Bewertung

Review: #1.02 Wie verziehe ich mein Kind?

Foto: Julie Bowen, Ty Burrell & Brandy Ledford, Modern Family - Copyright: 2020 2Oth Television
Julie Bowen, Ty Burrell & Brandy Ledford, Modern Family
© 2020 2Oth Television

Die zweite Episode ist immer so eine Sache. Manchmal ist sie sogar noch entscheidender als der Pilot, weil diese Episode die Entscheidung, weiterzuschauen, jetzt quasi bestätigen soll. Bei "Modern Family" war der Pilot so großartig, dass die Episode zumindest von diesem Druck befreit war. Mir hat es auf jeden Fall geholfen, das Konzept der Serie auch mit den Dokumentarsequenzen besser zu begreifen und ein paar Charaktere weiter lieben zu lernen.

Maybe that was your dad teaching you a lesson.

Man dachte bereits im Piloten, dass man mit Phil wohl sehr viel Spaß haben könnte. So richtig vorhersehbar war da aber noch nicht, was das wirklich bedeuten wird. Diese zweite Episode legt sofort nach und schießt den Vogel ab. Phil ist so unglaublich herrlich naiv, gerade zu niedlich in seinem tollpatschigen Selbstbewusstsein, dass man sich einfach nur an dieser Geschichte erfreuen kann. Phil möchte seinem Sohn Vertrauen schenken, welches Claire noch nicht hat. Ein klassischer Erziehungskonflikt, der ungeheuer witzig inszeniert wurde. Phil versucht nämlich, Luke eine Lektion zu erteilen, ist dann aber durch die attraktive Nachbarin selbst derjenige, der scheinbar bestohlen wird. Grandios. Phils Bemühungen, das Rad zurück zu gelangen, ist dann als geschicktes Hin und Her organisiert, das kurzweilig ist, bestens in Szene gesetzt wird und schließlich für Phil nicht so gut ausgeht, wie er gehofft hat, weil die Nachbarin zur falschen Zeit erneut vorbei kommt. Wenn man auch in Zukunft die verqueren Eigenheiten von Phil so wunderbar in Szene setzen wird, werde ich noch sehr viel Freude mit ihm haben.

You'll see it tonight on the news

Cam und Mitch sehen sich ebenfalls einem Problem gegenüber, dem sich Familien zu stellen haben. Sie wollen in der Kindergartengruppe gut angenommen werden, was besonders Mitch sehr wichtig ist. Dafür versucht er, Camerons Geltungsdrang so einzudämmen, dass er nicht sofort auffällt. Mitchell wird hier als sehr durchdachter, konfliktscheuer Mensch eingeführt, der nach außen bloß nicht auffallen möchte. Das macht es Cameron natürlich schwer, aber er verstellt sich Mitch zuliebe und ist überhaupt nicht er selbst. Das Überraschende ist dabei, dass ich es zwar überhaupt nicht gut finde, wie Mitchell agiert, ich ihn aber gleichzeitig sehr gut nachvollziehen kann. In der Folge bleibt Mitchell treibende Kraft in der Geschichte, denn es geht ihm gar nicht darum, nicht aufzufallen, sondern nur darum, nicht negativ aufzufallen, wobei es sehr subjaktiv ist, was wirklich negativ wäre. Mitch versucht jedenfalls Lily in ein gutes Licht zu rücken, ihr jeden Entwicklungsrückstand abzusprechen und klaut die Bauten des Nachbarkindes. Diese Aktion ist mir dann doch zu viel des Guten gewesen. Natürlich wird hiermit schön überzogen dargestellt, wie Eltern in der Öffentlichkeit versuchen, mit ihrer Erziehung zu prahlen und regelrechte Wettbewerbe mit ihren Zöglingen veranstalten. Dass es aber überhaupt keine Rolle spielen sollte und man vielmehr Geduld walten lassen muss, kommt mir einfach zu kurz. Schön ist natürlich, wie Mitchell sofort selbst von sich erschrocken ist, als er auch noch erfährt, dass überall im Raum Videoaufnahmen gemacht werden. Doch statt sich seiner Untat zu stellen und die Situation ordentlich zu thematisieren, will er Reißaus nehmen. Das ist eigentlich schade, hat es eben doch Potenzial verschenkt, hier mehr Verständnis zu kreieren. Dafür gibt es aber noch den goldenen Abschluss, als ein weiteres schwules Pärchen die Räumlichkeiten betritt und mit ihrer extrovertierten Art sehr beliebt ist. Cams Blicke sind unbezahlbar. Mitch gibt verständlicherweise nach, weil er genügend Fehler für einen Tag gemacht hat. Ob sie sich in die Krabbelgruppe noch mal trauen werden? Den Zuschauern ist es hoffentlich eine Lehre. Es bringt nichts, wenn man so tut als ob.

...and I'm the jerk

Auch im Hause Pritchett steht eine Art Erziehungsproblem an. Manny vergöttert seinen leiblichen Vater und Jay kümmert sich nicht so um Manny, wie Gloria es gerne hätte. Der gezwungene Bastelversuch endet eigentlich im Fiasko, denn zu sagen, man wäre am liebsten nie in das Haus gezogen, ist wohl das Verletzendste, was man einem Stiefvater sagen kann. Aufgrund der Situation ist es aber schon nachvollziehbar. Jay reagiert eher unglücklich darauf und wehrt sich. Ein Nachgeben wäre natürlich angebrachter gewesen, aber auf diese Weise wird gut deutlich, dass Jay ein Dickkopf ist, der sich nicht gerne kritisieren lässt. Mit etwas Abstand von dem Ereignis und der schlechten Nachricht, dass Mannys Vater seinen Sohn nicht abholen kommt, entwickelt Jay aber überraschend sofort ein hervorragendes Gefühl dafür, wie er sich zu verhalten hat. Der versöhnliche Abschluss kommt fast zu überraschend, aber von Jay sollte man in dessen Alter eine solche Geste auch erwarten können. Immerhin ist ihm die Gunst von Gloria damit sicher. Insgesamt ging es vielleicht fast zu schnell, denn dass Jay und Manny noch nicht ganz zueinander gefunden haben, ist in der ersten Episode nicht unbedingt klar geworden, wirkte her sehr akut und hat sich schnell in Wohlgefallen aufgelöst. Ein paar mehr Hinweise dafür hätte ich mir in der ersten Episode dann doch schon gewünscht. Trotzdem war auch diese Storyline insgesamt sehr solide.

Fazit

Die Episode war nicht ganz so gelungen wie der Auftakt, zeigte aber besonders in Phil und Cameron, wie unglaublich viel Potenzial die Serie mit ihren Charakteren hat. Die Situationen sind enorm witzig und man wurde erneut bestens unterhalten.

Emil Groth - myFanbase

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