Die enttäuschendsten Charaktere 2011/2012
Alex Dunphy (Modern Family)

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In einer Serie mit zehn Hauptdarstellern kann es ganz schön schwierig sein, alle Charaktere möglichst gleichwertig zu betrachten. Da kann es schon mal sein, dass eine Person ein wenig vergessen wird. Dass man es aber so konsequent versäumt hat, Alex Dunphy in "Modern Family" zu berücksichtigen, war doch ziemlich enttäuschend.

"I expected more, Alex."

Dabei hat dieser Charakter als neunmalkluges "Familienoberhaupt" solch wunderbare Voraussetzungen, die leider immer nur in Ansätzen ausgespielt wurden. Da durfte Alex mal eine kurze Romanze haben oder sich mal in ihren Lehrer vergucken, ohne dass aber irgendetwas Episodenübergreifendes entstehen würde. Da ist mal ein Schulprojekt, bei dem sie glänzte, die Wahlkampfleitung, die nicht nach ihren Vorstellungen verläuft oder andere, kleine Begleitgeschichten, an denen sie teilhaben darf, weil sie eben zur Familie gehört. Doch mehr als witzige One-Liner springen dabei nie heraus, von irgendeiner wirklich nachhaltigen Geschichte ganz zu schweigen. Nun bin ich eben ein großer Fan von solchen Charakteren. Sei es Ruthie in "Eine himmlische Familie" oder April Nardini aus "Gilmore Girls", diese Rollen sorgen für Erheiterung. In einer ausgesprochenen Comedyserie kann das dann etwas unter gehen, wenn nichts weiter dazu kommt. Bei Alex Dunphy ist dies in dieser Staffel mehr als offensichtlich gewesen, was enormes Potenzial verschenkt hat.

Auffällig war es vor allem deshalb, weil die anderen Dunphys ziemlich viel Handlung erhalten haben. Haley durfte nicht nur ihre Suche nach dem College in mehreren Episoden nutzen, sondern sich auch mit ihrem Vater, der sich damit abfinden muss, dass sie erwachsen wird, in Szene setzen. Hinzu kommt, dass sogar ihre scheinbar abgeschlossene Beziehung zu Dylan wieder aufgegriffen wurde und sie dann richtig erwachsene Entscheidungen trifft. Berücksichtigt man, dass "Modern Family" wie so viele Comedy-Serien auch darunter leidet, dass der Handlungsfortschritt nicht im Mittelpunkt steht, ist das enorm. Hier kann man das insofern nachvollziehen, als dass Haleys Alter nicht umgangen werden konnte, sie diese Entwicklung also machen musste. Warum man das aber nicht auch für Alex nutze, bleibt schleierhaft. Wieso will sie nicht auch das College besuchen, um ihre Ambitionen geltend zu machen? Wieso wird nicht noch mehr auf die Unterschiede zwischen Haley und Alex eingegangen. Es hätte so viel mehr Schwesternmomente geben können, ja eigentlich geben müssen, wobei man hier immerhin einige schöne Momente kreieren konnte. Diese wiederum haben nur deutlich gemacht, wie sehr der Charakter Potenzial verschenkt. Die fehlende Konstanz hat mich doch sehr geärgert.

Auch Luke durfte in dieser Staffel viel mehr glänzen. Sein Verhältnis zu seinem Vater war ein zentraler Schwerpunkt, der sich konsequent durch die Staffel zog und zurecht sehr viel Screentime erhielt. Doch auch hier hat man es nicht genutzt, Alex besser zu integrieren. Ganz zu schweigen davon, ihr wirklich etwas Eigenes zu geben, was über ihr Streben in der Schule oder kleine Besserwissereien hinaus geht. Wie wäre es mit einem kleinen Job, echte Grenzen ihres Strebens, ein Thema, dass sie nicht versteht, irgendetwas, dass sich über mehrere Episoden hinaus entwickelt. Wieso hat sie nicht viel mehr in Claires Wahlkampf gemacht. Spitzfindige Fragen an den Konkurrenten, durchforsten von Gesetzen oder oder oder. Es gab so viele ungenutzte Möglichkeiten. Es bleibt eigentlich nur die Hoffnung, dass man sich all das Potenzial bewusst für die kommende Staffel aufgehoben hat, in der Haley durch ihr College vielleicht etwas weniger anwesend ist und die zweite Tochter so im Leben der Dunphys in den Mittelpunkt rückt. In der jetzigen Form könnte sie auch eine Nachbarstochter sein, die häufiger bei den Dunphys rumhängt. Den Hauptcharakterstatus hat sie jedenfalls noch nicht erfüllen können. All ihre Geschichten waren eigentlich immer nur Mittel zum Zweck für etwas anderes oder nette Begleitunterhaltung. Da geht noch viel mehr, nein, da muss in Zukunft einfach mehr passieren.

Emil Groth - myFanbase

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