Die enttäuschendsten Storylines 2014/15
Dorne (Game of Thrones, Staffel 5)

Foto:

"Game of Thrones" gelingt es mit jeder Staffel grandiose Geschichten zu erzählen und seine Zuschauer Woche für Woche in eine fantastische Welt zu entführen. Dabei übt jeder einzelne Ort in der Welt von "Game of Thrones" seine eigene Faszination aus, erzählt eine eigene Geschichte, hat seine eigenen Mysterien, Regeln und Religionen und eine bestimmte Familie oder Kultur, die den jeweiligen Ort prägt. In der fünften Staffel wurde uns mit Dorne ein weiterer Ort präsentiert, von dem man eine ebensolche Faszination erwartet hat, wie von all den anderen Orten der Serie. Doch Dorne konnte den Erwartungen nicht gerecht werden, vielmehr bildet die Einführung dieser Storyline die bisher größte Enttäuschung der Serie.

"'Unbowed, unbent, unbroken'. The words of House Martell. A promise to our enemies, and a challenge to our lovers."

Foto: Indira Varma, Game of Thrones - Copyright: 2015 Home Box Office, Inc. All rights reserved.; Macall B. Polay/HBO
Indira Varma, Game of Thrones
© 2015 Home Box Office, Inc. All rights reserved.; Macall B. Polay/HBO

Dorne befindet sich am südlichsten Punkt in Westeros und war das einzige Königreich, welches seine Unabhängigkeit nach der Invasion von Aegon Targaryen halten konnte. Erst ein Jahrhundert vor Roberts Rebellion hat sich das Königreich den Sieben Königslanden angeschlossen, behielt dabei jedoch seine eigenen Bräuche und Gesetze bei, wie bspw. die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Allein der geschichtliche Hintergrund von Dorne sollte somit eigentlich schon genügend Potenzial bieten, um diese Region und ihre Einwohner spannend in der Serie zu inszenieren.

In der Serie wurde Dorne erstmals in der zweiten Staffel relevant, als Tyrion Lannister den Plan schmiedete seine Nichte Myrcella mit dem dornischen Prinzen Trystane Martell zu verloben, um so ein Bündnis zu schließen, welches dem Haus Lannister im Kampf der fünf Könige dienlich ist.

Zwei Staffeln später lernten wir dann schließlich mit Oberyn Martell aka die Viper den ersten Dornischen kennen, der sich mit Leichtigkeit einen Platz in den Herzen der Zuschauer sichern konnte. Durch Oberyn lernten wir mehr über die Kultur von Dorne, das Haus Martell und dessen schwieriges Verhältnis zu den Lannisters. Und erneut wurde das Interesse an diesem noch relativ unbekannten Volk geweckt und man erwartete mit Spannung die fünfte Staffel, um einen tieferen Einblick zu bekommen.

Doch die Erwartungen konnten in der fünften Staffel leider absolut nicht erfüllt werden, obwohl jegliche Zutaten für eine potenziell grandiose Storyline gegeben waren. Zum einen wären da der geschichtliche Hintergrund von Dorne sowie das schwierige Verhältnis zwischen den Lannisters und den Martells, welches sich nach dem Tod von Oberyn noch mehr zugespitzt hat. Zum anderen machte sich niemand geringeres als Jaime Lannister, der in der dritten Staffel zu den besten Charakteren der TV-Season zählte, auf den Weg nach Dorne, um seine Nichte resp. Tochter zurück nach Königsmund zu holen. Und schließlich suchte sich Jaime auch noch den von vielen Zuschauern geschätzten Bronn als seinen Begleiter aus. Gibt es Aspekte, die eine perfektere Ausgangslage für eine grandiose Storyline bieten? Ja... eventuell... bedenkt man die großartige Jorah-Tyrion-Daenerys-Kombination der vergangenen Staffel... Aber nichtsdestotrotz hätte die Storyline um Dorne ebenso grandios werden können.

Hätte! Denn was uns letztlich geboten wurde, war eine gähnend langweilige Aneinanderreihung von vollkommen irrelevanten Szenen, die jedes Mal den Eindruck hinterließen bloße Lückenfüller zu sein und somit eine absolute Verschwendung von kostbarer Sendezeit waren. Die Sandschlagen wurden uns als sex- und kampflustige Frauenzimmer präsentiert, die nur dazu dienlich waren sinnfreie Nacktszenen in die Serie einzubauen. Während die Autoren es in der vierten Staffel geschafft haben Oberyn Martell extrem viel Profil zu verleihen, sind sie bei seinen Töchtern damit leider kläglich gescheitert.

Gleiches gilt für Ellaria Sand, die in der hiesigen Staffel jeglichen Charme verloren hat, obwohl man in der vierten Staffel noch mit ihr gelitten hat, als sie Oberyns Tod mitansehen musste. Und obwohl man ihre Rachegelüste durchaus verstehen kann, wurde sie einfach zu eindimensional, zu störrisch und zu unreflektiert dargestellt, um irgendwie mit ihr mitfühlen zu können. Ähnlich verhält es sich mit Doran Martell, der auf dem Papier unglaublich spannend wirkt, in der Serie jedoch kaum das Interesse der Zuschauer wecken kann. Dabei holt Alexander Siddig schon viel aus seinem Charakter heraus, aber die Autoren haben es einfach nicht geschafft die ganze Storyline um ihn, um Dorne, um die Rache an Oberyn, um die kritische politische Lage der Familie etc. ansprechend zu gestalten.

Zwar hat die ganze Storyline dann in den finalen beiden Episoden doch noch ein wenig Fahrt aufgenommen, aber das Interesse der Zuschauer war zu diesem Zeitpunkt leider kaum noch vorhanden. Zu viele unwichtige Szenen wurden uns zuvor präsentiert, zu wenig Informationen wurden uns zuvor gegeben, um überhaupt etwas in diesen Handlungsstrang zu investieren. Somit bleibt am Ende nur die Hoffnung, dass sich diese enttäuschende Storyline im Verlauf der weiteren Handlung noch entfalten kann - ich hab zumindest eine Theorie.... Doch wie sich diese Storyline auch weiterhin entwickeln wird, derzeit wirkt sie leider nur wie verschenktes Potenzial und absolute Zeitverschwendung!

Annika Leichner - myFanbase

Zur vorherigen Storyline | Zur Übersicht | Zur nächsten Storyline

Kommentare