Die männlichen Lieblingscharaktere der myFanbase-Redaktion - Teil 3

Isabella Caldart meint:

Ich-Erzähler aus "Holzfällen. Eine Erregung" von Thomas Bernhard (1984)
Gleich in der ersten Stunde eines Einführungsseminars in Germanistik wird den Studenten eingetrichtert, dass der Erzähler und der Protagonist nicht mit dem Autor gleichzusetzen sind. Stimmt. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Der griesgrämige, misanthropische, Österreich und die österreichische Kulturszene hassende Ich-Erzähler in "Holzfällen" IST Thomas Bernhard, keine ausgedachte Figur, kein Alter Ego, sondern Thomas Bernhard. Und genau diese Tatsache ist das i-Tüpfelchen seiner sarkastischen wie intelligenten Hasstirade. Die Rahmenhandlung ist schnell umrissen: Der Ich-Erzähler sitzt bei einem sogenannten "künstlerischen Abendessen" etwas abseits der munteren High Society Wiens in einem Ohrensessel und steigert sich beim Beobachten dieser Abendgesellschaft in eine innere, durch tiefe Abscheu geprägte Erregung hinein. Bernhard verwendet dabei die für ihn typischen Stilmittel der Wiederholung und Überspitzung, die aus dem Text ein bösartiges Meisterwerk mit ganz eigener Melodik machen. Trotz der Abneigung bleibt der Ich-Erzähler nicht fern von Läuterung: Als zu später Stunde der Ehrengast des Abends, ein reichlich angeschickerter Burgschauspieler, eintrifft, verhilft eine Rede dieses Schauspielers dem Erzähler zu einer Art Epiphanie.
Auch ohne Hintergrundwissen ist "Holzfällen" ein wahrhaftiges Opus magnum, das durch den bernhardschen Rhythmus und die sarkastischen Beschreibungen brilliert. Aber es kommt noch besser, da Thomas Bernhard eine authentische Szenerie beschreibt. Der Komponist Gerhard Lampersberg, einstiger Freund des Schriftstellers, erkannte sich in der Figur des Gastgebers Auersberger wieder. Zusammen mit seiner Frau reichte er kurz nach der Veröffentlichung eine Klage ein und erwirkte, dass alle gedruckten Exemplare von "Holzfällen" in Österreich zeitweilig beschlagnahmt wurden. Thomas Bernhard wird’s gefreut haben – dieses Urteil ließ Ruhm und Verkaufszahlen seiner Erregung explosionsartig in die Höhe schießen.
Sophie Marak meint:

Robert Langdon aus "Illuminati", "Sakrileg", "Das verlorene Symbol" und "Inferno" von Dan Brown (2000-2013)
Der Symboliker und Harvard-Professor Robert Langdon, den spätestens nach den Verfilmungen von "The Da Vinci Code - Sakrileg" und "Illuminati" jeder kennt, wird in "Illuminati" als intelligenter, liebenswerter und abenteuerlustiger Charakter eingeführt, ein Bild, das sich auch in den Folgeromanen von Dan Brown bestätigt. Sein Wissen als Symboliker hilft ihm in jedem Buch weiter und als Leser ist man schnell von seinem großen Allgemeinwissen begeistert. Im Umgang mit seinen jeweiligen weiblichen Begleiterinnen fällt er durch seinen höflichen, gentlemanartigen Umgang auf. Obwohl er die meisten nicht einmal wirklich kennt, beschützt er beschützt sie vor allen Gefahren, die sich ihnen in den Weg stellen.
Henry aus "The Goddess Test" von Aimée Carter (2011-2013)
Henry wird als mysteriöser und unnahbarer Mann eingeführt, schnell blickt man jedoch hinter seine Fassade und merkt, wie zerbrochen er in Wirklichkeit ist. Der Gott der Unterwelt zieht sich immer weiter in seine Einsamkeit zurück, bis Kate Winters ihn mit ihrer Liebe daraus retten kann. Man sieht Henry schnell an, dass er ehrliche Gefühle für Kate hat, diese aber aufgrund seiner lange währenden Einsamkeit und der zuvor gescheiterten Beziehung zu Penelope, die ihm im wahrsten Sinne des Worte das Herz brach, nicht ausleben kann, da er große Angst davor hat, wieder alleine zu enden. Aimée Carter kann Henrys Gefühlswelt trotz der Erzählung aus Kates Sicht, sehr gut darstellen und ihn dadurch zu einem sehr faszinierenden Charakter machen.
Severus Snape aus "Harry Potter" von Joanne K. Rowling (1997-2007)
Als Severus Snape in "Harry Potter und der Stein der Weisen" eingeführt wird, kann der Leser nicht umher, eine gewisse Abneigung gegen diesen Charakter zu empfinden. Dennoch ist man fasziniert, wie sehr jemand einen anderen Menschen scheinbar hassen kann. Noch dazu Harry Potter, der als lieber Jungen beschrieben ist. Im Verlauf der Bücher wird immer mehr über Snape bekannt. Allein durch Dumbledores großes Vertrauen in ihn vertraut man selbst auch Snape, bis er Dumbledore am Ende von "Harry Potter und der Halbblutprinz"
tötet. Die Berg- und Talfahrt der Gefühle für Snape erreicht ihren endgültigen Höhepunkt, als in "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" endlich die wahren Beweggründe von Snape offenbart werden. Seine unerwiderte Liebe zu Lily Potter und die daraus resultierenden Versuche, Harry bis an sein Lebensende zu schützen, rührten mich zu Tränen und machen Severus Snape für mich zu einem der interessantesten Charaktere, wenn nicht sogar zum interessantesten überhaupt.
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25.11.2025 19:51 von chili.vanilli
Malice: Malice
Hab die Serie jetzt beeendet und schon lange keinen so... mehr
28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr