TV-Season 2015/2016 - Sonderkategorie
The 100: Kehrseite einer passionierten Fanfraktion

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Soziale Medien machen es in den heutigen Zeiten noch viel einfacher sich zu informieren und mit Gleichgesinnten auszutauschen. Fanarts, Fanfiction und so weiter werden nicht nur für sich selbst erstellt, sondern können mal eben mit anderen geteilt werden. Da Serien auf ihre Zuschauer angewiesen sind, wird es immer häufiger, dass Crew und Cast über Facebook, Instagram und Co mit Fans in Kontakt bleiben. So halten sie das Interesse an der Serie wach, indem sie beispielsweise parallel zur Ausstrahlung das Geschehen via Twitter kommentieren oder während des Hiatus kleine Einblicke in die kommende Staffel gewähren. Wer ein wenig die Geschichte von "The 100" in den sozialen Medien verfolgt hat, weiß wie passioniert die Fans der Serie sein können. Während es ab der Mitte der zweiten Staffel zwar immer mal wieder Animositäten zwischen den verschiedenen Shippern gab, sorgte die Episode #3.07 Dreizehn schlussendlich für einen richtigen Aufruhr.

#LGBTFansDeserveBetter

Wer nicht weiß, was ein 'Ship War' ist, den möchte ich an dieser Stelle kurz aufklären: Ein solcher entsteht zwischen zwei Parteien, welche jeweils ein anderes Paar innerhalb der Serie bevorzugen und in Streit darüber geraten, zu welchem anderen Charakter eine bestimmte Figur besser passt, beziehungsweise mit wem sie zusammen sein sollte. In "The 100" entwickelten sich schnell Bellamy und Clarke zu einem beliebten Ship, obwohl die beiden innerhalb der Serie nur Freunde sind. Staffel 2 sorgte in Form von 'Clexa', wie das Pairing aus Clarke und Lexa liebevoll genannt wird, schnell für Konkurrenz zu 'Bellarke' und wurde leidenschaftlich verteidigt, erwünscht und erfleht. Besonders fiel dies beispielsweise beim Twitteraccount von Serienmacher Jason Rothenberg auf, welcher diesen gern nutzte, um immer mal wieder den neusten Stand der Dinge oder kleine Andeutungen zu posten. Wer dies ein wenig verfolgt hat, dem ist sicherlich aufgefallen, dass sich unter diesen Tweets häufig als Kommentar sowas wie "Clexa is Endgame" stand. In Staffel 3 kam es schnell zu dem lang erwarteten Wiedersehen zwischen Clarke und Lexa, sogar zu einer Liebesszene und in derselben Episode zum Tod des beliebten Charakters.

Rothenberg äußerte sich in einem Interview nach der Ausstrahlung über das Warum und machte deutlich, dass zwei große Gründe für diese Entscheidung verantwortlich waren: Alycia Debnam-Careys Engagement in der Serie "Fear the Walking Dead" und um so die Geschichte um die Reinkarnation des Commander erzählen zu können. Insbesondere wurde jedoch der Zeitpunkt und die Art des Todes kritisiert, aber auch der Umgang mit dem Fans im Vorfeld. Dem Serienmacher und auch manchen Autoren wurde fanbaiting vorgeworfen, also die Fans gezielt manipuliert und insbesondere die LGBT-Community ausgenutzt zu haben. Wer sich eine Auswahl dieser Aussagen durchlesen möchte, sollte einen Blick auf die Website wedeservedbetter.com werfen, wo jene in Kapiteln sortiert zu finden sind.


Mit dem Hashtag #LGBTFansDeserveBetter machten sich deshalb unzufriedene Fans Luft und Rothenberg verlor bei Twitter Follower. Während es um den Serienschöpfer danach erstmal ruhig wurde, versuchte der Autor der Episode Javier Grillo-Marxuach den Fans der Serie über seinem Tumblr-Account Rede und Antwort zu stehen. Jason Rothenberg veröffentlichte drei Wochen nach der Ausstrahlung der Episode auf einem eigens eingerichteten Blog noch einmal eine Erklärung, in der er auf die Kritik einging, versuchte seine Seite darzustellen und sich entschuldigte. Wirklich beruhigen konnte dies die Gemüter scheinbar aber nicht, denn teilweise kam es sogar zu Aufrufen "The 100" zu boykottieren und auch bei allen möglichen Abstimmungen das Format möglichst gering zu bewerten.

Etwas Gutes entstand aus der ganzen Angelegenheit jedoch, denn für das Trevor Project (eine gemeinnützige Organisation, welche eine US-Telefonseelsorge für jugendliche Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender betreibt) konnten bis Mai 2016 über 100.000 Dollar gesammelt werden. Da durch Lexas Tod auch wieder TV Tropen wie 'Bury Your Gays' und das 'Dead Lesbian Syndrome' in den Vordergrund rückten, entstand der Lexa Pledge um zukünftig aktiv Mitglieder der Medienindustrie einzubinden, um für Fans schmerzhafte Tropen in der Film- und Fernsehlandschaft zu verhindern.

Bei den diesjährigen Fandom Awards 2016 gewann Alycia Debnam-Carey in der Kategorie Fan Freakout of the Year und nutzte die Gelegenheit, um sich bei Jason Rothenberg und den Autoren der Serie zu bedanken, ohne welche Lexa nicht existieren würde. Ebenfalls zeigte die sehr aufgeregte Schauspielerin ihre Freude darüber, wie sehr der Charakter die Zuschauer beeinflusst hat und wie groß dessen Fandom ist. Teilweise geht jenes sogar so weit, dass mache Fans sich für Clarke-Darstellerin Eliza Taylor eine Rolle in "Fear the Walking Dead" wünschen und zwar als Elyza Lex. Ein Wortspiel, da Alycia Debnam-Carey in der Serie Alicia Clark verkörpert.

Fazit

Die TV-Season 2015/2016 zeigte also deutlich, dass eine passionierte Fanfraktion durchaus auch eine Kehrseite hat und eine Eigendynamik entwickeln kann, mit welcher vermutlich keiner der "The 100"-Autoren so gerechnet hat. Hoffentlich sorgt diese Lektion in Zukunft dafür, dass Entscheidungen sorgfältiger abgewägt werden.

Charleen Winter - myFanbase

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