Bewertung

Review: #2.12 Die Kenyon Familie (Nr. 71)

Wir sind jetzt in der Mitte der zweiten Staffel angelangt, ein neues Mysterium ist auf den Weg gebracht, also ist es an der Zeit, einen Gang zurück zu schalten. Wie man es bei "The Blacklist" gewöhnt ist, gibt es im Hinblick auf die staffelübergreifende Geschichte durchaus eine Fortführung, den größten Teil der Episode verbringen wir jedoch mit dem Team des FBI, das mal wieder jemanden jagt, der auf Reddingtons Liste steht.

"I presume you've heard of Justin Kenyon?" - "The smiling public face of the militia movement. Who hasn't?" - "Yes. The very voice of reason, the rebel darling of the fringe right – charming, rustic, camera-ready, the perfect spokesman to spin vile hatred and prejudice into treacly dross that passes for plainspoken common sense."

Dieses Mal bringt Red die Task Force auf die Spur einer Sekte, deren Anführer nebenbei auf seinem Grund und Boden auch noch Container mit allerhand netter Kleinigkeiten für den ein oder anderen Verbrecher deponiert. Es ist schon spannend, wie weitläufig das Netz organisierter Verbrecher geht und wie oft scheinbar unbeteiligte Menschen darin verwickelt sind. Ohne Reddington jedoch würden Machenschaften, wie die der Kenyon Familie nie ans Tageslicht kommen.

Die Geschichte um die polygame Sekte ist zu Beginn nicht wirklich spektakulär, erst als die im Wald ausgesetzten Kinder ins Spiel kommen, wird es kurze Zeit interessant und in einigen Augenblicken sogar etwas unheimlich. Als die Jungs wie aus dem nichts im Wald auftauchen, mal eben eine Polizistin und einen FBI-Agenten überwältigen und in ihre Gewalt bringen können, ist dies gut inszeniert und erinnert ein wenig an Stephen Kings "Kinder des Zorn", jedenfalls in Ansätzen. Ich finde Kinder, die längst nicht mehr wie ihre Altersgenossen agieren und reagieren, unglaublich beängstigend und die ein oder andere Kameraeinstellung ist wirklich hervorragend gewählt.

Leider wird die ganze Sache etwas zu einfach aufgelöst, indem Superfrau Liz mal wieder zur Stelle ist, um den mal wieder in Gefangenschaft geratenen Ressler im richtigen Augenblick rauszuhauen. Es ist ein wenig ermüdend, dass eine (eigentlich immer noch) Anfängerin wie Elizabeth Keen solch großartige Szenen zukommen und sie es immer wieder schafft, sich aus den unmöglichsten Situationen zu befreien. Natürlich freue ich mich über starke Frauen in Serien, die nicht ständig auf Männer angewiesen sind, aber in ihrem Fall stößt es mir seit einiger Zeit einfach immer wieder mal etwas sauer auf, dass sie ein wenig Übermenschlich dargestellt wird.

Die Geschichte um die Sektenfamilie ist eigentlich nur von Belang, weil so Reddington die Gelegenheit bekommt, am Ende einen Wagen aufzusuchen, den er dort hat lagern lassen. In dessen Kofferraum befindet sich einen Koffer, der irgendetwas wichtiges enthält. Was, das wissen wir allerdings noch nicht. Ich frage mich, ob Reddington nicht auch anders daran hätte gelangen können. Mag natürlich sein, dass es nicht sein Wagen war (was ich angesichts der fast schon liebevollen Behandlung des Wagens mir fast nicht vorstellen kann), aber ich bin mir sicher, dass er jemanden gekannt hätte, der jemandem kennt, der dem noch einen Gefallen schuldet. Warum also das FBI involvieren? Damit die ihm nicht in die Quere kommen (als wenn das überhaupt jemals passieren könnten).

"I endured 13 hours with you on my jet. 12 of which you had your shoes off!"

Während das FBI mit der Sekte und sich selbst beschäftigt ist, zieht Reddington los, um den Safe in St. Petersburg zu finden. Ich bin wirklich überrascht, dass es ihm tatsächlich binnen einer Episode gelungen ist, diesen ausfindig zu machen. Ich dachte wirklich, das zieht man über ein oder zwei Episoden mehr, aber es ist ja nicht so, als wenn Red für solch eine verzwickte Situation niemanden kennen würde. Ich liebe Clark Middleton in der Rolle des Glen Carter, einem Mann, der den Ruf hat, alles finden zu können und der nebenher noch den Mut hat, Reddington auch mal so richtig auf die Nerven zu gehen. Die Suche nach dem richtigen Appartement und die Zankereien der beiden waren wirklich göttlich, vor allem auch, weil der ansonsten so bedachte und besonnene Reddington sich tatsächlich von Carter aus der Ruhe bringen lässt, was dieser nicht nur weiß, sondern auch gezielt nutzt, um sein Gegenüber zu ärgern.

Am Ende befindet sich in dem Safe eine Visitenkarte mit einer Telefonnummer, die Red zum Schluss auch noch anruft. Ich bin wirklich gespannt, wie es hier noch weitergehen wird.

Apropos weitergehen. Irgendwie scheint man vergessen zu haben, dass Elizabeth in der Klemme sitzt, weil an Licht zu kommen droht, dass sie monatelang illegal einen Menschen festgehalten hat, der dann auch noch einen armen Hafenpolizisten auf dem Gewissen hat. In der letzten Episode klang es noch so, als würde ihr ehemaliger Komplize noch in dieser Sekunde auspacken, doch nun hatte es den Anschein, dass das doch alles etwas länger dauert. Schade jedenfalls, dass es nicht noch einmal zur Sprache kam.

Auch vergessen hat man leider die anbahnende Liebesgeschichte zwischen Navabi und Aram, die seit ihrem intimen Moment keine einzige Szene mehr zusammen hatten, in der es irgendwie noch einmal zur Sprache kam. Entweder haben es die Autoren tatsächlich nicht mehr auf dem Schirm oder sie sparen sich diese Storyline für etwas später auf. So oder so, finde ich es schade, dass im Moment immer wieder etwas angesprochen oder angedeutet und dann fallen gelassen wird.

Was mich auch allmählich nervt, ist die Tatsache, dass man aus der Diagnose, die Cooper erhalten hat, so ein Geheimnis macht. Seine Frau bricht bei jedem Gespräch fast in Tränen aus, einem Kollegen gegenüber gesteht er, dass es nicht gut um ihn steht und dieser organisiert ihm dann auch noch einen Platz in einer potentiell heilbringenden, neuen Studie, doch mit keinem Wort wird erwähnt, was man bei ihm gefunden hat. Das wirkt besonders in dieser Episode fast schon ein wenig lächerlich.

Fazit

Keine herausragende Episode, aber dank der netten Zankereien zwischen Reddington und Carter durchaus unterhaltsam. Man merkt aber, dass man sich nun mitten in der Staffel verbindet und die ein oder andere Geschichte ein wenig ausreizen möchte, um für das letzte Drittel noch etwas in petto zu haben. Das ist in Ordnung, doch richtig mitreißen kann die Episode deswegen eben leider nicht, trotz einiger guter Szenen.

Melanie Wolff - myFanbase

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