Bewertung

Review: #2.13 Der Hirschjäger (Nr. 93)

In der letzten Episode ist es noch negativ aufgefallen, nun greifen die Autoren doch noch einmal die Sache um den toten Hafenmeister und Liz' Involvierung in seinen Mord auf. Natürlich findet die Sache eine mehr als angenehme Auflösung, denn mal ehrlich, wer hätte ernsthaft daran geglaubt, dass Agent Keen für die Tat ihres Ex-Mannes hinter Gitter wandert.

"I don't need your protection." -"Oh, I think you do. If it weren't for me, you would have been indicted today."

Auch dass Reddington seine Finger im Spiel haben wird, war von vornherein klar. Dieses Mal jedoch schaltete er niemanden aus, der Liz gefährlich werden könnte, sondern bietet dem Zeugen an, seinen todkranken Bruder ein Spenderherz zu besorgen. Glücklicherweise geht man hier nicht ins Detail, aber es zeigt einmal mehr, über welch anscheinend unerschöpflichen Ressourcen Reddington zu verfügen scheint.

Ich bin froh, dass die ganze Sache vorerst vom Tisch ist, obwohl es interessant hätte werden können, wenn Liz sich ihren Vorgesetzten hätte offenbaren müssen. Ressler ist es letztendlich, der ihr klar macht, dass auch wenn sie Schuldgefühle hat, sie sich immer wieder in Erinnerung rufen muss, welche Arbeit sie hier in der Task Force überhaupt machen. Doch rechtfertigt die Verbrechensaufklärung anderer Taten tatsächlich den Mord an einem anderen Menschen? Gut, Liz hat den Hafenmeister nicht getötet, aber sie hat gezögert, weil sie es nicht fertig brachte, Tom selbst zu erschießen. Nun wird sie wohl damit Leben müssen, aber ich bin mir sicher, dass es nicht mehr allzu oft thematisiert werden wird.

Über den Fall kommen sich das noch immer eher kühl zusammen arbeitende Team Ressler/Keen wieder etwas näher. Noch immer spüre ich keine wirkliche Verbundenheit zwischen den beiden, was einerseits verständlich ist, denn sie sind ein zwangsweise zusammengewürfeltes Ermittlerduo, das unterschiedliche Auffassungen und unterschiedliche Erfahrungswerte hat. Die kleinen Gespräche zeigen zwar, dass sie sich allmählich etwas annähern (auch privat), doch von echter Partnerschaft, geschweige denn Freundschaft ist zwischen ihnen nicht zu spüren. Das ist mal was neues, denn bislang präsentierten sich Ermittlerteams in Fernsehserien stets als unzertrennliche Freunde, die fast schon die Sätze des jeweils anderen ergänzen können. Dass zwischen Ressler und Keen eine gewisse Distanz ist, ist für mich realistischer als die Tatsache, dass alle bei einer Task Force ganz dicke Freunde sind.

"I believe I know the real reason you don't want me to have the Fulcrum." -"That is...?" - "Because you're afraid... that once you give it to me, you'll be of no further use

to me and...you'll never see me again."

Der Fall der Woche beschäftigt sich ausnahmsweise mal mit eine Fall, der nicht von Reddington angeleiert wurde, der jedoch auch irgendwie auf seiner Schwarzen Liste gelandet ist. Schon eigenartig, dass Reddington über so jeden Fall des FBI irgendwie Bescheid zu wissen scheint und dem Team einen interessanten Tip geben kann. Wirklich interessiert hat ihn der Fall ja nicht, aber er gab ihm die Möglichkeit, wieder mit Elizabeth in Kontakt zu treten, die sich noch immer möglichst fern von ihm hält. Am Ende wird ihnen klar, dass sie den besten Erfolg haben, wenn sie zusammenarbeiten.

Also begräbt man vorerst das Kriegsbeil, irgendwie jedenfalls. Reddington fragt Liz nach dem Fulcrum und sie gesteht auch ohne viel Aufhebens, dass sie im Besitz des "Dings" ist, was immer es auch sein soll. Ihr Bitten jedoch, nach Informationen, was das Fulcrum genau ist, kommt Reddington nicht nach, sondern versteckt sich wieder dahinter, dass es zu ihrer eigenen Sicherheit ist, wenn sie nicht zu viel weiß. Liz ist zurecht genervt, doch dann erwähnt Reddington eine interessante Sache, die mir persönlich so noch gar nicht in den Sinn gekommen ist: Wenn Reddington wirklich nur wegen dem Fulcrum Kontakt zu Liz aufgenommen hätte, welchen Wert hätte sie dann noch für ihn, sobald er das Fulcrum von ihr bekommen hat. Es muss mehr dahinter stecken, das ist dem Zuschauer klar, aber Liz nicht. Zwar würde sie Reddington gegenüber dies nie zugeben, doch tatsächlich weiß sie, dass die Task Force mit ihrer Arbeit mit Reddington steht und fällt, so dass sie gut daran tut, vorsichtig zu sein, ihm etwas auszuhändigen, was er so dringend benötigt.

"Guys don't get it. Most women don't care if men go bald." - "No. Did you think I..." - "You're sexy no matter what."

Mir fehlt etwas die engere Zusammenarbeit zwischen Keen und Reddington, der momentan vollkommen alleine agiert und einfach nicht weiter kommt. Die Nummer aus dem Safe entpuppt sich nur als paranoide Stimme, die sich in einem verlassenen Wohnhaus verschanzt und am Ende, als Reddington sie endlich lokalisieren kann, auch schon wieder wie vom Erdboden verschluckt wurde. In der letzten Episode war ich noch begeistert, dass es ungewöhnlich schnell geht mit den neuen Hinweisen, nun wird mal eben ganz stark auf die Bremse gedrückt.

Da wir gerade mal etwas mehr als die Hälfte der Staffel hinter uns haben und bereits klar ist, dass es auch noch eine dritte Staffel geben wird, muss es Rückschläge für Reddington geben. Solange man sie plausibel erklärt (was hier nicht passiert) oder interessante Verbindungen eingegangen werden (die Zusammenarbeit zwischen Reddington und Aram), ist das in Ordnung.

Apropos interessante Verbindung. Auch die letzte Episode einfach unter den Tisch fallen gelassene Interaktion zwischen Aram und Navabi wird wieder aufgegriffen. Navabi flirtet dieses Mal ganz eindeutig mit ihrem Partner, der sich unglaublich geschmeichelt fühlt. Ich finde die beiden wirklich niedlich zusammen und ich freue mich schon darauf, weitere kleine Andeutungen zwischen den beiden beobachten zu dürfen.

Aufgrund all der netten Kleinigkeiten in dieser Episode hätte ich jetzt fast den Fall vergessen. Eigentlich ist er auch zum Vergessen, denn eine ähnliche Sache hatten wir bereits in der ersten Staffel: #1.11 Der gute Samariter beschäftigt sich mit einem ähnlichen Fall, in dem eine Person andere richtet, weil sie irgendeine Verfehlung begangen haben. Das einzige, was mal wieder hängen bleibt, ist der Dilletantismus des FBI, das weiterhin stets blindlings ohne Verstärkung losrennt und dann irgendwie in Gefangenschaft landet. Dass dies nervig und dämlich ist, stellt sogar Reddingont am Ende fest, doch ich bezweifle, dass sich daran etwas ändern wird.

Immerhin führt es zu einer interessanten Szene, in der Liz anfängt, die Serienmörderin zu verspotten und sie im Anschluss fast erwürgt. Die Szene sitzt und durch den Flashback zu der Szene mit Tom, wie er den Hafenmeister tötet, wird nur einmal mehr klar, dass Liz noch immer an der Sache zu knabbern hat und die Schuldgefühle auch nicht allzu bald loswerden wird. Die Frage ist nun nur, wie sie damit umgehen wird.

Fazit

Ein mittelmäßiger bis langweiliger Fall, der nur durch ein paar tolle Szenen zwischen den Hauptcharakteren aufgewogen wird. Man kommt dem Geheimnis um das Fulcrum Schritt für Schritt näher und lässt nun auch wieder Liz und Red sich annähern. Nicht das beste, was "The Blacklist" bislang zu bieten hatte, aber doch solide Unterhaltung.

Melanie Wolff - myFanbase

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