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Review: #5.09 Welche Seite wählst du?

Foto: Charles Michael Davis, The Originals - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Charles Michael Davis, The Originals
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Nach der großen Familien-Reunion in der letzten Folge ist der Übergang zum Alltag in #5.09 We Have Not Long To Love besonders hart. Denn es zeigt sich nur mal wieder, wie ungünstig die Storylines für diese finale Staffel gewählt wurden und über so etwas können auch einige sehr schöne Familienszenen nicht hinwegtrösten.

Citizens for the safety of New Orleans

Ich habe es bereits gesagt und ich bleibe dabei: Die puristischen Vampire sind für mich mit das unlogischste und schlimmste, was man dieser Staffel hätte antun können. Sie sind einfach schrecklich unsympathisch, haben ein widerliches Gedankengut und – was am wichtigsten ist – eigentlich keine Daseinsberechtigung. Warum sind sie denn überhaupt erst nach New Orleans gekommen? Ging es von Anfang an darum, dass sie von Hope und Hayley erfahren haben und die Hybriden deswegen töten wollten? Weshalb sind sie dann jetzt plötzlich hinter New Orleans her? Schließlich scheint es ja so, als wären sämtliche Vampire dieser Gruppierung Auswärtige, haben also rein gar nichts mit der Stadt zu tun. Und jetzt tun sie sich plötzlich auf, als wären sie die ansässigen Vampire, die schon seit jeher über das Viertel geherrscht haben? Das ist doch lächerlich. Überhaupt hat ihnen ihr erzwungener Führungswechsel nach Gretas Ableben nicht wirklich gut getan. Greta war vielleicht ein grundböser Vampir, aber immerhin hatte sie eine ordentliche Vorgeschichte, Verbindungen zu den Hauptcharakteren und etwas Sendezeit, bevor sie sich als Bösewicht entpuppte. Emmett wiederum ist plötzlich der neue Anführer und völlig nichtssagend. Was mir auch ganz und gar nicht gefällt ist der Angriffsplan der Vampire, denn der ist einfach nur feige. Hayley wurde damals bereits bewusstlos vorgefunden, die Vampire treffen sich quasi als Hologramm mit dem Rest der Stadt, die Bombe wurde von einem menschlichen Kurier überbracht und die Hexen vergiftet. Immer wird auf eine Art und Weise angegriffen, bei der das Opfer keine Chance hat, sich zu verteidigen, oder sie selbst nicht in Gefahr geraten.

Ich komme noch schnell auf einen großen Logikfehler: Wieso tötet die Puristen eigentlich niemand? Klar, es ist ein ganzer Haufen von ihnen, aber sie sind einfache Vampire, die noch dazu keinen Tageslichtring tragen. Auf der anderen Seite stehen Super-Hybrid Marcel, mehrere Urvampire, Freya mit ihren Zauberkräften und Rundumwaffe Hope. Bei Hayleys Tod wurden sie alle überrumpelt, aber wie kann es sein, dass diese Gruppierung noch Tage später quickfidel ist und stattdessen Elijah als alleiniger Buhmann dasteht. Okay, natürlich hat er Klaus aufgehalten, aber der Angriff an sich war trotzdem die Idee der Puristen. Und trotzdem können die in aller Ruhe Plakate über der ganzen Stadt verteilen und sich im Apartment breitmachen? Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen.

Es ist wirklich schade, dass das unser letzter Hauptbösewicht ist, denn auch wenn mir die Gruppierung an sich überhaupt nicht taugt, gefällt es mir sehr gut, was sie in der Stadt bewirkt. Endlich sieht man die zerstrittenen Faktionen wieder zusammenstehen, zusammen kämpfen. Jeder steht für den anderen ein, gemeinsam gegen den Feind von außerhalb. Dieses Konzept ist wirklich gelungen, denn auch wenn sich "The Originals" hauptsächlich um die Mikaelsons dreht, ist New Orleans und die Mischung aus übernatürlichen Faktionen immer Teil der Geschichte gewesen und macht für mich eine der absoluten Stärken der Serie aus. Der Zusammenhalt der Stadt kann also gerne bleiben, aber können wir unsere Energie nicht lieber auf The Hollow richten?

"I thought I could handle it."

Nachdem Hope in der letzten Folge The Hollow in sich aufgenommen hat, ist es logisch, dass sie jetzt mit den Konsequenzen zu kämpfen hat, schließlich ist bei den Mikaelsons eine halbe Apokalypse ausgebrochen, wenn die mal kurz zusammen in einem Raum waren. Dafür hat sich Hope sogar richtig gut geschlagen. Es war eine riskante und mutige Entscheidung von ihr, The Hollow herein zu lassen, um so ihre Familie zu vereinen und ich finde es sehr schade, dass wir das nicht sehen konnten. Denn schon als es darum ging, ihre Werwolfseite zu binden, war das eine sehr starke Szene für Hope und dieses Mal geht es sogar noch um weit mehr. Durch die vergangene Bottle-Episode bekommen wir so leider nur die Nachwirkungen zu sehen.

Die Trauer und Wut von Hope sind nach wie vor überzeugend und berührend dargestellt. Nur leider kommt mit dem Alltagsgeschehen auch Hopes Neigung zu unüberlegten Taten zurück, die mich einfach nur nervt. In diesem Fall ihre Familie (und vor allem Klaus) komplett im Dunkeln darüber zu lassen, wie es ihr wirklich geht. Schließlich geht es hier nicht um einen Teenager, der den Eltern die ersten Zigaretten verheimlicht, sondern um eine alles zerstörende dunkle Macht, die Hope wieder zusammengesetzt hat und die sie jeder Zeit überwältigen kann. Da wäre etwas Offenheit durchaus angebracht, noch dazu, wenn Klaus sie doch noch mehrmals fragt. Aber da scheint Hope definitiv nach ihrem Vater zu kommen: Die wahren Gefühle verbergen und selbst mit ihren Problemen klarkommen, am besten noch auf brutale Art und Weise.

Trotzdem war es schon ein starkes Stück von Hope, Klaus mal eben mit magischem Puder zu betäuben, wenn man bedenkt, was danach mit ihrem anderen Elternteil passiert ist. Gut, dass sie aus ihren Fehlern lernt. Immerhin hat mich die letzte Szene wieder etwas versöhnlich gestimmt. Endlich gibt Hope zu, dass ihr das alles zu viel wird und sie Hilfe braucht. Und wenn Klaus sich mit etwas auskennt, dann ist es Wut und Wahnsinn. Es ist schön anzusehen, wie schnell die beiden so ein gutes Verhältnis entwickelt haben und wie eine Familie füreinander da sind. Davon gerne mehr.

"You feel responsible. If you'd known more you could've done something."

Überraschenderweise taucht Declan wieder auf, den ich irgendwie schon halb abgeschrieben hatte. Dafür, dass wir ihn erst in ein paar sehr sporadischen Szenen zu sehen bekommen haben, hatte er dieses Mal ziemlich viel Sendezeit. Bei dem, was sonst noch so passiert ist, war das schon etwas verwunderlich und wohl ein deutliches Zeichen dafür, dass er noch eine größere Rolle spielen wird. Aber das war ja eigentlich schon klar, als herauskam, dass er mit Cami verwandt ist. Wie auch immer, Declan ist zurück, nachdem ihn Freya via Anrufbeantworter informiert hat, was ja wohl mal gar nicht geht. Auch wenn wir nie viel von Hayley und Declan zu sehen bekommen haben, scheinen sie doch eine recht ernste Beziehung geführt zu haben, was die heutigen Szenen nur nochmal verdeutlicht haben. Nur scheint er als einfacher Mensch bei den Mikaelsons nicht allzu große Priorität zu haben. Auftritt Elijah, der sein Gespräch mit Declan als Mischung aus Therapiesitzung und Selbstfolterung nutzt, bis Hope das Ganze praktischer angeht. Zugegebenerweise, verändertes Gedächtnis hin oder her, ein bisschen Leiden hat Elijah definitiv verdient. Und natürlich kommt es, wie es kommen musste: Trotz all der Vorsicht erfährt Declan von dem Übernatürlichen.

Ich frage mich ja nur, wieso sie Declan erst aufgeklärt haben, nur damit Elijah dann wieder sein Gedächtnis löscht. Hayleys Wunsch hin oder her, dafür gibt es für mich nur eine Erklärung: Die Manipulation hat nicht funktioniert. Entweder, weil Declan um einiges mehr weiß, als er zugibt, oder einfach nur, weil seine Verwandten in Irland (die auch Camis Verwandte und damit vermutlich ebenfalls Hüter des Übernatürlichen sind) ihm etwas in den Tee gemischt haben. Ansonsten hätte Declan nämlich keine wirkliche Daseinsberechtigung mehr, nachdem er mit Hayleys Ableben Frieden gefunden hat und er Hope so völlig unwissend wohl besser nicht in die Quere kommen sollte.

Randnotizen:

  • Wieso wird The Hollow jetzt eigentlich immer als "dunkle Magie" bezeichnet? Hatte man Angst, den gleichen Bösewicht für zwei Staffeln beizubehalten?
  • Gibt es irgendjemand, der geglaubt hat, dass Ivy lebend aus der Sache rauskommt? Nicht wirklich, oder? Nichtsdestotrotz ist es unglaublich schade, dass sie sterben musste, denn Ivy war ein wunderbar positiver und guter Mensch und damit genau richtig für Vincent.
  • Ganz nebenbei: Hätte Vincent nicht einfach Marcel oder einen anderen Vampir zum Friedhof vorschicken können? Die sind doch viel schneller als er.
  • Freya hat Keelin einen Heiratsantrag gemacht! Nach ihrer zuletzt eher wackligen Beziehung freut es mich sehr, dass Freya bereit ist, Keelin als Teil ihrer Familie zu sehen. Jetzt bleibt nur die Frage ob die beiden ihre Hochzeit auch erleben werden, wenn man bedenkt, wie schnell die Charaktere zur Zeit wegsterben.
  • Was meint ihr: Kennen wir die mysteriöse Hexe, die auf der Seite der Puristen steht, oder ist jemand Unbekanntes?
  • Es gefällt mir sehr gut, wie viel Selbstbewusstsein Josh in den vergangenen Jahren bekommen hat. Er scheut sich nicht, Marcel zu kritisieren und bildet mit ihm zusammen nun die Führung über die Vampire.

Fazit

Mit der Rückkehr zum Alltag in New Orleans erscheinen auch wieder dieselben Schwächen, die sich schon durch die gesamte Staffel ziehen. Die puristischen Vampire vereinen zwar die Stadt, sind an sich jedoch ein mehr als enttäuschender finaler Bösewicht. Hope handelt erneut unbedacht, während abgesehen von ihren wirklich berührenden Szenen mit Klaus die gemeinsamen Momente der Mikaelsons wieder zu kurz kommen.

Denise D. - myFanbase

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