Die enttäuschendsten Staffeln 2010/2011
Stargate Universe (Staffel 2)

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Nachdem 2006 "Stargate: SG1" und 2008 "Stargate Atlantis" nach sinkenden Einschaltquoten eingestellt wurden, sollte 2009 das neue Spin-Off "Stargate Universe" das Franchise neu beleben und durch eine Umgestaltung des altbewährten Konzepts sogar neue Zuschauer anlocken. "Universe" sollte dunkler, vielschichtiger und jünger werden. All dies war der Fall. Doch offensichtlich hat man mit dem neuen Konzept zwar nicht nur neue Fans gewonnen, sondern vor allem die alten verscheucht. Die Einschaltquoten waren schon in der ersten Staffel so schlecht, dass die besten Episoden kaum die niedrigsten Quoten von "SG1" und "Atlantis" übertrumpften. Als dann doch grünes Licht für eine weitere Staffel gegeben wurde, war es an der Zeit, das Konzept zu überdenken und die Sache spannender zu gestalten. Doch das funktionierte irgendwie nicht.

"What's the point of having potential if you're not going to step up when you're really needed?" (Eli Wallace, #2.20 Im Ruhezustand)

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Genau das ist es. Potential hatte die Serie von Anfang an, denn alle drei Ziele, dunkler, vielschichtiger und jünger zu werden, wurden durchaus in der ersten Staffel erreicht. Doch irgendwann wurde es zu dunkel, zu vielschichtig und zu jung. Es lässt sich eigentlich kaum festmachen, wann genau diese Veränderung eintrat, doch spätestens zu Beginn der zweiten Staffel war es so weit. Es bildeten sich zu viele lose Handlungsstränge aus, die, kaum glaubte man sie abgeschlossen, zwei oder drei Folgen später wieder aufgenommen wurden und in neue Handlungsstränge aufgedreht wurden. Um nur ein Beispiel zu nennen: Publikumsliebling Eli Wallace (Interview mit Darsteller David Blue) hat endlich eine Freundin, nachdem er die komplette erste Staffel erfolglos hinter Chloe Armstrong (Interview mit Darstellerin Elyse Levesque) her war. Ginn (Julie McNiven) scheint liebevoll und etwas zurückhaltend zu sein, die perfekte Partnerin für das etwas tollpatschige Mathegenie. Doch dann wird sie bei einem Mordanschlag getötet, mit ihr Amanda Perry (Kathleen Munroe), die Freundin von Rush (Robert Carlyle). Alle sind furchtbar traurig, nachvollziehbar. Storyline abgeschlossen. Doch plötzlich tauchen beide wieder auf. Sie sind gar nicht tot. Jedenfalls nicht normal tot, sondern verquer Stargate-tot. Ihre Bewusstseins sind noch vorhanden und haben sich in Chloes Körper hochgeladen, wie in einen Computer. Jetzt droht nicht nur Chloe zu sterben (schon wieder, doch dazu komme ich noch), Eli und Rush wollen die Bewusstseins von Ginn und Amanda nicht aufgeben und laden sie in den Speicher der Destiny. Chloe gerettet, Ginn und Amanda auch. Irgendwie. Storyline abgeschlossen. Doch dann tauchen sie wieder auf und Amanda sorgt für Probleme auf die ich jetzt nicht weiter eingehen will, denn das führt zu weit. Dies ist nur eine der Geschichten, die immer und immer wieder aufgewärmt werden.

Wie erwähnt, wurde die Serie zu jung. Das liegt auf keinen Fall daran, dass nur Jungschauspieler daran beteiligt sind, was einfach nicht stimmt, immerhin sind Hauptdarsteller Louis Ferreira (*1967) und Robert Carlyle (*1961) sicherlich nicht als jugendlich zu beschreiben. Aber ihre Abneigung der von ihnen dargestellten Charaktere gegeneinander wächst so ins Unermessliche, dass es kindisch wirkt. Kindisch ist auch Matthew Scotts (Brian J. Smith) Verhalten, als seine Freundin Chloe von einem Alienvirus infiziert wird und dieser langsam ihren Körper und Geist verändert. Mal abgesehen davon, dass Chloe eh schon nicht zu den Publikumslieblingen gehört, was einfach an ihrer naiven Art liegen wird, durch diesen Schritt wurde sie nur noch unerträglicher und die Storyline nervte nach einigen Folgen so sehr, dass man sich wünschte, dass sie endlich jemand auf einem Planeten aussetzt und man sie nie wieder sieht.

Was Stargate Universe Staffel 2 schlussendlich zu einem Vorzeigebeispiel für die Kategorie der enttäuschendsten Staffeln macht, ist vor allem die unglaubliche Komplexität und dadurch unnötige Kompliziertheit der Storylines. Dazu kommt, dass immer wieder neue aufgetan werden, was vor allem im ersten Teil der Staffel passiert. Zum Ende hin versucht man immerhin wieder die Kurve zu bekommen und beendet die meisten Storylines (Chloe wird geheilt, Ginn und Amanda verschwinden tatsächlich, die Luzianer gliedern sich ein, usw.), doch man vernichtet diesen Eindruck mit einem Schlag wieder. In #2.12 Zwillingsschicksale schafft man eine so verwirrende Story mit Zeitreiseparadoxon, dass auch ein eingefleischter Fan wie ich, der auch die Ursprungsserien seit der ersten Minute verfolgt hat, nicht mehr durchblickt. Danach ist die Storyline natürlich nicht abgeschlossen, auch wenn es erst den Eindruck macht. Die für tot gehaltenen sind nur 2000 Jahre in die Vergangenheit gereist, und haben dort eine neue, jetzt überaus moderne, Zivilisation erbaut. Ich muss zugeben, dass durch das Wideraufgreifen der Storyline das erste Mal in dieser Staffel eine interessante Geschichte geschaffen wurde, deren Vertiefung ich gerne gesehen hätte. Doch das wird zum einen durch die Entwicklungen innerhalb der Serie selbst (die Destiny wird umprogrammiert, dass sie drei Jahre lang durchfliegt und in ein anderes Sonnensystem kommt, um übermächtigen Aliens zu entkommen) und die Absetzung der letzten Stargate-Serie verhindert.

Zum Ende noch kurz, denn das ist auch wieder gelungen. Ob das daran liegt, dass der Druck fort war, dunkler, vielschichtiger, jünger zu sein oder einfach nur eine geniale Autorenleistung den letzten Sekunden des Franchises, das mit dem Ende der Serie wahrscheinlich stirbt, einen schönen Moment zu verpassen, weiß ich nicht zu beurteilen. Die Besatzung geht für drei Jahre in Stasiskapseln in eine Art Ruhezustand, doch eine davon funktioniert nicht und Eli opfert sich, als er versucht sie zu reparieren. Sollte er das nicht innerhalb von zwei Wochen schaffen, muss er sich selbst umbringen. Denn die Destiny hat nicht genug Energiereserven, dass Eli die gesamte Zeit wach bleibt. Obwohl der Zuschauer nicht erfährt, ob Eli es schafft die Kapsel zu reparieren, ist die Szene ein würdiger Abschluss der durchaus durchwachsenen bis schwachen Serie. Er steht in der Aussichtskuppel und schaut in das Blau des FLT-Antriebs (FTL = faster than light, anderes Wort für Warp-Antrieb oder Hyperraum). Er lächelt und dreht sich weg.

Jamie Lisa Hebisch - myFanbase

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