abzustreiten, wurde aber der Lüge entlarvt. Leopold schickte Cora danach fort und heiratete Eva, die ihm später Snow gebar. Cora setzte Zelena nach deren Geburt aus, um sich die Chance, doch noch über ihrem Stand zu heiraten, nicht zu verbauen.

Coras Entscheidung, ihr Baby wegzugeben, um sich selbst die besten Chancen zu bewahren, ist das exakte Gegenstück zu Emmas Wahl, Henry wegzugeben, um ihm ein besseres Leben zu ermöglichen. Nun stellt sich natürlich wieder die Frage, inwieweit Cora selbst ein Opfer war und ob ihre Taten nicht zumindest etwas entschuldbar durch das Verhalten anderer Menschen sind. Auf den ersten Blick lässt diese Folge tatsächlich kein gutes Haar an Leopold und Eva. An Zelenas Erzeuger schon mal gar nicht. Selbst Snow betrachtet ihre Eltern nun viel kritischer und Emma stellt in Frage, dass ihre Vorfahren die Guten waren, als die sie gelten. Das sollten wir näher und einzeln betrachten.

Eva

Dass Eva in ihren jungen Jahren eine verwöhnte, arrogante Zicke mit Krönchen war, wissen wir bereits seit der Episode #2.16 Das Herz von Cora, in der sie Cora ein Bein gestellt und gedemütigt hat. Diese zeitlich später spielende Szene erscheint nun natürlich in einem etwas anderen Licht. Eva hatte da bereits über Cora triumphiert, was ihr aber offenbar noch nicht ausreichte. Sie wollte Cora noch mehr herabwürdigen. Auch Coras Hass auf Eva macht jetzt mehr Sinn und steht in einem viel größeren Zusammenhang, der über eine einzelne Begebenheit hinausgeht.

Eva hat Coras größtes Geheimnis, die Schwangerschaft, verraten, was sich später tragisch wiederholen sollte, als Snow Reginas größtes Geheimnis, die Liebe zu Daniel, offenbarte, nur dass Evas Verrat sehr viel bewusster und zielgerichteter geschah. Man muss Eva ihre herablassende Einstellung definitiv vorwerfen, aber in ihrer Situation hätte, Hand aufs Herz, wohl kaum jemand anders gehandelt als sie. Warum hätte sie Cora decken und zulassen sollen, dass diese Leopold weiter täuscht und den Thron besteigt, während Eva beiseite geschoben wird? Auch hat Eva Cora nicht gezwungen, Zelena auszusetzen. Das war Coras Entscheidung, um weiter dem Traum nach einem Prinz-Gemahl nachzujagen. Zu verurteilen ist meines Erachtens nicht, dass Eva Cora hat auffliegen lassen, sondern wie genüsslich sie es tat und wie sie danach mit Cora umging.

Durch wen oder was Eva sich später zu einer sehr herzensguten und großmütigen Königin gewandelt hat, wird uns hoffentlich noch gezeigt, auch wenn Snow vermutet, dass sie dies nie erfahren wird. Vielleicht geschah es ja dadurch, dass Eva von der Aussetzung des Babys erfuhr. Soweit wir wissen, hatte die junge Prinzessin so etwas nicht im Sinn, als sie Coras Schwangerschaft verriet. An das Baby hat sie wohl am allerwenigsten gedacht. So oder so hat Eva aus ihren Fehlern gelernt und sich bemüht, ihre Tochter zu Güte und Toleranz zu erziehen.

Leopold

Der frühere Prinz und spätere König Leopold war mir persönlich noch nie sonderlich sympathisch. Nun erfahren wir, dass er mit Regina wissentlich die Tochter seiner Beinahe-Braut Cora geheiratet hat, denn es ist undenkbar, dass ihm nicht klar war, welche Cora da seine Schwiegermutter werden wollte (bevor sie ins Wunderland verschwand). Eine solche Heiratspolitik ist zumindest eigenwillig. Das Schicksal von Coras erstgeborenem Kind scheint ihn auch nicht sonderlich interessiert zu haben. Zumindest hat er Regina nie davon erzählt, dass ihre Mutter schon einmal schwanger gewesen ist (und er sie fast geheiratet hätte). Oder war er so schlecht in Mathe, dass er dachte, Regina wäre das Kind, das Cora im Leib trug, als er sie verstieß? Ich halte Leopold nicht für besonders clever, aber das wäre schon sehr peinlich. Ingesamt betrachte ich Leopold als einen wenig hellen, weltfremden, leicht beeinflussbaren Mann mit einer Vorliebe für jüngere Frauen.

Jonathan

Wir erfahren nicht viel über Zelenas leiblichen Vater, gewinnen aber den Eindruck, dass er ausgesprochen skrupellos war und bereitwillig mit den Gefühlen anderer Menschen spielte. Es ist verachtenswert, wie er Cora hereingelegt hat und sie dann noch erpressen wollte, aber die alleinige Schuld an allem, was Cora jemals getan hat, trägt er nicht. Er selbst warf Cora ja vor, dass sie sich ihm sofort an den Hals geschmissen hat, als sie dachte, er sei ein Prinz, und das stimmt. Ihr Wille, gesellschaftlich aufzusteigen, war stärker als jedes andere Gefühl. Sie hat Jonathan nicht geliebt, ihn gar nicht gekannt, sie wollte nur seine Frau werden. Auch bei Leopold hat sie sofort zugegriffen und alles getan, um ihn um den Finger zu wickeln. Nachdem Leopold sie verstoßen hat, hätte sie den monarchischen Traum aufgeben und sich ganz ihrer Tochter Zelena widmen, sie als Geschenk betrachten können, stattdessen hat sie das Baby ausgesetzt, um ihr Ziel weiter zu verfolgen. Das war ihre Entscheidung.

Als Cora später das Herz wieder eingesetzt wurde, das sie sich kurz vor Reginas Geburt entrissen hatte, sagte sie, dass ihre Liebe zu Regina genug gewesen wäre, um glücklich zu sein. Ebenso wäre es vielleicht genug gewesen, Zelena zu behalten, aber sie hat es nicht versucht.

Alle drei, Cora, Zelena und Regina, haben im Laufe ihres Lebens einige bittere Erfahrungen gemacht und sind ge - und enttäuscht worden, aber ihre Entscheidungen haben sie selbst getroffen. Während Regina nun allerdings mehr und mehr die richtigen Wege geht, Fehler bereut und sich zum Wohle anderer zurücknimmt, gelang dies Cora nie und auch Zelena ist davon so weit entfernt, wie die Yellow Brick Road lang ist.

Zurück zur Gegenwartshandlung

Diese begeistert mit großartigen, lange überfälligen Konfrontationen. Zunächst zwischen Regina und Belle. Seit dem Ende des Fluchs hatten die beiden noch keine echte Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen. Nun kommt es endlich dazu und Belle kann ihre Wut herauslassen, während sich Regina aufrichtig entschuldigt. Danach finden die beiden einen gemeinsamen Nenner: sie wollen Zelena stoppen. Noch intensiver sind die Gespräche zwischen Snow und Regina. Nachdem es in den vergangenen Folgen einige kleine Momente zwischen den beiden gab, erleben wir jetzt eine richtige Aussprache. Beide wollen sich aus diesem Teufelskreis lösen, der mit ihren Eltern begann, und entwickeln wieder einen emotionalen Draht zueinander. Ein Hauch von Zusammengehörigkeitsgefühl ist spürbar. Wenn das so bleibt, könnte Regina eine positive Rolle im Leben des Babys spielen, vorausgesetzt, Zelena bekommt es nicht in ihre grünen Hände.

Emma erleben wir in dieser Folge ungewohnt ausgelassen. Sie hat den Widerwillen gegen ihre magischen Fähigkeiten überwunden und genießt die Zauberei wie ein lange ignoriertes und nun umso spaßigeres Spielzeug. Unter anderen Umständen hätte Hook auch seine Freude daran, aber dass er Emma die Magie in Zelenas Auftrag nehmen soll, belastet ihn sehr.

Und nun zum Kuss. Man fragt sich ein bisschen, ob die leidenschaftliche Vereinigung von Regina und Robin nicht etwas früh kommt, aber es passt dazu, dass Regina die Vergangenheit überwinden und sich eine glücklichere Zukunft aufbauen will. Beide, Regina und Robin, erinnern sich nicht mehr daran, was im vergangenen Jahr geschehen ist, aber möglicherweise hat diese Zeit dennoch ein emotionales Band geknüpft.

Maret Hosemann - myFanbase

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