Bewertung
Niffenegger, Audrey

Die Zwillinge von Highgate

Eine unheimliche Liebesgeschichte.

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Inhalt

Elspeth war Roberts große Liebe. Nach schlimmer Krankheit liegt sie nun auf dem Highgate Friedhof in London begraben und er kann sich nur schwer von ihrem Tod erholen. Die Ankunft ihrer Nichten, der Zwillinge Julian und Valentia, erinnert ihn jeden Tag schmerzlich an sie. Bald verbringt er viel Zeit mit den Zwillingen und die drei machen eine erstaunliche Entdeckung. Elspeths Präsenz verändert ihre Leben nachträglich, wodurch sie das Schicksal herausfordern und einen schlimmen Fehler begehen.

Kritik

Mit "Die Frau des Zeitreisenden" hat sich die amerikanische Autorin Audrey Niffenegger 2003 über Nacht in einen Shootingstar der zeitgenössischen Literatur verwandelt. Prompt klopfte Hollywood an die Tür und inszenierte den Besteseller auch für die große Kinoleinwand. Der Druck war groß, einen würdigen Nachfolger zu schreiben, und so erschien im Jahre 2009 in den USA ihr zweiter Roman "Die Zwillinge von Highgate". Nachdem man die letzte Seite gelesen hat, kann man jedoch leider nur zu einem Fazit kommen: Audrey Niffenegger ist ein One-Hit-Wonder à la Helen Fielding.

Mit "Die Zwillinge von Highgate" wagt sich Niffenegger erneut in das Territorium des Übernatürlichen vor; die Grundlage ihrer Geschichte stellen Geister dar. Das ist anfänglich eine gute Idee und gut inszeniert. So spielt sich der Großteil der Handlung auf dem geschichtsträchtigen Highgate Friedhof in London ab. Auch beginnt der Roman vielversprechend und spannend. Zunächst stellt die Autorin dem Leser unabhängig voneinander die Hauptakteure der Geschichte vor, führt in ihr Leben und ihre Eigenarten ein. Ein Geheimnis wird angedeutet. Doch verliert Niffenegger den Anschluss dahingehend, die einzelnen Geschichten und Charaktere besser miteinander zu verweben und die Spannung der Geschichte aufrechtzuerhalten. Bestimmte Passagen werden zu intensiv behandelt, wodurch Langeweile aufkommt, während andere Beschreibungen oberflächlich bleiben. Die Handlungen sind so in sich nicht mehr stimmig.

Von der ersten Seite an wird stets das Familiengeheimnis erwähnt. Es wird aufgeplustert, die Protagonisten sind darum herumgeschlichen, ohne es aufdecken zu können. Und von jetzt auf gleich wird das große Familiengeheimnis dann preisgegeben (welches man im Übrigen nach dem zweiten Kapitel schon erahnen konnte). Zu den Zwillingen, die es hauptsächlich betrifft, dringt es aber nicht vor. Dadurch hat die Autorin diesen Seitenstrang der Storyline als völlig unbedeutend fallen gelassen. Was folgt sind nur noch lauwarme Handlungen. Zwar versucht Niffenegger, wieder Spannung hereinzubringen, scheitert jedoch kläglich. Das liegt vor allem auch daran, dass die folgenden Handlungen in keiner Weise mehr in sich stimmig sind und nicht mit der vorhergehenden Entwicklung der Charaktere harmonieren. Erschwert wird das Lesevergnügen zudem durch die Erklärungswut der Autorin, da sie es für essentiell erachtet, jeden Gedanken eines jeden Charakters in den Text einfließen zu lassen. Aber auch hier gilt: es kommt plump und ungeschickt daher. Das Ende ist weder mysteriös noch offen, sondern schlichtweg unverständlich und unstimmig.

Vom Verlag wurde die Geschichte einer unstillbaren Sehnsucht propagiert, einer unstillbarer Liebe. Doch versucht man in diesem Roman vergebens, die Autorin wiederzufinden, ihr Talent, Dinge berührend zu beschreiben und eine komplexe Geschichte aufzubauen, die am Ende überrascht. Es bleibt ein durchschnittlicher, wenig berührender Roman, mit plumpen Beschreibungen und einem gewöhnungsbedürftigen Erzählstil. An "Die Zwillinge von Highgate" wird man sich langfristig nicht positiv erinnern. Schade.

Fazit

Kennt man "Die Frau des Zeitreisenden" hat man große Erwartungen an diesen Roman, wird jedoch auf ganzer Linie enttäuscht. Trotz einer guten Idee schafft es Niffenegger nicht, die Geschichte spannend und stimmig aufzubauen; ihr Erzählstil ist gewöhnungsbedürftig und ihre Beschreibungen sind plump. Sie kann ihren Erfolg und ihr Talent nicht bestätigen und katapultiert sich damit in die Reihen der One-Hit-Wonder.

Verena J. - myFanbase
11.06.2011

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